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Binnenschiffer üben auf dem Trockenen

Schiffsbrücke simuliert Fahrten auf Kanälen und Flüssen

Von Christian Herrmanny

Der europaweit einzige Simulator für die Binnenschifffahrt steht seit Dienstag (09.09.2008) in Duisburg. Auszubildende sollen realitätsnah trainieren, ein Schiff zu führen. Erfahrene Binnenschiffer können neue Flüsse oder größere Schiffe kennen lernen.

Auszubildender am Simulator; Rechte: WDR/HerrmannyBild vergrößern

"Das ist Wahnsinn"

Stephan-Oliver Kreutze hat Glück: Für die Fotografen darf sich der 20-Jährige aus Minden bei der Pressevorstellung des neuen Simulators in Duisburg hinters Steuer setzen. Zum ersten Mal testet der Auszubildende "Sandra", den Simulator for Advanced Navigation Duisburg Research and Application. "Das ist genial", sagt der angehende Binnenschiffer. "Es ist sehr realitätsnah, vor allem mit den Strömungen. Und die Schiffe hier, die gibt es wirklich auf dem Rhein. Das ist Wahnsinn." Tatsächlich fühlt man sich in dem abgedunkelten Raum wie auf der Brücke eines Schiffs. Mehrere Lautsprecher sorgen für entsprechende "Fahrgeräusche". Mit sechs Stundenkilometern - nur auf hoher See wird die Geschwindigkeit in Knoten angegeben - "fährt" Azubi Kreutze den Rhein flussaufwärts.

Tiefsee statt Schleuse

Projektoren erzeugen ein 210-Grad-Panorama; Rechte: WDR/HerrmannyBild vergrößern

Projektoren erzeugen Rundumsicht

Die Brücke ist voll ausgestattet, zahlreiche Projektoren erzeugen ein 210-Grad-Panorama. Schaut der Schiffsführer nach hinten, zeigen große Bildschirme, was sich dort gerade tut. "Wir können hier beispielsweise mehrere Kilometer des Rheins abbilden. Das ist sehr aufwändig", so Projektentwickler Olaf Kammertöns vom Entwicklungszentrum für Schifftechnik und Transportsysteme in Duisburg. Während in der Luftfahrt und für Kapitäne auf hoher See Simulationen zum verpflichtenden Standard gehören, gab es für Binnenschiffer bislang nur die Radarsimulation. Im Duisburger Schiffer-Berufskolleg steht nun - nach mehrjähriger Entwicklung - ein Flachwassersimulator, der auf einem herkömmlichen maritimen Simulator aufbaut, aber für die Belange der Binnenschifffahrt optimiert wurde.

Weltweit größte Datensammlung

Platz des Instructors mit zahlreichen Monitoren; Rechte: WDR/HerrmannyBild vergrößern

Der "Instructor" stellt die Aufgaben

Denn auch auf Flüssen oder Kanälen gibt es einen großen Trainingsbedarf: Hafeneinfahrten, Schleusen, starker Wind, Unterströmung oder die Begrenzung in der Tiefe und an den Seiten sind ständige Herausforderungen. "Die Schiffe werden immer größer, die Wasserstraßen aber bleiben gleich", sagt Paul Engelkamp, der das Projekt "Sandra" im Jahr 2004 anregte. Zwei Millionen Euro wurden in die Anlage gesteckt, in Europa sucht sie ihresgleichen. "Das entscheidende sind die Daten, mit denen man den Simulator füttern kann", so Engelkamp. Neben der großen Schiffsbrücke mit Fahrstand gibt es vier weitere Fahrkabinen, die allesamt gleichzeitig "gefahren" werden können. In verschiedenen Räumen sitzend begegnen sich also unter Umständen fünf Berufsschüler mit ihren virtuellen Schiffen auf dem nachempfundenen Rhein. Der "Instructor" am zentralen Schaltpult kann es regnen oder schneien lassen, er bestimmt die Windrichtung, die Strömung des Flusses und ob vielleicht Nebel aufzieht.

Auch für erfahrene Schiffsführer ein Gewinn

Portrait Olaf Kammertöns; Rechte: WDR/HerrmannyBild vergrößern

"Verhalten des Schiffs wahrnehmen"

"Wir können die Ereignisdichte für schwierige Situationen beliebig erhöhen und verschärfen", erklärt Olaf Kammertöns. In der Wirklichkeit können solche Manöver eine Gefahr für Schiff und Fracht, vielleicht sogar für Menschenleben bedeuten - am Simulator passiert niemanden etwas. Und jede Aktion kann im Anschluss mit dem Ausbilder in Ruhe besprochen werden. Doch nicht nur für angehende Schiffsführer ist "Sandra" interessant. Wer als erfahrener Binnenschiffer einen neuen, größeren Kahn bekommt oder statt immer nur auf der Donau nun auch einmal auf dem Rhein fahren will und ein entsprechendes Patent benötigt: Der Simulator zeigt exakt, wie sich das neue Schiff in der Schleuse verhält oder wie der Rhein-Herne-Kanal bei Essen aussieht. Auch für die Ergonomie von Arbeitsplätzen oder für die Unfallforscher wollen die Wissenschaftler des Entwicklungszentrums für Schiffstechnik Erkenntnisse sammeln.

Sicherheit kann durch Simulation wachsen

Auszubildender an kleinem Simulator; Rechte: WDR/HerrmannyBild vergrößern

Einer von vier weiteren Simulatoren

Tobias Beining macht Ende des Jahres seine Prüfung zum Matrosen und Steuermann, danach will sich der 22-Jährige zum Schiffsführer weiterbilden. "Ich finde den Simulator klasse. Bislang hatten wir ja nur die Radarsimulation, jetzt kann ich das Radarbild und die Realität vergleichen", sagt der Berufsschüler. Wobei diese Realität natürlich auch aus dem Computer stammt. Für das Schiffer-Berufskolleg ist der Simulator in jedem Fall schon jetzt sehr wichtig, nicht zuletzt wegen der engen Zusammenarbeit mit den betreuenden Wissenschaftlern. Unfälle sind aber auch mit noch so guten Simulationen nie auszuschließen, betont Paul Engelkamp: "Man kann sicherlich sagen, dass man damit die Sicherheit erhöht. Was aber beispielsweise beim Be- und Entladen abläuft, das können wir hiermit nicht verhindern."

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Stand: 09.09.2008, 15:00 Uhr



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