Westlich von London steht eines der prächtigsten Häuser der Welt. Doch es liegt ein Fluch auf ihm: Der Bauherr musste ins Gefängnis, keiner will die 70-Mio.-Pfund-Villa kaufen. Längst nennen die Briten es "House of Horrors".
Schon der Park ist herrschaftlich. Und so liebevoll gestaltet! Schlanke Bäume und gestutzte Hecken säumen die Grasfläche, aus einer Teichanlage schießt eine schnurgerade Wasserfontäne. Dahinter blitzt mitten in der Anlage ein Herrenhaus, ein Schloss fast. Innerhalb der schnörkeligen Mauern der Villa von Updown Court verstecken sich 103 Zimmer, Theater, Bowlingbahn und Billiardzimmer. Luxus für Reiche - doch die wollen das Anwesen westlich von London offenbar nicht.
Kein Oligarch, Ölscheich oder reicher Chinese ist bislang bereit, den Preis von 70 Mio. Pfund, rund 87 Mio. Euro, zu zahlen. Updown Court ist eines der teuersten Eigenheime, die je zu Spekulationszwecken gebaut wurden - und steht seit drei Jahren leer. Den Eigentümer wechselte es bislang nur einmal. Grund: Der erste Bauherr musste ins Gefängnis. "House of Horrors" taufte die britische Boulevardpresse das völlig überdimensionierte Anwesen bereits.
Dabei ist doch an alles gedacht, was die wohlhabende Klientel sich wünschen könnte. Das mit Giebeln und Erkern im georgianischen Stil erbaute Haus hat knapp 5000 Quadratmeter Fläche, 30 Personen könnten darin wohnen. Selbst an die Ängstlichen unter ihnen ist gedacht. Wer um sein Geld oder Leben fürchtet, kann sich jederzeit in ein eingebautes Kellerversteck zum Schutz gegen Terroristen zurückziehen.
Auch die Lage ist hervorragend: Das Herrenhaus liegt in Surrey, rund 45 Kilometer von der Londoner City entfernt. Ein gestresster Milliardär bräuchte nur 20 Minuten mit dem Auto, um seinen Privatjet am Londoner Flughafen Heathrow zu erreichen.
Updown Court ist ein Auswuchs der britischen Immobilieneuphorie, die die Hauspreise seit den 80er-Jahren ums Dreifache steigen ließ. Geschäftsleute aus dem Nahen Osten, aus China und Russland strömten über Jahre in die Finanzmetropole London, wollten ihren Reichtum zeigen und kauften in den schönsten Luxuslagen. Ein Geschäftszweig für Immobilienkaufleute entstand. Und so witterte ein Nachbar von Updown Court eine Chance, als das alte Haus vor 20 Jahren abbrannte. Der Ingenieur entwarf einen Palast mit Dutzenden Säulen und Tonnen von Marmor, den er weiterverkaufen wollte. Er trieb aber noch andere Geschäfte, hinter denen die Behörden Geldwäsche vermuteten - und musste hinter Gitter. Sein Traumbau blieb auf halbem Wege stecken. Nach 18 Monaten wurden die Vorwürfe fallen gelassen. Doch er hatte die Nase voll.
Als Bauträger löste ihn Leslie Allen-Vercoe ab, ein Brite, der vornehm näselnd spricht. Er soll für Updown Court Berichten zufolge rund 40 Mio. Pfund bezahlt haben. Zusammen mit seinem Partner Alan Mackinnon rüstete den Bau auf, baute ihn noch weiter aus, nahm dafür Kredite auf. "Wir wollten das Haus für das europäische Klientel attraktiver machen", sagt er. Das Duo entließ den amerikanischen Architekten und beauftragte italienische Handwerker, die den 27 Bädern abendländisches Flair einhauchten. Die Halle schmücken nun zwei kühne Treppenflügel, die auf Säulen ruhen. Geholfen, einen Käufer zu finden, hat es bisher nicht. Und die Immobilienkrise macht die Angelegenheit auch nicht einfacher.
Dennoch gibt sich der Bauherr optimistisch, hofft, dass die Krise keine Auswirkungen hat: "Für solche Objekte gibt es weltweit nur eine Handvoll Interessenten. Der Markt hat andere Gesetze", so Allen-Vercoe. Vor Kurzem hätten sich drei mögliche Käufer aus Nahost, Russland und England gemeldet.
Ach ja, und dann sollten Interessenten auch noch Folgendes wissen: Allein der Unterhalt des Anwesens kostet Allen-Vercoe bereits jetzt rund 500.000 Pfund pro Jahr. Drei Leute putzen zurzeit die Böden, schneiden die Hecken oder polieren die Badezimmerwände. Sobald die Villa bewohnt ist, würden die Betriebskosten allerdings noch etwas steigen, sagt Allen-Vercoe. "Denn wer auf Dauer in Updown Court wohnt, braucht doch etwas mehr als drei Mann Personal."
Aus der FTD vom 11.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Updown Court, Updown Court
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