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Wirtschaftsbücher

Kraftloser Sammelband über den Ruhrpott

von René Martens

Der Sammelband "Ruhrkraft" versucht zu ergründen, wie man dem Ruhrgebiet wirtschaftlich auf die Sprünge helfen kann. Hochkarätig sind die Autoren: Politiker, Vorstands- und Aufsichtsratschefs, Forscher oder Kulturschaffende. Um so trauriger, dass dem Leser so viele Plattitüden serviert werden.

ZUM THEMA

Über 40 Technologie-, Innovations- und Gründerzentren gebe es im Ruhrgebiet, sechs Universitäten und neun Hochschulen machten die Region "zu Europas dichtester Bildungslandschaft", und bundesweit fänden sich nirgendwo so viele Ärzte und Kliniken wie hier.

Herbert Lütkestratkötter, der Vorstandschef von Hochtief, schwärmt in dem Buch "Ruhrkraft" vom Pott als einer "Region auf dem Weg zur Weltspitze". Der Sammelband geht auf ein Konzeptpapier zurück, das der Initiativkreis Ruhrgebiet unter dem Titel "Zukunft Ruhr 2030" im Herbst vergangenen Jahres vorstellte. Die Gruppierung, in der 70 Unternehmen zusammengeschlossen sind, verbreitet darin die Vision, dass in knapp zwei Jahrzehnten "die Metropole Ruhr eine Modellregion für die nachhaltige Lösung globaler Herausforderungen sein" werde. Das klingt ein bisschen so, als verspreche der MSV Duisburg seinen Fans den Gewinn der Champions League.

Der Journalist und Herausgeber des Buches, Christoph Peck, versucht, Antworten auf die Frage zu finden, wie sich die Region aufstellen muss, damit der Höhenflug dennoch gelingen kann. 33 Autoren - Politiker, Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzende, Wissenschaftler und Vertreter der Kulturszene - hat er eingeladen, denen es an allgemeinen Antworten nicht mangelt: Bildung und Wissenschaft sowie Werkstoffe und Logistik sollen die "Wachstumsmotoren" sein, und unbedingt nutzen müsse man den Vorteil, dass die Region der Verkehrsknotenpunkt Europas sei.

Das Problem: Kaum einer der Autoren ist bereit, in die Tiefe zu gehen, viele reißen bloß an, was auch ihre Mitstreiter anreißen, und so betonen viele, dass Schluss sein muss mit der "Kirchturmmentalität", man also eine Verwaltungsreform brauche, die aus 53 Städten eine Metropole machen könnte.

"Ruhrkraft. Eine Region auf dem Weg zur Weltspitze", herausgegeben von Christoph Peck
 "Ruhrkraft. Eine Region auf dem Weg zur Weltspitze", herausgegeben von Christoph Peck

Das Niveau von Grußworten

Die meisten Texte klingen wie leicht verlängerte Gruß- und Geleitworte. "Vom Kohlenpott zum 'I-Pott'" lautet die Überschrift des Beitrags, den etwa CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla verfasst hat.

Zu den wenigen, die Klartext reden, gehört Birger Priddat, der Präsident der Universität Witten/Herdecke. "Dafür, dass das Ruhrgebiet das Herz von Europa sein könnte, ist es noch viel zu deutsch; selbst die Visionen sind vielleicht noch zu regionalistisch ausgelegt", sagt der Ökonom und fragt: "Wie attraktiv ist das Ruhrgebiet für ausländisches Kapital?" Priddat macht konkrete Vorschläge, etwa für die Gesundheitswirtschaft. "Pflege, Wellness und Standardmedizin" sollten an einem Ort zusammengefasst werden, wobei es wichtig sei, auf "lokale Schwerpunktthemen" zu setzen statt auf "dezentrale Fachkompetenzverteilungen".

Ansonsten bleibt vieles im Vagen, weil insbesondere die Manager ihren Platz dazu nutzen, warme, werbende Worte für ihr Unternehmen unterzubringen. Immerhin, den meisten gelingt dies eleganter als dem unvergleichlichen Hartmut Mehdorn. Eine der Aussagen des Bahnchefs lautet: "In Metropolenregionen wie dem Ruhrgebiet sind wir mit unserer Kompetenz besonders gefordert."

Ruhrkraft.

Eine Region auf dem Weg zur Weltspitze

Christoph Peck (Hg.) | Hoffmann und Campe 2008 | 175 S. | 12,95 Euro

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FTD.de, 13.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de

 
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