Leitartikel

CSU, die Berliner Leerstelle

Die derzeitige Führung der CSU hat einen Konstruktionsfehler. Dem Parteichef fehlt es an Einfluss auf der bundespolitischen Bühne.

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Wenn Imperien wackeln, dann erkennt man dies auch daran, dass viele der an der Macht Beteiligten versuchen, sich rechtzeitig von der Spitze abzusetzen. So geht es derzeit der CSU, der am Sonntag ein Verlust ihrer absoluten Mehrheit in Bayern droht. Ein Gerücht jagt das andere, in vertraulichen Gesprächen werden mögliche Nachfolger für die Posten von Parteichef Erwin Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein gehandelt.

In der Tat hat das Führungsduo bisher keine glückliche Figur gemacht. Huber versuchte oft, mit unfreiwilliger Komik den bundespolitischen Anspruch seiner Partei zu untermauern, während Beckstein sich im Wahlkampf eine Reihe peinlicher Schnitzer leistete.

Einen möglichen Absturz unter 50 Prozent allerdings hätten die beiden nur am Rande zu verantworten. In Wahrheit bewegt sich die CSU seit Jahrzehnten auf diese Marke zu und ist somit dabei, eine normale Partei zu werden. Seit ihrem Höhepunkt 1974 geht es stetig nach unten, der 60-Prozent-Erfolg von Edmund Stoiber von 2003 war ein Jahr nach dessen knapper Niederlage im Bund wohl eine Ausnahmewahl.

Dass Huber und Beckstein auch bundespolitisch so schwach wirken, hat hingegen vor allem strukturelle Gründe. Ähnlich wie der frühere SPD-Chef Kurt Beck ist der Niederbayer Huber nie wirklich im Berliner Politgeschäft angekommen. Da er keinen Kabinettsposten hat, wirkt er oft wie der kleine Zaungast aus der Provinz, der bei Auftritten der politisch Großen mit aufs Bild drängt.

Will die CSU wieder wie früher bei den großen Themen mitreden - und auch gehört werden -, wird ihr nichts anderes übrig bleiben, als ihren Chef in die Regierung zu entsenden. Wie derjenige heißt und mit wie viel Prozent im Rücken er nach Berlin kommt, ist dann erst einmal zweitrangig.

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Aus der FTD vom 26.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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