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Schiffsfonds in der Klemme

von Jürgen Dobert

Kampf an zwei Fronten: Die Margen im Schiffbau werden enger und die Banken mit ihrer Kreditvergabe restriktiver. Das hinterlässt inzwischen bei Emissionshäusern, Reedern und den Schiffbauern Spuren.

ZUM THEMA

Zunehmend haben Werften Probleme, mit den vereinbarten Baupreisen zu wirtschaften, weil Stahlpreise und Zulieferprodukte kräftig teurer geworden sind als bei Auftragsannahme kalkuliert.

Für die auftraggebenden Reeder und Fondshäuser ist es schwer geworden, die bestellten Schiffsneubauten frühzeitig mit einer ausreichenden Beschäftigung zu rentierlichen Charterraten abzusichern. Dies aber ist seit dem Ausbruch der Finanzkrise Voraussetzung für eine Kreditzusage der Banken.

Im Platzierungsgeschäft für geschlossene Schiffsfonds wirken sich die verschärften Bedingungen auf vielfache Weise aus: Trotz erhöhten Zulaufs an neuer Tonnage klagt die Branche über einen Mangel an - vor allem guten- Schiffsfondsangeboten. Die Umsätze sind in diesem Jahr bisher rückläufig. Etliche Schiffe sind mangels ausreichender Rentabilität derzeit nicht vermarktbar. Bei den vorgelegten Angeboten müssen Anleger umso genauer darauf achten, ob die Stellschrauben, mit denen Projekte gerne mal schöngerechnet werden, nicht zu heftig angezogen wurden.

Platziertes Eigenkapital geschlossener Fonds und Schiffcharterraten
 Platziertes Eigenkapital geschlossener Fonds und Schiffcharterraten

Deutsche Schiffsfonds-Initiatoren und Reedereien haben es bereits mehrfach erleben müssen, dass sich insbesondere chinesische Werften weigerten, den Neubau vertragsgemäß zu übergeben. Mit dem Druckmittel des fertigen Schiffes in der Werft - Motto: "Dann klagen Sie doch" - konnten die Schiffbauer erhebliche Preisnachforderungen durchsetzen. Das war so lange zu verkraften, wie die Marktpreise den aufgezwungenen Mehrpreis deckten. Doch das ist heute anders.

Als direkte Folge der weltweiten Finanzkrise kommt erschwerend das restriktive Verhalten der Banken hinzu. So müssen Schiffskredite schneller getilgt werden: in 12 bis 15 Jahren statt bisher 15 bis 18. Kreditiert werden nur noch 60 bis höchstens 70 Prozent des Schiffspreises (bisher 70 Prozent und mehr). Gegenüber Schiffsfonds-Kommanditgesellschaften sollen sogar nur noch 60 Prozent akzeptiert werden. Entsprechend mehr Eigenkapital muss platziert werden.

Waren die Schiffskreditabteilungen vor Ausbruch der Krise so großzügig mit der Vergabe von Kreditzusagen, dass sie den Reedern sogar die Anzahlungen während der Bauphase vorfinanzierten, so müssen die Besteller nun schon vorab 10 oder 20 Prozent selber beisteuern. Das fällt insbesondere deshalb schwer, weil es meistens nicht um einzelne Schiffe, sondern um große Serien mit bis zu zwei Dutzend Einheiten geht. Auch werden die Sicherheiten genau überprüft. Vor der Krise wurde dagegen die Unterschrift für "persönliche Haftung" oft selbst dann akzeptiert, wenn der Geschäftspartner gar nicht das entsprechende Vermögen nachweisen konnte. "In den Banken regiert das Risikomanagement", ist die allgemeine Beobachtung.

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Aus der FTD vom 10.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de

 

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