FTD-SERIE Das Bankenbeben

Die Finanzkrise verändert die weltweite Bankenlandschaft rasant. Pleiten, Fusionen, Ausverkäufe - die Finanzwelt wird von einem Beben erschüttert, bei dem kaum ein Stein auf dem anderen bleibt.


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Nach Verstaatlichung

Kaupthing-Kunden droht 308-Millionen-Schaden

von Karsten Röbisch (Frankfurt), Brigitte Watermann und Markus Hinterberger (München)

Ein schwarzer Tag für deutsche Sparer mit Tagesgeld oder Festgeld bei der isländischen Kaupthing-Bank: Die deutsche Niederlassung hat den Geschäftsbetrieb eingestellt. Die Finanzaufsicht verhängte ein Auszahlungsverbot. Der potenzielle Schaden ist enorm - die Isländer hatten hierzulande zuletzt 30.000 Kunden.

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Für Kunden muss es wie blanker Hohn klingen: "Kaupthing Edge - Das Tagesgeldangebot mit der Langzeitgarantie" ist noch immer auf der Homepage des deutschen Ablegers der größten isländischen Bank zu lesen. Und am Mittwoch erschienen in Tageszeitungen noch großformatige Werbeanzeigen: "Zinsen auf hohem Niveau. Vertrauen auf lange Sicht", hieß es darin. Die Bank warb bis zuletzt mit ihrem hohem Zins von 5,65 Prozent auf Tagesgeld.

Doch am Donnerstag wurde Kaupthing als letzte der drei größten isländischen Banken unter die Aufsicht der isländischen Bankenaufsicht gestellt. Die Finanzverwaltung des Inselstaats begründete die Maßnahme am Donnerstag in der Früh mit der Notwendigkeit, das Bankensystem des Landes zu sichern. In den vergangenen Tagen hatte Island bereits die anderen beiden Großbanken des Landes, die Landsbanki und Glitnir, verstaatlicht.

Screenshot der Homepage www.kaupthing.de
 Screenshot der Homepage www.kaupthing.de

Den deutschen Anlegern droht jetzt ein Millionenschaden. Denn: Die Kunden haben keinen Zugriff auf ihre Konten mehr. Diese Information findet sich auf der Website des Tagesgeldangebots von Kaupthing. Inzwischen schaltete sich auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin ein. Sie verhängte ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot. Zudem schloss die BaFin die deutsche Niederlassung der isländischen Bank. Außerdem untersagte die Bundesanstalt der deutschen Kaupthing-Niederlassung, Zahlungen entgegenzunehmen, die nicht zur Tilgung von Schulden ihr gegenüber bestimmt sind.

Die BaFin begründete das Moratorium damit, dass die verbliebenen Vermögenswerte gesichert werden müssten. Es bestehe die Gefahr, dass die Niederlassung ihre Verpflichtungen gegenüber Gläubigern nicht mehr erfüllen konnte. Die isländische Muttergesellschaft, die Kaupthing hf., sei nicht in der Lage gewesen, der Niederlassung weiterhin ausreichend Liquidität zur Verfügung zu stellen, begründete die Bankenaufsicht ihren Schritt.

Deutsche Sparer müssen sich nun an die isländische Einlagensicherung wenden. Die Höhe der Einlagensicherung pro Person beträgt 20.887 Euro. Das Vermögen, das auf dem Spiel steht, ist enorm: Nach BaFin-Angaben sind mit Stichtag 9. Oktober 30.800 deutsche Sparer betroffen, das Einlagevolumen beläuft sich auf 308 Mio. Euro. Zu Wochenbeginn waren es nach FTD-Informationen noch 500 Mio. Euro. Das zeigt, dass in den vergangenen Tagen schon massiv Mittel von Kaupthing-Konten abgezogen wurden.

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FTD.de, 09.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: www.kaupthing.de

 

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