Pfizer bereitet seinen Abschied als Pharmakonzern der Superlative vor. Das US-Unternehmen will seine Forschung und Entwicklung im bisherigen Kerngeschäft stark einschränken. Mittelfristig könnte das den weiteren Abbau von Arbeitsplätzen bedeuten, der neben den weltweiten Labors vor allem den Vertrieb und das Marketing treffen dürfte.
Noch hat der Hersteller den größten Marketingetat der Branche, den größten Außendienst weltweit und die größte Forschungs- und Entwicklungsmannschaft, die pro Jahr 8 Mrd. $ für ihre Arbeit zur Verfügung hat. Die Position als Branchenprimus dürfte 2011 Geschichte sein, wenn nicht ein großer Zukauf das Blatt noch wenden sollte. Konkurrenten wie Roche und Novartis stehen bereit, die Nachfolge an der Spitze anzutreten.
Pfizer will die Erforschung von Herz-Kreislauf-Krankheiten, Übergewicht und Knochenerkrankungen sowie junge Entwicklungsprojekte einstellen. Reifere Entwicklungsprojekte sollen noch abgeschlossen werden. Künftig würden die Aktivitäten in der Krebstherapie und fünf weiteren Forschungsgebieten gestärkt, darunter die Alzheimer- und Schmerztherapie, legte der Konzern am Dienstag vor Investoren dar. Pfizer folgt damit einem herrschenden Trend zu Spezialtherapeutika wie Krebs- und Neurologieprodukten, die sich mit niedrigen Budgets vermarkten lassen und weniger Aufwand bei Patientenstudien verursachen. Die Pfizer-Aktie stieg in New York in einem freundlichen Umfeld um 1,3 Prozent.
Zudem verstärkt der Konzern den angekündigten Sparkurs, indem er sich zunehmend auf Zukäufe und Lizenzen ausrichtet. Immer wieder zählt Pfizer zu den potenziellen Käufern von Biotechfirmen wie der zum Verkauf stehenden US-Firma Imclone. Die Not, für Nachschub in der Pipeline zu sorgen, ist groß: Der Bestseller des Konzerns, der Cholesterinsenker Lipitor, verliert 2011 seinen Patentschutz, und adäquater Ersatz fehlt. Das umsatzstärkste Medikament der Welt erlöste 2007 rund 12,7 Mrd. $ - das ist mehr als ein Viertel des Konzernumsatzes von 48,4 Mrd. $.
Den Gürtel hat Pfizer bereits enger geschnallt: Zu den Einsparungen von rund 600 Mio. $ im vergangenen Jahr kamen im ersten Halbjahr 2008 weitere 635 Mio. $ hinzu. Am Ende des laufenden Jahres soll die Summe aller Einsparungen gegenüber 2006 zwischen 1,5 Mrd. und 2 Mrd. $ betragen. Dieses Ziel hat Pfizer kürzlich bestätigt.
Wachsenden Druck spürt der Konzern durch konkurrierende Generika: Dazu zählen die Nachahmerversionen des Lipitor-Konkurrenzprodukts Zocor, die in den USA immer mehr Marktanteile gewinnen. Und die Wirtschaftskrise im Heimatmarkt wird den Trend zu preiswerten Generika zusätzlich anheizen: Im ersten Halbjahr 2008 fiel Pfizers Umsatz im lukrativen US-Markt um 13 Prozent auf 9,5 Mrd. $. Das internationale Geschäft des Unternehmens hingegen wuchs um 16 Prozent auf 12,4 Mrd. $, auch dank Währungseffekten.
Bei öffentlichen Auftritten hat Pfizer-Chef Jeffrey Kindler bislang noch Optimismus verbreitet. Auf dem World Business Forum in New York City am 23. September sagte er, dass der Konzern aufgrund starker Bilanzkennzahlen die weltweite Finanzkrise nicht fürchten müsse. Analysten sehen das anders: Sie prophezeien der Pharmaindustrie unter einer neuen amerikanischen Regierung steigenden Druck auf die Herstellerpreise. Der werde vor allem die Konzerne treffen, die bisher vom Wachstum staatlicher Gesundheitsprogramme profitierten - insbesondere Pfizer.
Generika werden neuesten Analysen zufolge im US-Pharmamarkt bis 2010 einen Volumenanteil von 75 Prozent erreichen. Zeitgleich sinkt die Zahl von Zulassungen neuer Medikamente. Pfizer hat folgerichtig gerade seinen US-Werbeetat für Lipitor drastisch gekürzt und sucht in der Forschung Effizienzsteigerungen.
Kursinformationen
Name | Aktuell | % | abs. | ||
---|---|---|---|---|---|
PFIZER INC. REGISTER.. | 19,00 USD | 1,12 % | 0,21 | ||
BRISTOL-MYERS SQUIBB.. | 14,48 EUR | -2,23 % | -0,33 |
Aus der FTD vom 01.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg, FTD.de
Die Suchmaschine für Aus- und Fortbildung in der Gesundheitsbranche. mehr |
Alle wichtigen Initiativen in den Bundesländern auf einen Blick. mehr |
Wegen des Ärztemangels bezahlen immer mehr Universitätskliniken ihre Studenten im praktischen Jahr. mehr
Der Krankenhaus-Ökonom führt ab November die Klinikkette Sana. mehr
Wie die Mediziner und ihre Lobbygruppen um Geld und politischen Einfluss kämpfen. mehr
Weil den kommunen Geld fehlt, werden viele ihre Kliniken verkaufen müssen. mehr
Der Dental-Discounter scheitert an einer bizarren China-Affäre. mehr
Wie lässt sich die Qualität der Gesundheitsversorgung verbessern? mehr
Private-Equity-Healthcare-Fonds, wie sie hierzulande gegründet werden, sind in den USA bereits etabliert – und umstritten. mehr
Zusatzversicherungen für Senioren bieten oft nur begrenzte Leistungen. mehr
Überlebensstrategie: Sie schließen sich zusammen, um gemeinsam der privaten Konkurrenz zu trotzen. mehr
Die Allianz Private Krankenversicherung und die KKH starten eine strategische Partnerschaft. mehr
Der Medizintechnikkonzern Olympus eröffnet ein Schulungszentrum für Ärzte. mehr
Fitness First will mit neuen Billigklubs den deutschen Marktführer McFit angreifen. mehr
Mehr News aus Gesundheitswirtschaft
Print-Archiv
Alle Ausgaben
der FTD
Print-Ausgabe
Zeitung zum
Herunterladen
Jede Menge Jobs
und unsere gratis
Potenzialanalyse
für Sie...
brainGuide
Führt Sie zum
Wissen der
Top-Experten
Steuerberatung:
Hier finden
Sie passende
Steuerberater.
SemiGator:
Seminare und
Trainer in Ihrer
Nähe.
Bookmarken bei ...