Gastauftritt bei der FDP

Merz tritt für weniger Sozialhilfe ein

Der frühere Unionsfraktionschef hat das Provozieren nicht verlernt: Vor der FDP-Fraktion hält er eine Vorlesung über die Überlegenheit der sozialen Marktwirtschft und erklärt, warum es sinnvoll sein kann, den Bedürftigen weniger zu geben.

ZUM THEMA

"Wir müssen für die moralische Überlegenheit unserer Wirtschaftsordnung kämpfen", sagte Friedrich Merz bei seiner Rede vor der FDP-Bundestagsfraktion in Wiesbaden. Er sprach sich für die Gentechnik und die friedliche Nutzung der Atomenergie aus. Er wies darauf hin, dass in Frankreich Nicolas Sarkozy mit einem "ganz klaren Kontrastprogramm zu den Sozialisten" die Wahl gewonnen habe. Auch in Deutschland hätten CDU/CSU und FDP im kommenden Jahr Chancen, wenn sie eine klare Sprache wählen, sagte der CDU-Finanzexperte.

Merz durfte als erster Gast einer konkurrierenden Partei auf der Klausurtagung der FDP eine Rede halten. Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle hatte bereits im Sommer auf einer gemeinsamen Wanderung den Schulterschluss mit dem früheren Aushängeschild des wirtschaftsliberalen Flügels der Union gesucht. Das hatte Spekulationen über einen Seitenwechsel des CDU-Abgeordneten geführt, der nicht mehr für den Bundestag kandidieren will. Merz stellte vor den Liberalen jedoch klar: "Ich komme als Gast, und ich gehe auch wieder als Gast."

Friedrich Merz: Lob für die Agenda 2010
 Friedrich Merz: Lob für die Agenda 2010

Inhaltlich kamen seine Äußerungen der FDP entgegen. Merz warb für eine Begrenzung des Sozialstaates. Die Politiker dürften sich nicht in einen Überbietungswettkampf nach dem Motto "Wer gibt mehr" einlassen. Stattdessen sollte die Politik das Gegenteil vermitteln: "Wir können durchaus sagen, dass manchmal weniger mehr ist." Heute sei es so, dass mit Geld viele Probleme erst geschaffen würden, die vorher gar nicht vorhanden gewesen seien. Er bedauerte, dass eine Studie Chemnitzer Wissenschaftler, wonach 132 Euro pro Monat zur Existenzsicherung ausreichten, so schnell abgekanzelt worden sei.

Lob verteilte Merz für die Agenda 2010 der rot-grünen Koalition, die nicht nur sinnvoll, sondern dringend notwendig gewesen sei. Er forderte die Anhänger der sozialen Marktwirtschaft auf, die Erfolge auf dem Arbeitsmarkt stärker herauszustellen. Das gelte insbesondere für die steigende Zahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse.

Westerwelle dankte Merz herzlich für seine Worte und äußerte die Hoffnung, "dass so eine Rede auch einmal vor der CDU/CSU-Fraktion gehalten wird".

Google Tausendreporter Furl YiGG Mister Wong del.icio.us Webnews

Bookmarken bei ...

 

FTD.de, 12.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Getty Images

 

 FTD-Services 

Streit am Arbeitsplatz, mit Vermieter oder Finanzamt? Aktuelle Urteile aus vielen Rechtsgebieten kostenlos in dieser Datenbank.  mehr

 Nachrichten 

Nach dem Sturz in Berlin

Gleichzeitig stellt sich der Ministerpräsident der Wiederwahl als Parteichef in Rheinland-Pfalz. mehr

Der neue Kanzlerkandidat

Zugleich kündigte der Außenminister eine stärkere inhaltliche Auseinandersetzung mit der Linkspartei an. mehr

Hartz-IV-Studie

Skandalprofessor Thießen kennt sich nicht nur mit Hartz IV aus - auch ansonsten fühlt er sich berufen. mehr

IKB-Untersuchungsausschuss

Die Liberalen warten noch auf einen Bericht des Bundesrechnungshofes. mehr

Arbeitsmarkt

Die Zeitarbeit bewahrt im Konjunkturknick viele Unternehmen vor schlimmeren Folgen. mehr

Attacke gegen Schröder

Der "Gazprom-Lobbyist" habe auf einer Konferenz des Umweltministeriums nichts verloren. mehr

Weniger Unternehmensgründungen

Die einzige Ausnahme bildet der Nebenerwerb. mehr

Beitragssenkung

Der BA-Chef rät der CDU und der CSU von einer starken Beitragssenkung ab. mehr

Interview mit Steuerrechtler Kirchhof

Paul Kirchhof spricht über katastrophale Erbschaftsregeln und über den Durchbruch seiner Flat Tax. mehr

Streit über VW-Gesetz

Der irische Kommissar solle sich lieber um das Ja seiner Landsleute zum EU-Vertrag kümmern. mehr

Senkung der Prognose

Die Ökonomen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) haben ihre Prognose für Deutschland drastisch gesenkt. mehr

Agenda

Bald beginnt die größte Umwälzung im Gesundheitssystem seit Jahrzehnten: der Gesundheitsfonds startet. mehr

Mehr News aus Deutschland

Deutschland als