Die Finanzkrise ist im Silicon Valley angekommen. Hightech-Veteranen bangen um den Absatz, Startups um die nächste Finanzierungsrunde. Und alle hoffen, dass es diesmal glimpflicher ausgeht als beim Dotcom-Crash.
Mit einem schrägen Lächeln deutet Eric Friedman auf den kleinen braunen Kühlschrank in seinem Büro. "Zu Not könnten wir es auch dort verstauen", scherzt der Jungunternehmer aus San Francisco. Es geht ihm nicht ums Mittagessen, das er kalt stellen will. Er spricht von Geld, rund 2 Mio. $, die sein Startup Fitbit in den nächsten Tagen von Investoren bekommen soll.
Mit dem Geld wollen Friedman und sein Partner James Park die Serienproduktion ihrer Erfindung anstoßen: eines kleinen Sensors, der die Aktivitäten seines Trägers misst und sie drahtlos an einen Computer überträgt. Aber wie können die Gründer angesichts der Finanzkrise darauf vertrauen, dass die Bank, bei der sie ihr Geld deponieren, nicht vom Strudel mitgerissen wird? "Dass wir überhaupt darüber nachdenken, ist absurd", sagt Park und schüttelt den Kopf.
Doch in diesen turbulenten Zeiten ist vieles unbegreiflich. Die Wall-Street-Malaise erreicht fast täglich eine neue Eskalationsstufe. Selbst im Silicon Valley, wo der legendäre kalifornische Optimismus mit noch mehr Hingabe gelebt wird als sonst wo im Golden State, macht sich das flaue Gefühl breit, dass wenige Jahre nach dem Platzen der Dotcom-Blase erneut schwere Zeiten anstehen. Und das obwohl hiesige Startup-Unternehmer keine Geschäftsbeziehungen zu Pleitebanken wie Washington Mutual haben.
Noch sind die Auswirkungen der Krise mehr spür- als sichtbar, aber keiner glaubt noch ernsthaft, dass das Technologietal am Pazifik davonkommt. "Der Glaube, dass das Silicon Valley gegen die Krise an der Wall Street immun ist, hat sich verflüchtigt", stellt Kevin Kelleher vom einflussreichen Tech-Blog GigaOm fest. Der Seriengründer Jason Calacanis, der mit seiner Suchmaschine Mahalo gegen Giganten wie Google antritt, wird deutlicher: "Jeder, mit dem ich spreche, ist verwirrt, paralysiert und besorgt - und viele leiden unter Depressionen", schreibt er in einem im Silicon Valley viel beachteten Blogeintrag "Startup Depression". Sein Fazit: Die Angst sei berechtigt. Schließlich kommen ein Fünftel aller IT-Ausgaben aus dem Finanzsektor.
Vor ein paar Wochen war die Stimmung noch ganz anders: Da beobachtete der kalifornische Westen aus vermeintlich sicherer Distanz den Zusammenbruch von Subprime-Opfern an der Ostküste: Fannie Mae und Freddie Mac, Lehman Brothers und AIG.
Auf ausgebuchten Startup-Konferenzen wie der Techcrunch 50 in San Francisco wiegelten die meisten Venture-Capital-Geber und Business Angels Befürchtungen ab, die Krise könnte auf die Technologiebranche übergreifen. Die großen Player liehen sich nur selten Geld und wären daher von Kreditengpässen nicht betroffen, hieß es. Und da sie international agierten, könnten sie den Abwärtstrend auf dem US-Markt besser verkraften. Globale Technologiekonzerne wie Apple, Hewlett-Packard oder Google, an deren Bilanzen die Folgen der Finanzmarktkrise in den vergangenen Quartalen größtenteils abperlten, signalisierten da ebenfalls noch Zuversicht.
Aus der FTD vom 09.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD/Malte Knaack
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