Triebwerksprobleme beim A400M

Sorgen um höhere Kosten für EADS

von Gerhard Hegmann und Nora Nickig

Ein Dementi des Konzerns zu weiteren Verzögerungen beim neuen Militärtransporter konnte dem Aktienkurs nicht helfen: EADS drohen in dem Fall Strafzahlungen an die Abnehmerländer.

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Der Airbus-Konzern EADS hat Gerüchte über weitere Rückstellungen für den neuen Militärtransporter A400M zurückgewiesen. Das in Spanien montierte Flugzeug wird wegen Problemen mit dem Triebwerk mit mehrmonatiger Verspätung frühestens im Dezember erstmals abheben. "Das hat nicht automatisch Auswirkungen auf die Erstauslieferung", sagte ein EADS-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.

EADS hatte 2007 bereits 1,4 Mrd. Euro für Mehrkosten bei der A400M-Entwicklung zurückgestellt. Eine Erhöhung dieser Summe sei nicht nötig, sagte der Konzernsprecher - was Analysten laut eines Berichts aus der Pariser Wirtschaftszeitung "Les Echos" erwarteten. Die Spanne reicht dabei von 200 bis 700 Mio. Euro. Das Hauptproblem beim Triebwerk sei die Software FADEC (Full Authority Digital Engine Control). Die Aktie gab zwischenzeitlich um mehr als sieben Prozent nach.

Bisher wurden 192 Maschinen vom Typ A400M fest bestellt. Ursprünglich sollte der erste Militärtransporter im Oktober 2009 an die französischen Streitkräfte gehen. Der Termin wurde bereits um sechs Monate verschoben, eine Verzögerung um weitere sechs Monate ist möglich. Die Bundeswehr muss bis 2011 auf ihre erste A400M warten.

Drohende Strafzahlungen

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Für Airbus und seine Muttergesellschaft EADS bergen die weiteren A400M-Verzögerungen die Gefahr, dass es zu Strafzahlungen an die Abnehmerländer kommen kann. Zudem hat EADS das 20-Mrd.-Euro-Projekt auf der Basis eines Festpreises mit den sieben europäischen Abnehmerländern geschlossen. Kostensteigerungen gehen daher zu Lasten des Konzerns.

Die bisherigen Verzögerungen beim A400M-Projekt beruhen vor allem auf Problemen bei der Entwicklung der riesigen Propeller-Triebwerke sowie deren Befestigung am Flugzeug. Zwischen Airbus und dem europäischen Triebwerkskonsortium gibt es seit Monaten einen Kleinkrieg, wer für die kostenintensiven Verzögerungen die Verantwortung trägt, zumal auch der Flugzeughersteller Probleme beim Bau der Maschine hatte.

Termin für Jungfernflug ist noch offen

Die aktuelle Hauptschwierigkeit ist, dass es nach wie vor Verzögerungen bei einem umgebauten US-Modell gibt, dass zu Versuchszwecken mit einem A400M-Testtriebwerk ausgerüstet wurde. Wann das viermotorige Testflugzeug vom Typ Herkules C-130 erstmals abhebt, ist nach wie vor offen. Airbus hatte 2005 den Testauftrag an die britische Spezialfirma Marshall Aerospace vergeben, das A400M-Triebwerk im Flug untersuchen soll. Wie es heißt, muss das A400M-Triebwerk mit seinen gewaltigen, 5,33 Meter langen Propellern mindestens 50 Stunden an dem Herkules-Flugzeug im Einsatz gewesen sein. Erst mit den Daten dieser Versuchsflüge könne dann die erste Original-A400-Maschine in Spanien zu ihrem Erstflug starten.

"Die Flugsoftware kann nicht programmiert werden, so lange keine Flugdaten vorliegen", heißt es bei Experten. Offensichtlich bereiten die enormen Schwingungen des Triebwerks mit 10.000 PS und die Luftverwirbelungen an den Propellern den Experten noch Schwierigkeiten. Das Triebwerk selbst habe bereits eine Flugzulassung. Nach wie vor muss aber auch das Triebwerksonsortium EPI seine Hausaufgaben machen. So gab es jüngst Probleme mit dem Getriebe und bei Versuchen mit simuliertem Regen.

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FTD.de, 12.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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