Vergeben und vergessen? Nicht mit Kardinal Meisner: Der Kölner Erzbischof enthob letzte Woche einen Meckenheimer Pfarrer seines Amtes, weil der ihm zu renitent wurde. Doch der Pfarrer wehrt sich - und weiß viele Gläubige hinter sich.
Seit dreieinhalb Jahren betreut Pfarrer Michael Jung fünf Gemeinden im Seelsorgebereich Meckenheim. Geht es nach dem Erzbistum, wäre damit seit Freitag (12.09.08) Schluss. Dann hat Kardinal Joachim Meisner den Pfarrer "nach can. 1745 § 3 des kirchlichen Gesetzbuches enthoben", wie es in einer Pressemitteilung hieß. Zu viel hatte sich der Pfarrer nach Ansicht des Kardinals zuschulden kommen lassen: Er habe bei der Bürgermeister-Wahl von der Kanzel herab verkündet, er werde gegen die umstrittene Kandidatin Yvonne Kemper stimmen. Und: Er habe Meisner in einem Pfarrbrief Veruntreuung vorgeworfen, weil dieser das Geld für eine vakante Kaplanstelle lieber einsparen wolle.
Das Maß war offensichtlich voll, als Jung einen Besuch des Weihbischofs verweigerte. Eine solche "Visitation" ist Routine, sagt eine Sprecherin des Erzbistums gegenüber WDR.de."Eigentlich ist das angenehm für alle, weil da Nähe hergestellt wird." Aus nicht näher bekannten Gründen weigerte Jung sich aber - und handelte sich damit endgültig den bischöflichen Zorn ein. Das Erzbistum verfasste ein "Proclamandum" mit sämtlichen Vorwürfen, das am Sonntag im Gottesdienst verlesen werden sollte, und setzte Jung vor die Pfarrhaustür.
Indes: Der Pfarrer mochte sich nicht in Demut üben, sondern setzte sich zur Wehr. Per einstweiliger Verfügung sorgte er dafür, dass das kirchenamtliche Proclamandum nicht verlesen werden durfte. Und statt das Pfarrhaus am Tag seiner Amtsenthebung zu räumen, verschanzte er sich hinter verschlossenen Türen. Der Kreisdechant Bernhard Auel, der bis zur Neubesetzung der Stelle die Gemeinden betreuen soll, zog ab, ohne die Schlösser auszutauschen.
Mehr noch: Jung hielt auch am Sonntag nach seiner Amtsenthebung Messen im Meckenheimer Seelsorgebereich ab. Der Kreisdechant, offensichtlich vom Widerstand des Pfarrers zermürbt, hatte ihm dafür seinen Segen gegeben. Und so konnten doch etliche Gemeindemitglieder den Gottesdienst mit ihrem streitbaren Hirten feiern. "Ich bin und bleibe rechtmäßiger Pfarrer in Meckenheim", verkündete der am Tag danach.
Worum es in dem Streit eigentlich geht, dazu wollte er sich aber nicht äußern. "Das sage ich nicht, nur dann, wenn Kardinal Meisner weiterhin auf seiner Position beharrt." Im Übrigen sei das Urteil "absurd". Er könne kein Gericht anerkennen, in dem der Erzbischof in der ersten Instanz Kläger, Richter und wieder Berufungsinstanz in einem sei.
Was seine Schäfchen von der Kölner Entscheidung halten? Der Kirchenvorstand, so berichten Medien, wolle sich dafür einsetzen, dass sie zurückgenommen wird. Und wie Nachfragen des WDR vor der Kirchentür ergaben, beäugen manche den Pfarrer zwar durchaus kritisch. Viele sagten aber auch, sie würden zu ihm halten. "Ein toller Typ" sei er, ein "Superpastor". Eine Gottesdienstbesucherin meinte: "Woanders werden Kinderschänder im Amt belassen, und der soll gehen? Das verstehe ich nicht."
Das Generalvikariat wies diesen Vorwurf auf Nachfrage des WDR sofort zurück. Das könne man doch nicht vergleichen, sagte Sprecher Christoph Heckeley, und: Bei den Pädophilen würden sie doch sehr in die Offensive gehen.
Wie es jetzt in der Causa Jung weiter geht, ist unklar. Das Erzbistum scheint überrascht von der Entwicklung: "Das war alles nicht absehbar", so eine Sprecherin gegenüber WDR.de. Ob es schon Gespräche mit den Gläubigen gegeben hat, konnte sie nicht sagen, und wo Michael Jung vorher als Pfarrer gearbeitet hat, wollte sie nicht sagen. Fest steht immerhin, dass Jung am Dienstag (16.09.08) in Köln erwartet wird - "zum klärenden Gespräch", wie es heißt. Frühestens am Mittwoch erfährt die Gemeinde, wer sich durchgesetzt hat: der Pfarrer oder sein Dienstherr. Der Zwist der Geistlichen hat jedenfalls jetzt schon die weltlichen Gerichte erreicht: Das Erzbistum hat seinerseits Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung des Pfarrers eingelegt.
Tja wenn man wüste was genau da vorgefallen ist, könnte man seine Meinung bilden. Aber nach stand der Dinge gehts mal wieder nur um Machtspielchen bei der eine Partei auf der Strecke bleiben wird. Ich fürchte es wird kein oberer Kichenfunktionär sein. Die könnten sich diese Schmach nicht eingestehen und noch schlimmer andere kleine Schäfchen könnten ja auch ihre FREIE Meinung äusern.
Meisner hat vollkommen Recht. Was wäre los in der Welt, wenn jeder Angestellte tun und machen würde was er selbst für richtig hielte. Im übrigen frage ich mich, warum der Pfarrer die Visitation ablehnte.
Pubertaere Machtspielchen mit dem Chef und schon ist einer ein "Superpastor"? Ziemlich leicht zu beeindrucken sind seine "Schaefchen"! In jedem Beruf muss Mann bestimmte Regeln einhalten - ist Don "Merkwuerden " nicht vielleicht ein bisschen zu weit gegangen ? Moderne Ideen und Loyalitaet muessen nicht unbedingt kontrovers sein. M. E. war der Schritt an die Oeffentlichkeit weder noetig noch ist er hilfreich um diesen Streit beizulegen. Ausserdem kann ein Kardinal doch ein wenig Respekt verlangen. Herr Jung sollte vielleicht einmal ueber die Verhaeltnismaessigkeit der Mittel nachdenken.
Was will denn unser Kardinal Meisner? einerseitz will er fromme Kirchgänger, anderzeitz auch welche die ihre Meinung vertreten. Kardinal Meisner sollte so langsam sein Amt hinlegen und die weltoffenen Pfarrern Ihr Aragement gutheißen.
Lieber Pfarrer Jung, halten Sie durch!Sie stehen dort und koennen nicht anders....!Chapeau!Gott gebe Ihnen Kraft. Wir im Norden sind bei Ihnen und wuenschen einen guten Ausgang..VG...Dr.W.
Stand: 15.09.2008, 13:59 Uhr
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