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Ehrung im zweiten Anlauf

Josef Ackermann wird Professor

von Christine Mai

Nach über drei Jahren Wartezeit hat er es geschafft. Josef Ackermann wird Honorarprofessor der Goethe-Universität Frankfurt. Der jüngste Beleg für seinen Imagewandel weckt Erinnerungen an ganz andere Zeiten.

Geschafft. Wieder kann Josef Ackermann eine Anerkennung einsammeln. Ein Mosaiksteinchen in das neue Bild einsetzen, das er für sich geschaffen hat. Gestern hat der Senat der Goethe-Universität Frankfurt beschlossen, den Deutsche-Bank-Chef zum Honorarprofessor zu machen. "Mit überwältigender Mehrheit", wie ein Sprecher der Hochschule sagt. Jahre nach seinem Amtsantritt scheint Ackermann in Frankfurt endgültig angekommen zu sein.

Der Weg war lang und hart. Bereits im April 2005 hatte eine Honorarprofessur an der Goethe-Universität zur Debatte gestanden. Doch die Idee wurde zu den Akten gelegt. Zu schwer angekratzt war Ackermanns Bild in der Öffentlichkeit damals. Noch ganz frisch war der erste Mannesmann-Prozess in Erinnerung, das berüchtigte Victory-Zeichen zu dessen Beginn. Hinzu kam der Kommunikationsgau, als er Anfang 2005 gleichzeitig eine kräftige Gewinnsteigerung und massiven Stellenabbau bekannt gab.

Und heute? Ist aus dem Paria Everybody's Darling geworden. International schon lange anerkannt, kann sich Ackermann nun auch in Deutschland vor Sympathiebekundungen kaum noch retten. Besonders überschwänglich hagelte es Lob an seinem 60. Geburtstag im Februar, als die Glückwünsche anderer Manager gleich in mehreren Zeitungen prangten. Als Redner bei Veranstaltungen ist er gern gesehen. Und auch an Einfluss hat er gewonnen: Sein Draht ins Bundeskanzleramt gilt als sehr gut.

Hart hat der Schweizer an seinem Image gearbeitet; die Erfolge der Deutschen Bank und das bislang vergleichsweise gute Abschneiden des Hauses in der Finanzkrise haben ihr Übriges getan. Und dennoch löste der Tagesordnungspunkt elf der Senatssitzung, der die Verleihung der Honorarprofessur an Ackermann vorsah, im Vorfeld kontroverse Diskussionen aus.

"Er ist keine unumstrittene Persönlichkeit", räumt der Sprecher ein. Die "Vorkommnisse der letzten Jahre" hätten auch dieses Mal zu einer Debatte geführt. Kritik kam von einigen Senatoren und Studentenvertretern. Auch in der Senatssitzung selbst wurde noch einmal diskutiert.

 Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann

Vorangetrieben wurde die Nominierung vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, der Ackermann bereits 2005 vorgeschlagen hatte. Hier bietet der Schweizer seit 2003 jeweils im Sommersemester eine Lehrveranstaltung an. Weitere Verbindungen bestehen etwa mit dem neuen House of Finance, einem Forschungszentrum der Universität. Ackermann sitzt im Kuratorium; die Deutsche Bank gehört zu den Förderern.

Erfahrung für seine neue Aufgabe bringt Ackermann reichlich mit: Er lehrte schon an der renommierten Universität St. Gallen; Ende des vergangenen Jahres wurde ihm eine Gastprofessur für die ebenso hochkarätige London School of Economics (LSE) übertragen. Wenn man die Erfahrungen in London als Maßstab nehmen kann, steht der Goethe-Universität einiges ins Haus: Als Ackermann an der LSE im Januar seinen ersten Auftritt als Gastprofessor hinlegte, standen über 700 Studenten Schlange.

Der Deutsche-Bank-Chef hat bereits angedeutet, sich nach seiner Pensionierung 2010 als Gastprofessor engagieren zu wollen. Auf einen auch zeitlich anspruchsvollen Job muss er sich jetzt schon einstellen: Die Honorarprofessur erfordert zwei Stunden pro Woche oder die entsprechende Zeit in größeren Blöcken. Mindestens. Zeit, die Ackermann gern aufbringen dürfte.