Japans Wirtschaftsminister Akira Amari bleibt seinem Ruf als Freund offener Worte treu. Auf dem Energiegipfel der G8 sprach er als erster deutlich aus, was angesichts explodierender Ölpreise eigentlich alle denken, sich aber nicht zu sagen trauten.
Die Welt zittert vor einem neuen Ölschock. O-Ton Amari: "Die Sicherstellung der Energiesicherheit ist nun die Top-Priorität aller Länder." Amari nutzt das Wort gerne als scharfe Waffe. Er liebt Auftritte vor TV-Kameras, das Wortduell mit den Gegnern, das Werben um Wähler. Das liegt wohl im Blut. Seine Familie führt sich zurück auf einen berühmten General aus dem 16. Jahrhundert, Torayasu Amari. Und wenn dann noch das Thema auf Energiepolitik kommt, ist er kaum schlagen. Denn da weiß er genau, wovon er spricht.
Amari ist mit 21 Monaten Amtszeit als Oberbefehlshaber des mächtigen Ministeriums für Handel, Wirtschaft und Industrie (international bekannt als Meti) nicht nur einer der dienstältesten Minister von Premierminister Yasuo Fukuda. Außerdem hat sich der 58-jährige den Ruf eines Energieexperten aufgebaut und gilt er als einer der Baumeister von Japans Strategie, in Afrika den Chinesen beim Kampf um Ressourcen die Stirn zu bieten.
Dazu verfügt er über politisches Gewicht. Nach einer Stippvisite bei Sony wurde er nach einer gescheiterten eigenen Parlamentskandidatur 1974 zuerst Sekretär des Abgeordneten Tadashi Amari, seines Vaters, und 1983 dessen Nachfolger. Seine Karriere beförderte ihn früh auf den Posten des Meti-Vizeministers. Andere Ministerien und wichtige Posten in der regierenden Liberaldemokratischen Partei folgten.
Amaris tief empfundenes Bedrohungsgefühl entspringt einfachen Fakten. Die größte Industrienation Asiens verfügt kaum über eigene Ressourcen. Für 94 Prozent der Energieversorgung müssen die Rohstoffe fast gänzlich importiert werden, von Kohle, über Gas und Uran bis hin zum Erdöl, das fast 50 Prozent von Japans Primärenergieverbrauch ausmacht.
Im Unterschied zu Deutschland gibt es allerdings keine nah gelegenen und freundschaftlich gesinnten Nachbarn wie Norwegen oder Großbritannien, die wenigstens einen Teil des Ölbedarfs liefern könnten. Japans Quellen sind fast ausnahmslos weit entfernt in Krisenregionen angesiedelt. Und nun teilweise aggressiven Angriffen ebenso ressourcenhungriger, jedoch aus japanischer Sicht skrupelloser Chinesen ausgesetzt.
Amari steuert dagegen. 2007 kürte er mit Yasuo Hayashi den Vize-Chef des Handelshauses Mitsui zum Vorsitzenden der Japanischen Außenhandelsorganisation Jetro. Und über Japans Handelshäuser laufen die Rohstoffimporte. Ein weiterer Handelshausmann wurde gerade Anfang des Monats Japans erster Botschafter in Botswana, einer wichtigen Quelle für Diamanten.
Ende Mai sprang er auf der Internationalen Tokioter Konferenz zur Entwicklung Afrikas (Ticad IV) persönlich ins Schlachtgetümmel. Mit den Herren aller wichtigen Rohstofflieferanten Afrikas schüttelte er die Hände - darunter auch dem Öl- und Gaslieferanten Nigeria. Eloquent versuchte er die realen chinesischen Subventionen in Afrika mit Versprechen auf mehr Handel mit Japan zu kontern. Einen klaren Sieg um Afrikas Ressourcen hat er damit nicht errungen. "China ist viel aggressiver als Japan", sagt ein hochrangiges nigerianisches Regierungsmitglied, "Japan muss viel aggressiver werden."
Aus der FTD vom 09.06.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AFP
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