Interview mit Vorstandschef Ammer

Conergy sucht Partner für Fertigung

von Mark Krümpel und Sven Clausen (Hamburg)

Das angeschlagene Solarunternehmen Conergy kehrt zu seinen Wurzeln zurück. Vorstandschef Dieter Ammer erklärte im Interview mit der Financial Times Deutschland seine Strategie.

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"Wir konzentrieren uns wieder auf das Vertriebs- und Projektgeschäft", sagte Ammer. Es mache wenig Sinn, sich mit einer eigenen Fabrik auf die Fertigung einer bestimmten Solartechnik zu beschränken. "Es ist viel besser, unabhängig zu sein", betonte Ammer. Conergy suche daher für sein Werk in Frankfurt (Oder) einen Partner. "An einem solchen Joint Venture müssten wir auch nicht zwingend die Mehrheit halten."

Mit diesem Strategieschwenk versucht der frühere Tchibo-Chef Ammer, die Investoren von der anstehenden Kapitalerhöhung zu überzeugen. Das Solarunternehmen stand 2007 wegen seines rasanten Expansionskurses, wozu auch der Aufbau einer eigenen Fertigung in Frankfurt (Oder) gehörte, kurz vor der Pleite. Nun will Conergy neue Aktien im Wert von 450 Mio. Euro ausgeben, um mit den Einnahmen Schulden zurückzuzahlen und finanziellen Spielraum zu gewinnen.

Conergy, einst groß geworden mit dem Verkauf und der Montage von Solarmodulen, könne als ein reiner "Downstream-Player" viel besser die Wachstumschancen des weltweiten Solarmarkts nutzen, sagte Ammer.

Noch gibt es bei der Partnersuche für die Fabrik aber keinen Abschluss. "Wir führen Gespräche, die wir natürlich schnell erfolgreich beenden wollen", betonte Ammer, der im Zuge der Krise im November 2007 zunächst nur vorübergehend vom Aufsichtsratsvorsitz an die Unternehmensspitze gerückt war, nun aber Conergy noch bis Mitte 2010 führen wird. Nach FTD-Informationen ist der südkoreanische Elektronikkonzern LG Electronics ein möglicher Partner.

Dieter Ammer: "Es ist viel besser, unabhängig zu sein"
 Dieter Ammer: "Es ist viel besser, unabhängig zu sein"

Analysten begrüßen die Neuausrichtung des Unternehmens: "Die Strategie von Conergy macht Sinn, das ist der richtige Weg", sagte etwa WestLB-Analyst Peter Wirtz. Er vermutet gar, Conergy würde am liebsten ganz aus der Solarproduktion aussteigen. Ammer betonte hingegen, dass es vorteilhaft sein könnte, einen Anteil an der Fabrik zu behalten, quasi als Absicherung, um nicht alle Solarmodule am Markt einkaufen zu müssen.

Mit der Konzentration auf den Vertrieb bereitet sich Conergy auch auf die bevorstehenden Umwälzungen in der Branche vor. Der bisherige Verkäufermarkt, der durch ein knappes Angebot an dem Vorprodukt Silizium und daher auch an fertigen Zellen geprägt ist, wird möglicherweise 2009 oder 2010 wegen des wachsenden Siliziumangebots in einen Käufermarkt umschlagen. Die hohen Gewinnmargen der Hersteller dürften nach Ansicht von Analysten deutlich fallen. Zudem werden in China derzeit massiv Fertigungskapazitäten für Solarmodule aufgebaut. Ein einsetzender scharfer Preiswettbewerb würde Conergy hart treffen, denn erst Mitte 2009 kann das Unternehmen seine im Branchenvergleich relativ kleine Fabrik auslasten.

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Aus der FTD vom 11.08.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Conergy

 

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