Die US-Regierung will ihre heimische Automobilindustrie mit einem Hilfskredit in Höhe von 25 Mrd. $ stützen. Das Geld dürfte vor allem in die Kassen von General Motors, Ford und Chrysler fließen.
Das Repräsentantenhaus hat bereits eine entsprechende Vorlage gebilligt. Mit der Zustimmung des Senats wird in den nächsten Tagen gerechnet. Grundsätzlich sollen alle Hersteller in den USA Mittel aus diesem Programm beantragen können - allerdings nur für Werke, die älter sind als 20 Jahre. "Damit dürfte das Geld faktisch den US-Konzernen General Motors, Ford und Chrysler zugutekommen", sagte Jake Jones, Leiter des Daimler-Büros in Washington. "Hersteller wie wir oder BMW bleiben außen vor."
Offiziell sieht der Entwurf vor, dass die Mittel ausschließlich zur Entwicklung neuer, sparsamerer Antriebstechniken eingesetzt werden dürfen. Die Regierung fordert von den Autobauern, den Benzinverbrauch ihrer Fahrzeuge bis 2020 um 40 Prozent zu senken. Faktisch aber brauchen die Konzerne den Kredit vor allem, um ihre Liquidität zu sichern, ihre Strukturen umzustellen und um Schulden abzubauen. GM, Ford und Chrysler verbrennen täglich viele Millionen Dollar. Ihre Verluste werden allein 2008 das Volumen der geplanten Staatskredite übertreffen.
In Deutschland und in den USA stößt das Hilfspaket auf Widerstand. "Wenn die amerikanische Autoindustrie ihre strukturellen Probleme nicht löst, helfen alle Subventionen nichts", sagte Matthias Wissmann, Präsident des Branchenverbands VDA. "Wir sind Gegner von Subventionskämpfen."
Auch US-Senator Richard Shelby sieht das Vorhaben kritisch. "Ich glaube nicht, dass das ein nationales Problem ist", sagte er. "Das ist ein Problem der Hersteller, und es war lange vorherzusehen." Im Umfeld der Konzerne werden derweil bereits weitere Hilfen diskutiert.
Ausdrücklich begrüßt wurde der Vorstoß von den Zulieferern. "Die Autoindustrie in den USA ist unter Druck. Alles, was hilft, ist da willkommen", sagte etwa Alan Hippe, Finanzchef von Continental.
Im Ernstfall, da sind sich die Experten einig, würde die Regierung keinen der drei US-Autokonzerne sterben lassen. Alle drei Produzenten haben eindringlich vor dem Verlust Zehntausender Arbeitsplätze gewarnt. "Politisch würde die Regierung das nie zulassen", sagte Tom Libby von JD Power. "Mit einer Verstaatlichung der Konzerne rechne ich aber nicht."
Kursinformationen + Charts
10,03 USD | -3,09 % | [-0,32] |
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GENERAL MOTORS.. | 10,03 USD | -3,09 % |
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FORD MOTOR CO... | 4,98 USD | -0,99 % |
BAYERISCHE MOT.. | 28,33 EUR | -2,83 % |
Genau dieses Szenario wird mittlerweile durchgespielt. Nach der umstrittenen Übernahme verschiedener Banken und Versicherer durch den Staat gilt diese Option kurz vor der Präsidentschaftswahl aber nicht als realistisch. In den Bundesstaaten Michigan und Ohio, wo viele Menschen vom Autobau leben, überbieten sich die Parteien jetzt mit Hilfszusagen.
Hier liegen beide Präsidentschaftskandidaten in Umfragen noch Kopf an Kopf. "Diese Industrie ist eine der wichtigsten Branchen in unserem Land", sagt die demokratische Parlamentspräsidentin Nancy Pelosi. "Hier geht es um Jobs, Jobs, Jobs." Seit dem Jahr 2000 hat die US-Autoindustrie mehr als 300.000 Stellen abgebaut und ist mit rund 800.000 Beschäftigten einschließlich der Zulieferer immer noch einer der größten Arbeitgeber des Landes.
Am schlimmsten trifft die Krise derzeit Chrysler. Jetzt, da der deutsche Daimler-Konzern seinen Restanteil von 19,9 Prozent ebenfalls an den Finanzinvestor Cerberus verkaufen will, wird mit einer neuen Fusion, einem Verkauf oder mit einer Zerschlagung gerechnet. "Mit Chrysler hat Cerberus sich zu viel aufgehalst", sagt ein Investmentbanker. "Jetzt, da die Märkte nach unten gehen, zeigt sich, dass auch Private-Equity-Firmen keine Patentrezepte haben."
Kursinformationen
Name | Aktuell | % | abs. | ||
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GENERAL MOTORS CORP... | 10,03 USD | -3,09 % | -0,32 | ||
FORD MOTOR CO. REGIS.. | 4,98 USD | -0,99 % | -0,05 | ||
BAYERISCHE MOTOREN W.. | 28,33 EUR | -2,83 % | -0,83 |
Aus der FTD vom 26.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de
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