Christian Wulff provoziert vor der VW-Aufsichtsratssitzung beinahe einen Eklat. Doch der drohende Machtkampf mit Großaktionär Porsche wird rasch noch beigebogen.
Christian Wulff ist Politiker. Politiker werden viel gefragt. Und sie antworten gern. So auch Wulff: "Dann müssten wir fünf Prozent zukaufen. Das Geld würde ich lieber für andere Dinge aufwenden, aber notfalls tun wir das natürlich", sagt Niedersachsens CDU-Ministerpräsident ausgerechnet vor Automanagern.
Denn gemeint hat Wulff eine Aufstockung des niedersächsischen Anteils an Volkswagen (VW) von derzeit 20 auf 25 Prozent. Ein Knaller! Eine Kampfansage an den dominierenden VW-Großaktionär Porsche, der bald die VW-Mehrheit übernehmen will. Und das kurz vor der mit Spannung erwarteten VW-Aufsichtsratssitzung mit einer IG-Metall-Großdemo am Freitag. Wulff greift also an.
Das war am Mittwochabend. Nicht einmal einen Tag später war aus der vermeintlichen Kampfansage aber ein Rohrkrepierer geworden. "Wenn wir aufstocken müssten, könnten wir, aber wir müssen nicht", fängt ein Sprecher der Landesregierung den Ministerpräsidenten wieder ein. Man hätte es wissen können. Denn schon zuvor hatte Wulff bereits mit einer Aufstockung bei VW auf 25 Prozent kokettiert. Im Frühjahr 2007 war das. Passiert ist nichts.
Kursinformationen + Charts
212,85 EUR | 0,33 % | [0,69] |
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VOLKSWAGEN AG .. | 212,85 EUR | 0,33 % |
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SALZGITTER AG .. | 86,25 EUR | 4,03 % |
PORSCHE AUTOMO.. | 89,83 EUR | -0,19 % |
Dabei wäre das eine hübsche Idee. Mit einem Schlag wäre einer der großen Konflikte bei Porsches angekündigter Machtübernahme in Wolfsburg gelöst: Wulff, die Bundesregierung und der VW-Betriebsrat müssten nicht mehr gegen Porsche und die EU um das umstrittene VW-Gesetz kämpfen. Die Sonderregel räumt Niedersachsen mit 20 Prozent ein Vetorecht ein. Üblich sind im Aktienrecht 25 Prozent. Die EU plant deshalb schon die zweite Klage. Wenn Niedersachsen 25 Prozent besäße, wäre das VW-Gesetz sinnlos.
Aber wie soll Wulff es auf ein Viertel der Anteile schaffen? Er bräuchte beim derzeitigen VW-Aktienkurs knapp 3 Mrd. Euro, um die nötigen fünf Prozent an VW zu kaufen. Der gesamte Haushalt Niedersachsens in diesem Jahr liegt bei 23,9 Mrd. Euro.
Gelegentlich war angedeutet worden, das Geld könnte durch den Verkauf anderer Beteiligungen eingenommen werden. Dabei fiel oft der Name Salzgitter. Niedersachsen hält ein Viertel am Stahlkonzern. Das Paket würde an der Börse 1,3 Mrd. Euro bringen. Aber würden die Salzgitter-Arbeiter noch einmal Wulff wählen, wenn ihnen mit Niedersachsen der schützende Großaktionär abhanden kommt? Wenn Salzgitter ohne die sichernde Hand der Politik zum Ziel von gierigen Finanzinvestoren werden könnte? Das wird sich auch Wulff überlegen.
Porsche gibt sich gelassen. "Es ist das gute Recht jedes Aktionärs, seinen Anteil aufzustocken", sagte ein Firmensprecher. Mancher Lokalpolitiker in Stuttgart reagiert gereizter. Schließlich sei Niedersachsen ein Empfängerland im Länderfinanzausgleich und Baden-Württemberg ein Zahler. "Am Ende kaufen die mit unserem Geld VW-Anteile gegen Porsche", sagt einer. Das ist zwar weit hergeholt. Aber so sind sie halt, die Politiker: Sie reden gern.
Kursinformationen
Name | Aktuell | % | abs. | ||
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VOLKSWAGEN AG STAMMA.. | 212,85 EUR | 0,33 % | 0,69 | ||
SALZGITTER AG INHABE.. | 86,25 EUR | 4,03 % | 3,34 | ||
PORSCHE AUTOMOBIL HO.. | 89,83 EUR | -0,19 % | -0,17 |
Aus der FTD vom 12.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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