Island macht das Triple voll: Nach Glitnir und Landsbanki verstaatlicht die Inselregierung mit Kaupthing auch die größte Bank des Landes. Was das für deutsche Sparer heißt, ist noch unklar. All zu groß sollte das Mitleid mit ihnen indes nicht ausfallen.
"Sehr geehrte Kaupthing Edge Kunden, die Kaupthing Bank wurde heute unter die Aufsicht der isländischen Bankenaufsicht gestellt. Derzeit ist der Zugriff auf die Online Konten nicht möglich. Sie erhalten schnellstmöglich weitere Informationen." Wer am Donnerstag auf die deutsche Website der Isländischen Bank geht, erlebt sein blaues Wunder - nicht nur was die Interpunktion angeht: Nichts geht mehr.
Da helfen auch die Hinweise auf traumhafte Tagesgeldzinsen von 5,65 Prozent oder sogar 6,10 Prozent für Zwölfmonatsgeld nichts mehr. Denn die nunmehr nationalisierte Kaupthing Edge Bank untersteht nicht der deutschen Einlagensicherung, für die Bundeskanzlerin ja gerade erst eine Patronatserklärung abgegeben hat. Zuständig ist vielmehr die isländische Bankenaufsicht, die Einlagen deutscher Kunden bis zu 20.887 Euro zu 100 Prozent garantiert.
Ob Reykjavik wirklich einspringt, ist indes unklar. Die deutsche Niederlassung in Frankfurt ist bislang jedenfalls telefonisch nicht erreichbar. Und: Auch in Island selber geht bei der dortigen Bankenaufsicht seit Tagen schon niemand mehr ans Telefon, um besorgten deutschen Kleinsparern Auskunft zu erteilen, wie sicher ihr Geld denn ist.
Wer sich in den vergangenen Jahren allerdings von den Hochzinskonten der Kaupthing Bank anlocken ließ, musste wissen, welches Risiko er eingeht. Oft genug wurde nicht nur in Fachmagazinen darauf hingewiesen, dass das Geld nicht durch den hiesigen Einlagensicherungsfonds abgesichert ist. Und lange schon ist bekannt, dass Island gegen den Staatsbankrott ankämpft. So senkte die Ratingagentur Fitch bereits im Februar 2006 den Ausblick für Islands Ratings von "stabil" auf "negativ". Die Gründe damals, die so auch heute noch gelten: wachsende makroökonomische Ungleichgewichte, das steigende Leistungsbilanzdefizit und die zunehmende Auslandsverschuldung.
Auch die horrende Verschuldung von Glitnir, Landsbanki und Kaupthing ist ebenfalls seit Jahren bekannt. Sie beträgt ein Vielfaches des isländischen Bruttoinlandsproduktes. Erst in diesem Frühjahr war der Verkauf der niederländischen Handelsbank NIBC an Kaupthing gescheitert, weil die Isländer schlicht das Geld nicht zusammenbekamen. Kurzum: Dass etwas faul ist im Staate Island, konnte jeder wissen, der sein Geld bei Kaupthing Edge angelegt hat. Da geht es den Kleinsparern auch nicht anders als Investmentbankern: Die Gier war größer als der Sachverstand, Sicherheitsdenken und Risikovermeidung kein Thema. Mitleid wäre daher fehl am Platz.
FTD.de, 09.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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