Atomenergie und Nachhaltigkeit

Nachhaltig Kernenergie zu nutzen, ist aus ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Überlegungen sinnvoll. Und auch bei der Entsorgung der radioaktiven Abfälle sind in der letzten Zeit Meilensteine erreicht worden. Die Zukunft der nachhaltigen Atomenergie liegt bei den voraussichtlich ab 2030 marktfähigen Reaktoren der Generation IV, welche unter anderem noch einmal eine höhere Sicherheit und Zuverlässigkeit aufweisen sollen als die aktuellen Reaktortypen.


Nachhaltig – was heisst das?
Wird über Energie debattiert, taucht früher oder später der Begriff der Nachhaltigkeit auf. Doch was bedeutet nachhaltig? Wann ist etwas nachhaltig? Das Wichtigste zuerst: Nachhaltigkeit ist nicht etwas Nebulöses, Unfassbares, nein, sie ist mess- und quantifizierbar.
 
Für die Broschüre "Nachhaltigkeit ist messbar" des Paul Scherrer Instituts klicken Sie bitte hier.
 
Der Begriff der Nachhaltigkeit beinhaltet gleichermassen ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte. Als nachhaltig gilt eine Entwicklung oder eine Technologie, die unter Berücksichtigung von Ökologie, Wirtschaft und Gesellschaft die Bedürfnisse der heutigen Menschen befriedigt, ohne dabei zu riskieren, dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht mehr decken können. Ein Beispiel: Eine Technologie, die ökologisch einwandfrei ist und von der Gesellschaft akzeptiert wird, aber wirtschaftlich ruinös ist, gilt als nicht nachhaltig. Jede Technologie und jede Art der Energieerzeugung hat sich der Frage zu stellen, ob sie nachhaltig sei. Ist Atomenergie also nachhaltig? Kernenergie erfüllt wichtige Nachhaltigkeitskriterien. Der ETH-Rat setzt in seiner neuesten Vision für eine nachhaltige Energieversorgung auf erneuerbare Energien und Atomenergie.
 
Für die Zusammenfassung der Ausführungen des ETH-Rates zur nachhaltigen Energieentwicklung klicken Sie bitte hier.

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Uran – ein nachhaltiger Brennstoff
Uran ist  – auch wenn es sich nicht um einen erneuerbaren Brennstoff handelt – nachhaltig (Eigenschaften): Anders als Erdöl kann Uran fast zu nichts anderem als zur Kernspaltung gebraucht werden. Zudem sind die Rohstoff-Reserven auf viele Tausende von Jahren gesichert. So kann Uran aus Meerwasser gewonnen werden, ohne dass dadurch der Strompreis explodieren würde (Vorkommen).

Uran wird in politisch stabilen Ländern wie Kanada, Australien und Südafrika abgebaut. Aufgrund der grossen und weltweit verstreuten Vorkommen gibt es keine starke Konzentration auf einzelne geopolitische Regionen. Im Gegensatz zu Öl oder Gas ist die Gefahr von Preismanipulationen und Konflikten um die Ressourcen selbst so gut wie ausgeschlossen. Zur Nachhaltigkeit trägt auch die gute Lagerfähigkeit von Uran-Brennstoff bei: In den Lagern der AKWs befinden sich Brennstoff-Reserven, die für zwei bis drei Jahre Stromproduktion ausreichen würden. Die Kernreaktoren der Generation IV werden zudem in der Lage sein, ihren Brennstoff selbst herzustellen bzw. die radioaktiven Abfälle aus den heutigen Reaktoren zu spalten und in Energie umzuwandeln. Darüber hinaus gehört Kernkraft neben der Wasserkraft zu den saubersten Stromproduktionsarten überhaupt. Atomstrom ist weitestgehend CO2-frei (Radioaktivität).

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Atomstrom: Vielfältiger Beitrag zur Nachhaltigkeit
Strom aus Kernenergie erfüllt die drei Nachhaltigkeitskriterien: Er ist ökologisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich sinnvoll.
 
Wichtigste ökologische Argumente sind heute zweifellos Klimaschutz und saubere Luft. Atomenergie leistet gleich auf mehreren Ebenen wertvolle Beiträge zum Klimaschutz: Kernkraft ist neben Wasserkraft die klimafreundlichste Art, Strom zu produzieren. Der Beitrag der Kernenergie zum Klimaschutz geht aber über die eigentliche Stromproduktion hinaus: So versorgt das Kernkraftwerk Beznau mit seiner Abwärme 18'000 Menschen mit Wärme. Das AKW Gösgen beliefert verschiedene Fabriken in der Umgebung mit Prozesswärme. Auf diese Weise können grosse Mengen an fossilen Heiz- und Brennstoffen eingespart werden – ein sinnvoller und wünschenswerter Beitrag zum Klimaschutz.
 
Aber auch im Zusammenhang mit dem schonenden Umgang mit der Ressource Boden ist Kernenergie sinnvoll. Dies gilt besonders für ein kleines, dicht besiedeltes Land wie die Schweiz. Bei keiner anderen Stromproduktionsart ist das Verhältnis von aufgewendeter Bodenfläche zur produzierten Strommenge so günstig: Die fünf Kernkraftwerke der Schweiz benötigen zusammen eine Fläche von rund 0,8 km2. Auf diesen 0,8 km2 wird eine Strommenge produziert, die vierzig Prozent des gesamten Bedarfs unseres Landes deckt.
 
Wirtschaftlich und gesellschaftlich erfüllt Strom aus Kernenergie eine wichtige Rolle. Preisstabilität, sichere Situation bei der Brennstoffbeschaffung und kontinuierliche, planbare Stromproduktion – Atomstrom ist für die Schweizer Wirtschaft ein Eckpfeiler bei der Grundversorgung und der Versorgungssicherheit. Dank den genannten Eigenschaften trägt Kernenergie gesamtschweizerisch mit zur Arbeitsplatzsicherheit und damit auch zum sozialen Frieden bei.
 
Für die Zusammenfassung der Ausführungen des ETH-Rates zur nachhaltigen Energieentwicklung klicken Sie bitte hier.

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Radioaktiver Abfall – sichere Entsorgung in der Schweiz technisch machbar
Radioaktive Abfälle können in der Schweiz sicher entsorgt werden, so dass auch für kommende Generationen keine Gefahr von ihnen ausgeht. Dies hat der Bundesrat im Juni 2006 bestätigt. Mit dem Entsorgungsnachweis ist die technische Machbarkeit der sicheren Entsorgung sämtlicher Kategorien von radioaktiven Abfällen in der Schweiz bewiesen. Damit ist ein weiteres wichtiges Kriterium mit Blick auf die Nachhaltigkeit der Kernenergie erfüllt.
 
Die Nachhaltigkeitsdebatte ist unvollständig, wenn der Aspekt der Finanzierung der radioaktiven Abfälle nicht beleuchtet wird: Als eine der wenigen Industrien hat die Kernenergie von Anfang an sämtliche Kosten für ihre Abfälle und die Stilllegung ihrer Anlagen in das Produkt eingerechnet. Die Finanzierung der gesamten Entsorgungs- und Stilllegungskette ist gewährleistet: Sie umfasst die Inventarisierung, Konfektionierung der radioaktiven Abfälle, Betrieb und Unterhalt des Zwilags sowie Bau und Unterhalt des Endlagers und den Rückbau aller Kernanlagen bis auf die grüne Wiese. Auch in diesem Bereich erfüllt Kernenergie die Anforderungen der Nachhaltigkeit.
 
Mit der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennstäbe (Brennstoffkreislauf) werden noch spaltbare Reste von Uran wieder nutzbar gemacht und in den Brennstoffkreislauf gebracht – ein weiterer Beitrag zur Nachhaltigkeit von Atomenergie. Die Wiederaufarbeitung ist aber auch aus anderen Gründen sinnvoll: Plutonium und spaltbares Uran werden von den eigentlichen Abfällen (sogenannte Spaltprodukte) getrennt. Entsorgt werden müssen dann nur die Spaltprodukte. Diese haben eine Halbwertszeit (Entsorgung) von ca. vierzig Jahren. Nach wenigen Hundert Jahren sind sie ungefährlich. Zurzeit gilt in der Schweiz ein zehnjähriges Moratorium für die Wiederaufarbeitung von radioaktiven Abfällen: Radioaktive Abfälle dürfen während zehn Jahren nicht in die Wiederaufarbeitung.

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Radioaktive Abfälle: Heute Abfall – morgen Brennstoff
Die Kernreaktoren der Generation III – also Reaktoren, wie sie zurzeit in Finnland und demnächst auch in Frankreich gebaut werden – produzieren weniger radioaktive Abfälle als die heute im Betrieb stehenden Anlagen. Eine mit Sicherheit willkommene Eigenschaft.
 
Den eigentlichen Durchbruch bei den radioaktiven Abfällen aber machen die Reaktoren der Generation IV. Diese Reaktoren werden zurzeit, u. a. auch mit Schweizer Beteiligung, entwickelt. Ab 2030 sollen die ersten Reaktoren der Generation Marktreife erlangt haben. Diese Reaktoren werden auch als Recycling-Reaktoren bezeichnet: Sie sind in der Lage, das Ausgangsuran und das bei der Kernspaltung anfallende Plutonium vollständig zu spalten und zu verbrennen. Damit wird die Nachhaltigkeit der Atomenergie weiter optimiert.
 


Kernenergie einfach erklärt
Was sind die Stärken der Kernenergie? Was sind die Risiken und wie wird damit umgegangen? Das Input-Heft "Kernenergie" von Jugend&Wirtschaft erklärt die Rolle der Kernenergie in der heutigen Energiewirtschaft und bietet eine Basis für die Diskussion rund um die Kernenergie.
Besuchen Sie uns
Haben Sie sich auch schon gefragt, was Strom überhaupt ist, wie er in den Kernkraftwerken erzeugt wird und wie schliesslich die radioaktiven Abfälle sicher entsorgt werden? All diese Fragen und viele mehr beantworten wir Ihnen gerne in unseren Besucherzentrren, auf einem Rundgang durch ein Kernkraftwerk, das Zwilag oder eines der Felslabors.

Mehr dazu erfahren Sie in unserem Besucherflyer