Familienfehde in Wolfsburg

Piëch provoziert Eklat bei VW

40.000 Gewerkschafter haben vor den Wolfsburger Werkstoren demonstriert - und drinnen landete der VW-Aufsichtsratschef einen Coup: Ferdinand Piëch stellte sich in der Abstimmung über das VW-Gesetz gegen den Porsche-Clan. Der schäumt jetzt vor Wut.

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Ferdinand Piëch machte bei der Ausichtsratssitzung den Weg frei für die Annahme eines Antrags der Arbeitnehmer: So müssen Kooperationen zwischen der VW-Tochter Audi und Porsche künftig vom Volkswagen-Aufsichtsrat genehmigt werden. Das verlautete am Freitag aus Teilnehmerkreisen. Der Chef des Kontrollgremiums, der bei der Sitzung nicht anwesend war, hatte mit einer sogenannten Stimmbotschaft seine Enthaltung übermittelt.

Desweiteren stimmte das Kontrollgemium einem Antrag des Landes Niedersachsen zu, wonach das VW-Gesetz nur in Teilen an das Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) angepasst werden soll. Nach dem Willen von Porsche soll die Satzung komplett abgeschafft werden. Sie räumt dem Land ein Vetorecht bei VW ein und begrenzt so den Handlungsspielraum des Porsche-Managements.

Gegen den Antrag stimmten die Porsche-Vertreter Wolfgang Porsche, Wendelin Wiedeking, Holger Härter sowie alle übrigen Kapitalvertreter. Damit ist es zwischen den Porsche-Eigentümerfamilien zum Bruch gekommen. "Ich bin entsetzt über das Abstimmungsverhalten des VW-Aufsichtsratsvorsitzenden", sagte Wolfgang Porsche nach der Sitzung.

McCreevy springt Porsche bei

Zwischen den Familien Porsche und Piëch brodelt es schon länger: Zuletzt war aus Kreisen verlautet, dass der VW-Aufischtsratschef Chef aktiv an der Ablösung Wiedekings arbeite. Grund: Im VW- und Audi-Management gebe es massive Widerstände, weil Porsche Modelle wie den Phaeton und die Marke Seat infrage gestellt habe.

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VOLKSWAGEN AG .. 212,85 EUR 0,33 %
PORSCHE AUTOMO.. 89,83 EUR -0,19 %

Während der Ausichtsratssitzung demonstrierten vor dem Wolfsburger Werk nach Gewerkschaftsangaben rund 40.000 VW-Mitarbeiter für den Erhalt ihrer Mitspracherechte. Die größte Kundgebung von Beschäftigten in der VW-Unternehmensgeschichte sollte vor allem eine Machtdemonstration gegen Porsche sein. Der Sportwagenhersteller hielt zuletzt 31 Prozent an VW und wird demnächst das Steuer bei Europas größtem Autobauer mehrheitlich übernehmen.

Rückendeckung erhielt der Stuttgarter Sportwagenhersteller indes von der Europäischen Union. EU-Kommissar Charlie McCreevy will die nächste Stufe in dem Verfahren gegen die Bundesregierung einleiten, um das Gesetz entsprechend dem Urteil des EuGH zu ändern. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff bekräftigte, sein Bundesland wäre notfalls in der Lage, weitere VW-Anteile hinzuzukaufen, um seine Sperrminorität zu behalten.

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FTD.de, 12.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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