FTD-SERIE Märkte in Aufruhr

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Angst vor Bankenpleiten

Derivatemarkt schrumpft drastisch

von Yasmin Osman (Frankfurt)

Kreditderivate waren über Jahre der Wachstumsmarkt schlechthin. Doch im Zuge der Kreditkrise kehrt sich der Trend um: Die Finanzinstitute scheuen das Risiko und bauen Positionen ab. Der Rückgang ist enorm.

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Der Markt für Kreditausfallderivate ist erstmals seit Beginn der Datenaufzeichnungen 2001 geschrumpft. Im ersten Halbjahr 2008 verringerte sich das Volumen so genannter Credit Default Swaps (CDS) um 12,8 Prozent auf 54.600 Mrd. $, teilte der Derivateverband International Swaps and Derivatives Association (ISDA). Damit ist das Volumen noch größer als das Bruttoinlandsprodukt der ganzen Welt, das 2007 bei 54.300 Mrd. $ gelegen hatte. Seit 2001 hatte sich das Volumen solcher Kontrakte bis 2007 auf 62.000 Mrd. $ zunächst verhundertfacht.

Der Rückgang des Volumens ist Ausdruck der Nervosität: Die Beinahe-Pleite der US-Investmentbank Bear Stearns hatte schon im Frühjahr den Blick der Marktteilnehmer für die Risiken dieser Versicherungskontrakte geschärft. CDS-Kontrakte sind eine Versicherung, mit der sich Anleger vor dem Zahlungsausfall von Firmen schützen. Bei einer Pleite des Versicherers ist dieser Schutz aber nichts mehr wert.

Die Angst vor den Folgen einer solchen Pleite war einer der Gründe, weshalb im Frühjahr die relativ kleine Investmentbank Bear Stearns gerettet wurde, die ein großer CDS-Versicherer war. Seit der Fast-Pleite von Bear Stearns achten Banken stärker darauf, bei wem sie sich absichern. "Es gibt aktuell nur noch sehr wenige Banken, die als Gegenpartei für CDS-Kontrakte akzeptiert werden", sagt Tim Brunne, Kreditanalyst bei Unicredit.

Banken saldieren Positionen

Rein technisch geht das CDS-Volumen unter anderem zurück, weil die Banken gegenläufige Positionen saldieren. Das verbessert die Übersicht über die tatsächlichen Risiken. Der Fachausdruck dafür ist "Netting". Das ist ein genereller Trend, der seit dem Notverkauf von Bear Stearns verstärkt eingesetzt hat.

Seit dem Datenstichtag vom 30. Juni dürfte das Volumen sogar noch weiter gesunken sein, da auch die inzwischen bankrotte Investmentbank Lehman Brothers ein wichtiger CDS-Versicherer war. Deswegen hielt die ISDA sogar eine Sondersitzung ab, auf der sich die Mitgliedsfirmen durch das Saldieren von Positionen auf den Lehman-Zusammenbruch vorbereiten konnten.

Um das Kontrahentenrisiko zu mindern, sollen langfristig zentrale Abwicklungshäuser eingerichtet werden. Diese "Clearinghäuser" könnten als zentrale Gegenparteien dienen und so das Risiko reduzieren, dass der Ausfallschutz wertlos wird, wenn ein großer CDS-Versicherer in die Insolvenz rutscht. Das würde das CDS-Gesamtvolumen noch weiter schrumpfen lassen, erklärt Brunne.

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FTD.de, 25.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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