Bayern in der Champions League

Wie die Eichhörnchen

von Markus Lotter

Nach einem Strafjahr im Uefa-Cup kehrt Bayern München in die Königsklasse zurück. Vor dem Auftakt in Bukarest ist der Trainer siegesgewiss, der Manager eher bedächtig.

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In den hohen Hallen des Franz-Josef-Strauß-Flughafens kann die neue Medienpolitik des FC Bayern nicht greifen. Einfach unmöglich, das Durcheinander in einer Media-Lounge oder dergleichen in Ordnung zu bringen. Zu weitläufig der Check-in-Bereich im Terminal 1, als dass nicht wie ehedem eine ordentliche Menschentraube aus Profis, Reportern und Fans entsteht, sondern sich da und dort Menscheninseln bilden. In der Mitte steht der Funktionär oder Fußballprofi, eingekreist von Journalisten, die kurz vor dem Abflug der Bayern zu einem Auswärtsspiel noch auf ein frisches Zitat drängen.

Aus einer dieser Gesprächsrunden drang am Dienstag Folgendes nach außen: "Jetzt spielen wir wieder Champions League, jetzt sind wir wieder glücklich." Der das sagte, war Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsboss des FCB. Und setzte mutig nach: "Wir wollen zurück an die europäische Spitze." Dort oben stand der FC Bayern zuletzt 2001 nach dem Finalsieg gegen den FC Valencia.

Aus einer anderen, wenige Meter entfernten Runde konnte dies vernommen werden: "Die Freude ist wirklich groß, allerdings auch die Spannung. Bukarest ist mit Lyon und Florenz gleichzusetzen. Wir wollen mindestens die Gruppenphase überstehen." Bayern-Manager Uli Hoeneß setzte dieses Ziel, bevor er in den Flieger nach Bukarest stieg, wo die Münchner am Mittwochabend in Gruppe F der Champions League auf Steaua Bukarest (20.45 Uhr/Premiere und Sat1) treffen.

Nach einem Jahr mit Reisen in unbekannte Regionen Europas, nach der Strafrunde im Uefa-Pokal, dem laut Bayern-Präsident Franz Beckenbauer "Cup der Verlierer", in dem ein stolzer Klub wie Bayern München eben nur verlieren kann, wissen die Münchner nicht so recht, wo sie sich einzuordnen haben. Sind sie nun tatsächlich Außenseiter, wie der Vorstand angesichts der unendlich reichen Konkurrenz immer wieder gerne betont, oder doch noch ein klein wenig die schwarze Bestie, wie der FCB in Spanien genannt wird.

"Unser Ziel sind immer drei Punkte", sagt Jürgen Klinsmann (M.), und lässt die Bayern emsig laufen, damit sie dann eben viele Champions-League-Punkte sammeln
 "Unser Ziel sind immer drei Punkte", sagt Jürgen Klinsmann (M.), und lässt die Bayern emsig laufen, damit sie dann eben viele Champions-League-Punkte sammeln

Jürgen Klinsmann verbreitet viel Optimismus. "Super, dass es endlich losgeht. Ich glaube, wir sind bestens gerüstet", sagt der Trainer und schiebt selbstsicher hinterher: "Unser Ziel sind immer drei Punkte." Rummenigge ist hingerissen: "Unser Trainer hat hohe Ziele, und ich finde das grundsätzlich wunderbar", sagt Rummenigge. "Sein Ziel", macht er zweifelsfrei klar, "ist, irgendwann mal die Champions League zu gewinnen."

Dafür hätten sie sich im Uefa-Cup jedenfalls eingespielt, sagte Uli Hoeneß noch am Flughafen, und bot dann das bayerische Erfolgsmodell in zwei Sprachen an. Erstens in der Sprache seines neuen Banknachbarn und In-die-Hand-Klatschers Jürgen Klinsmann. "Wir wollen dieses Projekt im nächsten Jahr oder spätestens im übernächsten perfektionieren." Zweitens in seiner eigenen: "Wir werden das machen wie die Eichhörnchen. Wir werden das Schritt für Schritt machen."

Hoeneß' Vorsicht ist angebracht. Denn bei all den Risikofaktoren, mit denen die Bayern in die Champions League zurückkehren, wäre es zweifellos eine Überraschung, wenn sich der deutsche Meister schon jetzt wieder in den Kreis der europäischen Elite spielen könnte. Nur 23 Profis haben die Münchner im Kader. Eine Mannstärke, mit der sich Klinsmann wohl nur für den Moment zufrieden geben kann, hat doch die Konkurrenz aus Spanien, Italien und vor allem England nachgewiesen, dass sich mit einem breiten und qualitativ hochwertigen Kader, eben einem mit bis zu 35 Profis, Formkrisen am ehesten vermeiden lassen.

Eine Tatsache, die auch Uli Hoeneß in Betracht ziehen sollte, wenn er wirklich immer noch fürchtet, dass interner Konkurrenzkampf zwangsläufig zu Hauskrach führen muss. Bedenklich auch, dass den Münchnern mit Lukas Podolski, Miroslav Klose und Luca Toni diesmal nur drei Stürmer zur Verfügung stehen. Franck Ribéry ist noch nicht wieder einsatzfähig. Denn die Champions League ist eben vor allem für die Offensivkräfte vom ersten Spieltag an ein schonungsloser Abnutzungskampf. Umso mehr freut sich Toni auf sein Debüt. Seinen Mangel an Erfahrung in der Champions League spielt er herunter: "Es reicht, wenn die Motivation hoch ist. Und wenn man ein Jahr gut spielt und sie gewinnt, dann genügt das ja", sagt der Torjäger.

Für Manager Uli Hoeneß wird sich die Chancenverteilung nach Überstehen der Gruppenphase durch den Losentscheid fürs Achtelfinale noch einmal entscheidend verändern. "Wenn du dann auf Milan triffst, wird es schwer, wesentlich leichter, wenn du auf Famagusta triffst", sagte er und musste erst darauf hingewiesen werden, dass sich der AC Mailand, sein Schreckgespenst, dieses Mal gar nicht für die Champions League qualifiziert hat.

Mit SID

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Aus der FTD vom 17.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP

 

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