Drei-Säulen-System

Wenn's um Geld geht

von Nina Luttmer, Rolf Lebert und Tim Bartz

Zocken war gestern, heute zählt Sicherheit. Die ersten Investmentbanker retten ihre Ersparnisse - ausgerechnet auf Konten der Sparkassen.

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Es ist ihm sichtlich peinlich. Verschämt gesteht der Investmentbanker einem Kollegen, wohin er soeben sein Geld transferiert hat. Er, der passionierte Zocker, hat aus Angst vor dem Crash sein Geld von einer Privat- zu einer Volksbank gebracht. Doch der Spott bleibt aus. Stattdessen nickt der Kollege verschwörerisch. Auch er hat sein Erspartes gerade von Privatinstituten abgezogen und bei mehreren Sparkassen eingezahlt: "In 500.000-Euro-Tranchen", sagt er.

Verkehrte Welt! Noch vor Kurzem verteufelten Privatbanker das Drei-Säulen-System und die Abschottung der Sparkassen gegenüber privaten Investoren. Sie verspotteten die kommunalen Geldinstitute als Häuser für die weniger vermögende Klientel. Und jetzt? Jetzt bringen sie ihr Geld dankbar dorthin. "Gelobt sei das Drei-Säulen-System", sagt der Investmentbanker, der zur Sparkasse gewechselt ist. Vor wenigen Monaten hätte er diesen Satz nicht über die Lippen bekommen. "Ich habe gestern im Bekanntenkreis diskutiert, ob wir unser Geld besser zur Sparkasse bringen sollten", gesteht auch ein anderer Privatbanker.

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Sicherheit ist dieser Tage Trumpf. Und die garantiert das System der Sparkassen-Finanzgruppe und der Genossenschaftsbanken. Anders als bei Privatbanken sind hier die Einlagen in unendlicher Höhe gesichert. Beide Verbünde haben eine Institutssicherung - das heißt, ihre Mitgliedsbanken können nicht pleitegehen, weil sie sich zuvor immer gegenseitig retten. So weit zumindest die Theorie.

"Wir haben einen Zuwachs an Kunden von anderen Finanzinstituten", bestätigt der Sprecher der Taunus-Sparkasse nahe Frankfurt. Dabei handele es sich vor allem um Personen, die sich intensiv mit dem Thema Einlagensicherung beschäftigten. Diesen Trend bemerken auch andere Institute. "Die Nachfragen nach dem Einlagensicherungssystem wachsen. Früher war das Motto: erst Rendite, dann Sicherheit. Das hat sich nun umgekehrt", sagt der Sprecher der Sparkasse Münsterland Ost. Sichere Produkte wie Sparbriefe und Termingeldeinlagen würden verstärkt nachgefragt.

Vielleicht fließt sogar bald Geld aus der Schweiz in deutsche Sparkassen. Die Eidgenossen bieten nämlich nur eine Einlagensicherung bis 30.000 Franken (19 300 Euro) - weniger als in allen anderen europäischen Staaten. Noch verliert das Land, bislang Fluchtpunkt für Kapitalströme, kein Geld. Aber die Angst der Schweizer ist groß. Verkehrte Welt eben.

Die Stadtsparkasse Düsseldorf ist gewappnet: Allein vergangene Woche verzeichnete sie zusätzliche Einlagen von 80 Mio. Euro, zusammen mit der Vorwoche waren es sogar 200 Mio. Euro. Die Sparkasse sorgte kürzlich mit Werbeplakaten für Furore - anscheinend erfolgreich: "Ist Ihre Bank weg? Dann schauen Sie doch einfach mal in unserer Bank vorbei."

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FTD.de, 08.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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