Hollywoods Filmbranche

Dossier Dreamworks wechselt Filmpartner

von Helene Laube (San Francisco)

Nach kurzer, stürmischer und finanziell erfolgreicher Partnerschaft gehen Steven Spielbergs Filmstudio Dreamworks SKG und Paramount Pictures wieder getrennte Wege. Angesichts der häufigen Spannungen in der knapp dreijährigen Ehe verläuft die Trennung unerwartet freundschaftlich.

Spielberg und seine Geschäftspartner werden mit ihrem neuen Studio, das weiterhin Dreamworks heißen wird, 30 bis 40 bereits begonnene Filmprojekte gemeinsam mit Paramount weiterentwickeln. Spielberg wird überdies die "Transformer"-Filme und drei andere Paramount-Streifen produzieren. Er freue sich, weiter mit dem Team zusammenarbeiten zu können, mit dem Dreamworks "viele Erfolge geteilt habe", so der Starregisseur.

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Spielberg und Dreamworks-Chefin Stacey Snider hatten vergangenen Monat angekündigt, sich von Paramount zu trennen und mit Hilfe des indischen Medienkonzerns Reliance Big Entertainment ein eigenes Filmstudio zu gründen. Die Tochter des größten indischen Privatkonzerns Reliance ADA will das Unternehmen mit 500 Mio. $ Kapital ausstatten und bekommt dafür einen Anteil von 50 Prozent. Weitere 700 Mio. $ sollen durch Fremdfinanzierung hinzukommen. Das neue Unternehmen soll jährlich an die sechs Filme produzieren. Wer diese Filme weltweit vertreiben wird, ist noch unklar.

Umsatz von Dreamworks nach Filmen 2007
 Umsatz von Dreamworks nach Filmen 2007

Das indisch-kalifornische Joint Venture unterstreicht, dass Hollywood auf der Suche nach neuen Geldquellen ist, nachdem die Hedgefonds und Private-Equity-Firmen ihre einst aggressiven Investitionen in das Filmgeschäft deutlich zurückgefahren haben. Hauptgrund ist neben enttäuschenden Erträgen vor allem die Kreditkrise. "Es ist keine gute Zeit für die Schuldenmärkte, insbesondere für das volatile Filmgeschäft", sagte Medienanalyst Richard Greenfield von Pali Research der "Los Angeles Times".

Die größten Filmverleiher nach US-Umsatz seit Jahresbeginn
 Die größten Filmverleiher nach US-Umsatz seit Jahresbeginn

Erst kürzlich waren Verhandlungen von Paramount mit der Deutschen Bank über ein 450 Mio. $ schweres Finanzierungspaket für bis zu 30 Filme, darunter die Fortsetzung der "Star Trek"-Reihe, gescheitert. Das Studio MGM heuerte im August die damals noch unabhängige Investmentbank Goldman Sachs an, um "Verbesserungen an der langfristigen Kapitalstruktur" auszuloten. Gerüchte um einen Komplettverkauf bewahrheiteten sich bislang nicht. Berichten zufolge soll MGM aber ebenfalls mit Reliance über einen Einstieg gesprochen haben. Auch die Filmfirma Weinstein soll sich Berichten zufolge nach Geldgebern aus Asien umschauen. Frisches Geld für Hollywood fließt auch aus dem arabischen Raum. Anfang September gründete die staatseigene Media Company (ADMC) des Emirats Abu Dhabi die Gesellschaft Imagenation, die in den kommenden fünf Jahren rund 1 Mrd. $ in Kinoproduktionen pumpen soll.

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Besonders stark in Hollywood engagiert sich aber der indische Milliardär Anil Ambani, der den Reliance-Konzern kontrolliert. Mit Spielberg hat er sich nun den wohl bekanntesten Partner im Filmgeschäft geangelt. Die Partnerschaft mit Dreamworks ist das bislang größte Engagement eines indischen Konzerns in Hollywood.

Für Dreamworks ist der Zusammenschluss mit Bollywood das jüngste Kapitel in der bewegten Firmengeschichte. Spielberg hatte das Studio 1994 mit Ex-Disney-Trickfilmchef Jeffrey Katzenberg und Musikmanager David Geffen gegründet. Die renommierten Hollywoodgrößen wollten unter anderem etwa ein Studio gründen, das künstlerischen und nicht nur kommerziellen Kriterien folgen sollte.

Der Traum platzte: Ende 2005 übernahm der Medienkonzern Viacom, dem Paramount gehört, Dreamworks für 1,6 Mrd. $. Spielbergs Studio produzierte für Paramount Hits wie "Blades of Glory" oder "Transformers", aber auch Flops wie "The Ruins".

Nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit Viacom und der Paramount-Spitze beschlossen Spielberg, Geffen und Dreamworks-Chefin Snider den Ausstieg. Paramount hatte Dreamworks als autonome Einheit geführt. Spielberg und Geffen fungierten dabei als Berater. Geffen wird nicht Teil von Spielbergs neuem Studio sein. Katzenberg ist Vorstandschef des eigenständigen Trickfilmstudios Dreamworks Animation ("Shrek"), das 2004 an die Börse ging.

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Aus der FTD vom 07.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de

 

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