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Wirtschaft

Sie befinden sich hier: > WDR.de > Wirtschaft > "Autoindustrie rutscht in die Krise"


"Wer soll noch Autos kaufen?"

Interview mit dem Autoexperten Dudenhöffer

Die Autoindustrie steht vor tiefen Einschnitten. Die Finanzkrise lässt den Absatz rasant einbrechen, Hersteller wie die Opel-Mutter General Motors kämpfen um den Fortbestand. In NRW drohen dem Opel-Werk Bochum und dem Ford-Motorenwerk schwere Zeiten, sagt Professor Ferdinand Dudenhöffer von der FH Gelsenkirchen im Interview.

WDR.de: Die Autobauer kürzen fast flächendeckend die Produktion. Ist wirklich die Finanzkrise der Auslöser?

Ferdinand Dudenhöffer; Rechte: dpaBild vergrößern

Ferdinand Dudenhöffer

Ferdinand Dudenhöffer: Nein, aber sie verstärkt die Schwierigkeiten der Automobilindustrie in einem Maße, wie es niemand erwartet hätte. Die bisherigen Meldungen über Produktionskürzungen spiegeln ja nur die Verkaufszahlen von gestern wider. Das größte Risiko sind die Verkaufszahlen von morgen. Und hier liegen die eigentlich schlimmen Nachrichten noch vor uns.

In Europa und den USA halten sich die Menschen ja bereits länger mit den Autokäufen zurück. Das konnte bislang ein wenig ausgeglichen werden in den boomenden Märkten wie China, Russland oder Südamerika. Die Finanzkrise sorgt dafür, dass auch hier die Nachfrage deutlich weniger steigen oder sogar sinken wird. Wer dann noch Autos kaufen soll, weiß ich nicht.

WDR.de: Was droht der Branche?

Ford-Produktion; Rechte: Ford-WerkeBild vergrößern

Auch Ford bekommt Probleme

Dudenhöffer: In den nächsten zwei bis drei Monaten werden sich die Meldungen über Produktionskürzungen häufen. Das kann zunächst ja noch über den Abbau von Überstunden ausgeglichen werden. Aber spätestens im kommenden Jahr werden die Autobauer nicht um Kurzarbeit oder auch Entlassungen herumkommen. Zumindest dann nicht, wenn die Finanzkrise weiter anhält - und danach sieht es im Moment aus.

Schwierig wird es dann auch für die Zulieferer, von denen ja sehr viele in NRW sitzen. An jedem Job bei den Herstellern hängen etwa vier Arbeitsplätze bei den Zulieferern. Und hier kommen die Produktionsausfälle ja eins zu eins an.

WDR.de: Was droht in NRW?

Opel-Frühschicht; Rechte: ddpBild vergrößern

Sorgen bei Opel

Dudenhöffer: Bei NRW greift der Dominoeffekt noch weiter, weil hier auch die Stahlindustrie ins Gewicht fällt. Wenn keine Autos verkauft werden, werden keine gebaut, die Zulieferer leiden und eben auch die Stahlfirmen.

In NRW sitzen ja zwei Hersteller, Opel und Ford. Ford hat weltweit Produktionskürzungen von 15 Prozent angekündigt, da wird auch Deutschland nicht ganz verschont bleiben. Dabei steht das Werk in Köln noch ganz gut da, weil es sehr modern ist und hier der neue Fiesta gerade anläuft. Lediglich das Kölner Motorenwerk, in dem rund 900 Leute die großen Motoren für den US-Markt produzieren, wird wohl nicht zu halten sein.

WDR.de: Und Opel in Bochum?

Dudenhöffer: Hier kann man sich Sorgen machen. Zwar sind hohe Investitionen für die Produktion des neuen Astra geplant. Aber diese müssen erst einmal finanziert werden. Und die General-Motors-Aktie hat einen so rasanten Wertverfall erlebt, dass kaum eine Bank dem Unternehmen noch Kredite gibt. GM ist auf die staatlichen Hilfen angewiesen, um sich zu finanzieren. Aber ob die auch reichen, um alle Investitionen auch in Europa zu stemmen, ist noch nicht sicher.

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Dudenhöffer: Nein, derzeit kommt es nicht darauf an, ob die Autobauer das richtige Modell haben oder das falsche. Die Verunsicherung bei den Käufern ist wegen der Finanzkrise so groß, dass schlichtweg weniger Autos gekauft werden. Das trifft alle gleichermaßen. Früher hieß es, die Luxus-Klasse sei unabhängig von der Konjunktur. Aber auch bei den Luxus-Marken sehen wir Produktionseinschränkungen.

Für die gesamte Autoindustrie mit ihren 750.000 Beschäftigten in Deutschland sehe ich jetzt drei sehr sehr harte Jahre. Danach könnte es langsam wieder besser werden - aber auf niedrigerem Niveau.

Das Gespräch führte Bodo Scheffels

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Kommentare zum Thema: 111

  • Anonym schrieb am 15.10.2008, 09.18 Uhr:

    Verunsicherung hemmt die Kauflust? Falsch. Fehlendes Geld.

  • opa schrieb am 15.10.2008, 07.30 Uhr:

    früher haben Rentner ein neues Auto für die Enkel gekauft. Heute fehlt den normalen Rentnern das Geld. Und wenn man es hat kauft man keinen Opel mehr, ein Reinfall reicht. Billige Teile aus Polen, Tschechien, Schweiz / Italien werden teuer verkauft. Kostet Zeit und Nerven, und der Enkel hat keinen Job.

  • Randy schrieb am 14.10.2008, 22.01 Uhr:

    Ich würde ja gerne ein Auto kaufen, aber mir fehlt schlicht das Geld dazu. Steuern und Abgaben und dazu die hohen Energiekosten machen es mir unmöglich Geld für ein Auto zu sparen. Zudem möchte ich ein ganz einfaches Auto ohne elektrische Fensterheber,ohne Klimaanlage Airbag usw. eben einen Volks"wagen" den der kleine Mann sich leisten kann. So für 7000 Euro muss das doch machbar sein. Die Konzerne wollen aber abschöpfen, lassen Schrott im Ausland produzieren den sie hier für teures Geld dann verkaufen wollen. Von wegen "Made in Germany" . Fast alle Teile kommen aus Tschechien,Ungarn,Ukraine etc... zusammengeschraubt wird der Müll dann hier von einer Horde von Leiharbeitern und unterbezahlen Leuten mit Dienstleisterverträgen. Die Autokrise ist hausgemacht . Die Manager haben den Bodenkontakt genauso wie die Bänker und Politiker längst verloren.

  • Hochpreisland schrieb am 14.10.2008, 16.58 Uhr:

    aus dem ehemaligen Hochlohnland wird nach und nach ein Hochpreisland. Im Pharma -und Automobilsektor lassen sich diese Preise nicht mehr mit den realen Durchschnittslöhnen rechtfertigen. Autos fangen jetzt an, die Preise zu korrigieren, und Pharma würde direkt folgen wären da nicht, zumal kein Konkurrenzkampf, Seehofer und Schmidt in der Lobbylounge nur allzu schnell zu Boden gegangen

  • nrw schrieb am 14.10.2008, 03.48 Uhr:

    wenn ich mir jedes deutsche auto irgendwo in der EU 30% billiger holen kann ist es kein wunder das die händler hier kaum noch welche loswerden !

Stand: 10.10.2008, 15:14 Uhr


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