Sie begann bei einem kalifornischen Hypothekenanbieter und hat inzwischen Märkte in aller Welt erfasst: Die Subprime-Krise um schlecht besicherte US-Immobilienkredite betrifft längst auch andere Branchen. Unter den Opfern sind zunehmend deutsche Unternehmen.


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Devisen auf Achterbahnfahrt

Dossier Lehman-Panik erschüttert Dollar

von Yasmin Osman und Mark Schrörs (Frankfurt)

Die Panik rund um die US-Investmentbank Lehman Brothers hat die mehrwöchige Rally des amerikanischen Dollar abrupt beendet. Der Markt fürchtet ein Scheitern der Kapitalerhöhung des Instituts.

Nachdem die Euphorie wegen der Verstaatlichung der beiden Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac dem Greenback am Montag noch einen zusätzlichen Schub verliehen hatte, kam am frühen Abend der Absturz. Auslöser war die Befürchtung, die geplante Kapitalerhöhung bei Lehman könne scheitern.

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Hatte der Greenback den Euro im asiatischen Handel noch auf 1,4047 $, den niedrigsten Stand seit Anfang Oktober gedrückt, so schnellte er bis 20 Uhr MESZ wieder über die Marke von 1,42 $. Mit einer Trendwende zugunsten des Euro rechnen Devisenexperten dennoch nicht - gerade weil die Finanzkrise noch lange nicht beendet wird. Bis Mitte 2009 dürfte der Euro noch zwischen 1,30 bis 1,35 $ kosten, schätzen Banken wie Morgan Stanley und UBS.

Kursinformationen + Charts

1,42 USD -0,02 % [0,00]
Chart
EURO / US DOLL.. 1,42 USD -0,02 %
LEHMAN BROTHER.. 3,65 USD -13,51 %
FEDERAL NATION.. 0,70 USD -10,26 %
FED. HOME LOAN.. 0,46 USD -22,03 %

Drei Faktoren stärken derzeit den US-Dollar, zählt Matthias Grabbe, Leiter Devisensales der BHF-Bank auf. Ein Faktor ist das so genannte "Deleveraging": Weltweit bauen Anleger Risikopositionen in Rohstoff-, Zins- und Aktienmärkten ab, die sie mit Krediten finanziert haben. Diese Kredite hatten sie in Währungen mit niedrigen Zinsen aufgenommen.

Japanischer Yen und Schweizer Franken sind als Finanzierungswährung für solche "Carry Trades" bekannt. "Zum Teil haben sich Marktteilnehmer auch in Dollar verschuldet", sagt Grabbe. Das liegt an den massiven Leitzinssenkungen der US-Notenbank. Seit die Nervosität wieder steigt, profitieren Yen, Franken und Dollar davon, dass die Kredite wieder zurückgefahren werden. "Die grenzüberschreitende Risikoreduzierung wird ein mächtiges Thema bleiben und den unterbewerteten und überverkauften Dollar weiter stützen", sagt Stephen Jen, Chefwährungsstratege von Morgan Stanley.

Repatriierung von US-Kapital

Außerdem berichteten Händler zuletzt verstärkt darüber, dass US-Anleger ausländische Wertpapieranlagen verkaufen, den Erlös in Dollar tauschen und zurück in die USA holen. Experten sprechen von einer "Repatriierung" von US-Kapital. Die Kurseinbrüche an Aktienmärkten der Schwellenländerbörsen und Europas stützen die These. Denn Anleger glauben längst nicht mehr daran, dass sich der Rest der Welt von einer Wachstumsflaute in den USA loseisen kann. Auch das schwächt den Euro. Anleger stellen sich zunehmend auf Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) ein, obwohl diese keine Signale in diese Richtung sendet. Doch das bestätigt viele Anleger eher noch. Sie argumentieren, das werde Europa den Rest geben.

"Im aktuellen Umfeld würde selbst eine erneute Zinserhöhung der EZB den Euro nicht mehr stützen - das würde nur als weiterer Sargnagel für die Konjunktur in der Euro-Zone interpretiert werden", sagt Folker Hellmeyer, Chefdevisenanalyst der Bremer Landesbank. Und während in Europa der Widerstand gegen den starken Euro wächst, freunden sich die USA mit einer Stärke des Dollar wieder an.

Lange hatte die US-Regierung die Dollar-Schwäche stillschweigend akzeptiert. Das hat sich geändert. "Sie sind sich der Gefahren des Teufelskreises aus abwertendem US-Dollar und steigenden Ölpreisen bewusst geworden", sagte Jen. Diese Kombination hat die Inflation in den USA erheblich angeheizt. In Europa wächst dagegen das Bewusstsein, dass die starke Währung zwar die Importpreise niedrig hielt, aber die Exportwirtschaft belastete.

Die Entwicklung des Ölpreises begünstigt den Dollar ebenfalls. "Wenn der Ölpreis stabil bleibt, kann der Dollar weiter zulegen. Wenn er weiter fällt, kann der Dollar gar eine Rally hinlegen. Wenn hingegen der Ölpreis steigt und die Marke von 150 $ je Barrel antestet, dürfte der Dollar wieder verlieren", sagt Jen.

Kursinformationen

Name Aktuell
% abs.
EURO / US DOLLAR (EU.. 1,4218 USD -0,02 % 0,00
LEHMAN BROTHERS HOLD.. 3,65 USD -13,51 % -0,57
FEDERAL NATIONAL MOR.. 0,70 USD -10,26 % -0,08
FED. HOME LOAN MORTG.. 0,46 USD -22,03 % -0,13
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Aus der FTD vom 10.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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