Zum Schluss ging alles ganz schnell: Die Deutsche Bank übernimmt 29,75 Prozent an der Postbank. Dadurch werden die Frankfurter größter Einzelaktionär bei der Post-Tochter - mit der Option auf mehr. Doch der Preis ist aus Sicht der Analysten hoch.
Das hat dann doch überrascht: Die Deutsche Bank lässt sich die Übernahme der Postbank einiges kosten. Dabei zahlen die Frankfurter 57,25 Euro je Postbank-Aktie, teilten die Deutsche Bank und die Deutsche Post am Freitag mit.
Der Kaufpreis von 2,8 Mrd. Euro entspricht einem Aufschlag von von 31 Prozent auf den aktuellen Aktienkurs von 43,70 Euro. Erwartet worden war ein Preis zwischen 54 und 55 Euro je Aktie. Die Börsianer reagierten negativ auf die Nachricht: Die Deutsche-Bank-Aktie fiel um 2,3 Prozent, Postbank-Papiere verloren 4,7 Prozent.
Deutsche-Bank-Vorstandschef Josef Ackermann bezeichnete die Konditionen trotzdem als "attraktiv": "Dies ist eine gute Finanzinvestition, stärkt unser eigenes Privatkundengeschäft und schafft Wert für unsere Aktionäre." Gleichzeitig eröffne die Option, die Beteiligung an der Postbank in Zukunft aufzustocken, zusätzliche langfristige Wachstumsmöglichkeiten, sagte Ackermann am Freitag. Die Bundesregierung, die indirekt über die Förderbank KfW an der Post beteiligt ist, und die Kartellbehörden müssen dem Einstieg noch zustimmen, wobei Berlin bereits das Plazet signalisierte.
Die Transaktion soll über eine Kapitalerhöhung um 2 Mrd. Euro gegenfinanziert werden. Sowohl der Zeitpunkt als auch die Ausgestaltung der Erhöhung seien nach Angaben der Institute aber noch offen. Auch das ist eine Überraschung. Die Analysten von Oppenheim Research und der LBBW hatten noch vor wenigen Tagen geschrieben, dass es auch ohne Kapitalerhöhung gehe.
Der Kauf ist Teil einer zweistufigen Strategie: Die Deutsche Bank erhält die Option von der Post, ein weiteres Aktienpaket in Höhe von 18 Prozent an der Postbank für 55 Euro je Aktie zu erwerben. Diese Option könne zwischen 12 bis 36 Monate nach dem Erwerb der Minderheitsbeteiligung ausgeübt werden.
Um sich gegen einen möglichen weiteren Kursverfall im Zuge der Finanzmarktkrise zu wappnen, hat sich die Post ihrerseits eine Verkaufsoption zusichern lassen: Sie kann ihren verbleibenden Postbank-Anteil von 20,25 Prozent plus einer Aktie zum Preis von 42,80 Euro je Aktie an die Deutsche Bank veräußern. Diese Option kann sie zwischen 21 und 36 Monaten nach dem Abschluss des Verkaufs der Minderheitsbeteiligung an die Deutsche Bank ausüben.
"Für die Minderheitsaktionäre ist das keine gute Sache. Sie erhalten kein attraktives Angebot", sagte ein Broker, der nicht namentlich zitiert werden wollte. Denn: Da die Deutsche Bank unter der Schwelle von 30 Prozent geblieben ist, muss sie kein Übernahmeangebot unterbreiten. Mit diesem Schritt könne sie warten. "In sechs Monaten kann sie einen unattraktiven Übernahmepreis offerieren, der sich am Durchschnittkurs der dann vergangenen drei Monate orientiert", sagte der Broker weiter. Er empfiehlt die Aktie zum Verkauf.
Die Analysten von JP Morgan beurteilten die Transaktion aus Sicht der Deutschen Post ebenfalls skeptisch. "Die Deutsche Post erhält sofort 2,8 Mrd. Euro. Der Nachteil ist aber, dass wegen der mehrstufigen Vorgehensweise erst einmal keine Synergien gehoben werden können. Das bedeutet wiederum, dass die Deutsche Post wohl nicht von ihrem verbleibenden Anteil an der Postbank profitieren wird", schrieb JP-Morgan-Analyst Damian Brewer in einem Researchbericht.
FTD.de, 12.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters
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