Sie befinden sich hier: WDR.de WDR Fernsehen Information die story Sendung vom 25. August 2008 Kindersklaven
Der 10-jährige Junge sitzt auf dem Boden eines schmutzigen Kellers und stickt Perlen auf Stoff, 14 Stunden am Tag. „Los jetzt, arbeite weiter!“, blafft ihn sein Aufseher an. Der Junge duckt sich und macht weiter. Die Chancen, dass der Zehnjährige seine Eltern jemals wieder sieht, sind gering; er ist Hunderte von Kilometern von ihnen entfernt und wurde von ihnen für umgerechnet 20 Euro verkauft - als Kindersklave. Wenn Eltern nicht „freiwillig“ verkaufen, werden Kinder sogar entführt.
Der kleine Junge heißt Sumit und produziert im indischen Neu Delhi Souvenirs, die dann in Deutschland verkauft werden. Das Geschäft mit Kindersklaven läuft erstklassig.
Getarnt als interessierte Käufer für verschiedene Produkte und ausgerüstet mit versteckten Kameras dringen die beiden WDR-Reporter Rebecca Gudisch und Tilo Gummel in dieses System der Kindersklaverei ein und spüren Kinder, Eltern, Schlepper, Firmenchefs auf - gemeinsam mit denen, die die Kinder befreien wollen. Dem WDR-Team gelingen dabei seltene Aufnahmen, zum Beispiel, als einige Kinder ihre Eltern nach Jahren der Sklavenarbeit zum ersten Mal wiedersehen.
Ein verwirrendes Netz aus Zwischen- und Unterhändlern macht es oft schwer nachzuweisen, wo die von Kindern produzierten Waren letztendlich landen. Doch jetzt gelingt der Nachweis bei verschiedenen Produkten, z. B. bei indischen Pflastersteinen. Sie sind mittlerweile der Renner bei den deutschen Steinhändlern - und kosten nur rund die Hälfte von einem deutschen Stein. Nur solche billigen Steine haben bei öffentlichen Ausschreibungen inzwischen überhaupt noch eine Chance. Viele deutsche Firmen behaupten: Ihre Steine seien „kinderarbeitsfrei“. Doch gerade Pflastersteine werden von Kindern geschlagen.
Also wird getrickst: Ein deutscher Steinhändler wirbt zum
Beispiel mit einem UNESCO-Zertifikat, das angeblich
kinderarbeitsfreie Ware garantiert. Wieder als
Großhändler aus Deutschland getarnt, findet das
Reporterteam jedoch genau in den Steinbrüchen dieser Firma
Kinder, die dort Pflastersteine schlagen. Und das
UNESCO-Zertifikat, so stellt sich heraus, wurde nie von der UNESCO
ausgestellt. Die Autoren fahren zu der deutschen Firma und
konfrontieren die Chefs mit ihren Bildern.
Redaktion: Mathias Werth
Rebecca Gudisch und Tilo Gummel
Stand: 28.07.2008