Spekulation um Gewinneinbruch

Sorge um Toyota schockt Börse

In der Autobranche geht jetzt auch beim Branchenprimus die Angst um. Eine japanische Wirtschaftszeitung berichtet über sinkende Gewinne beim weltgrößten Autobauer Toyota. Die Konsequenz: Die Börsianer lassen die Aktie fallen.

ZUM THEMA

Toyota prüft Kreisen zufolge eine Senkung seiner Ergebnisprognose für das Gesamtjahr. Grund seien flaue Absatzzahlen in den Industriestaaten, geringere Zuwächse in Wachstumsmärkten sowie der starke Yen, hieß es am Mittwoch aus Firmenkreisen. Die Toyota-Aktie stürzte in einem schwachen Marktumfeld um zwischenzeitlich fast 13 Prozent ab.

Die Wirtschaftszeitung "Nikkei" berichtete, Toyota werde 40 Prozent weniger Gewinn machen als im Vorjahr und damit sowohl die eigenen Erwartungen als auch die Prognosen der Analysten verfehlen. Der Autobauer geht dem Bericht zufolge operativ nur noch von etwa 9,5 Mrd. Euro Überschuss aus. Laut "Nikkei" wird Toyota möglicherweise auch seine Umsatzprognose senken. Ob der Autobauer 2008 wie geplant 9,5 Millionen Fahrzeuge verkaufen werde, sei ebenfalls fraglich. Die Zeitung "Yomiuri" berichtet, Toyota wolle seine Kapazitäten in Europa herunterfahren.

Auch andere japanische Medien berichteten unter Berufung auf informierte Quellen, dass der größte Autobauer der Welt seine Ertragsprognose für das bis 31. März laufende Geschäftsjahr wahrscheinlich deutlich nach unten korrigieren muss.

Ein Sprecher des Unternehmens sagte in Tokio, man könne vor Bekanntgabe der Zahlen für das zweite Geschäftsquartal im November keinen Kommentar abgeben. Fest steht allerdings, dass der deutsche Rivale Volkswagen nach dem rasanten Anstieg der VW-Aktie mit einem Börsenwert von rund 94 Mrd. Euro Toyota (92 Mrd. Euro) überholt hat.

Kursinformationen + Charts

342,00 EUR 15,20 % [45,13]
Chart
VOLKSWAGEN AG .. 342,00 EUR 15,20 %
PORSCHE AUTOMO.. 48,79 EUR -8,08 %

Die Auto-Nachfrage sinkt sowohl auf den Wachstumsmärkten wie China, wo Toyota bislang noch Zuwächse erwirtschaften konnte, wie auch in Amerika und Europa. Allein in Amerika, dem größten Automarkt der Welt, sank der Absatz branchenweit im September im Vergleich zum Vorjahresmonat um 27 Prozent.

Toyota trifft es dabei doppelt hart: Neben der sinkenden Nachfrage setzt den Japaner auch der rasant gestiegene Wert des Yen zu. Die andauernde Talfahrt könnte es der Unternehmensgruppe, zu der auch Daihatsu und Hino gehören, auch nach Ansicht von Analysten schwierig machen, das Absatzziel für das laufende Jahr zu erreichen.

Dass auch Toyota seine bisherigen Planungen angesichts der Krise revidieren muss, zeigte sich schon Ende August. Da hatte der japanische Konzern seine Absatzprognose für 2009 um fast sieben Prozent gesenkt. Damit wird der Konzern nicht wie bisher geplant als erster Autohersteller die Schallmauer von zehn Millionen Fahrzeugen durchbrechen. Allein für Nordamerika senkte der Konzern seine Prognose von 3,0 auf 2,7 Millionen Autos. Toyota-Chef Katsuaki Watanabe musste damals schon einräumen, dass er sich verkalkuliert hat.

Reorganisation in Nordeuropa

Für 2008 rechnet Toyota nach letztem Stand damit, dass der Autoabsatz in Europa nach einem leichten Rückgang im laufenden Jahr um 50.000 auf 1,3 Millionen Fahrzeuge steigen wird. Japan und die USA sollen trotz neuer Modelloffensiven bei 2,2 und 2,7 Millionen Autos stagnieren. Stärkster Wachstumsmarkt soll Asien mit einem Plus von 100.000 auf 1,75 Millionen Wagen bleiben.

In seinem Hauptmarkt Nordamerika hat der Einbruch des Markts für Pick-ups den Konzern zu einer Reorganisation seiner Produktion gezwungen. So konzentriert Toyota die Fertigung der Trucks nun in Texas und baut zudem mehr sparsame Kompaktautos.

An seinen mittelfristigen Zielen hat Watanabe trotz der globalen Krise bislang festgehalten: Er will eine operative Umsatzrendite von zehn Prozent einfahren. "Es ist ein ambitioniertes Ziel", sagte er vor einigen Wochen. Erreichen will er dies mit neuen Kostensenkungsprogrammen und einem Ausbau der Produktion von Hybrid- und Elektroautos.

Der Konzernchef will den Verkaufsstart von Plug-in-Hybridautos, deren Batterien nicht nur über den Motor, sondern auch über die Steckdose aufgeladen werden, auf 2009 vorziehen. Ab 2020 sollen alle Toyotas mit einem zusätzlichen Elektromotor fahren. Watanabe kündigte zudem an, zum Anfang des nächsten Jahrzehnts reine Elektroautos für den Stadtverkehr auf die Straße zu bringen.

Kursinformationen

Name Aktuell
% abs.
VOLKSWAGEN AG STAMMA.. 342,00 EUR 15,20 % 45,13
Google Tausendreporter Furl YiGG Mister Wong del.icio.us Webnews

Bookmarken bei ...

 

FTD.de, 08.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

 FTD-Services 

 Firmen des Tages 

 Nachrichten 

Trotz Finanzkrise

Das Gremium will Lohnforderungen der IG-Metall als Grundlage für die Tarif-Verhandlungen 2009 nehmen. mehr

Auch die Unternehmen jenseits der Finanzbranche spüren jetzt die Erschütterungen der Banken und Börsen. Eine FTD-Serie beleuchtet, wo das Kapital knapp wird und wo die Nachfrage wegbricht. mehr

Verkaufsflaute

Damit sollen bei der kriselnden Ford-Tochter insgesamt rund 6000 Jobs wegfallen. mehr

Achterbahnfahrt der VW-Aktie

FTD.de erklärt die wichtigsten Fragen zu dem rätselhaften Kursanstieg. mehr

Übernahmefolgen

Der Veräußerungserlös könnte die enorme Schuldenlast nach dem Erwerb durch Schaeffler mindern. mehr

Absatzflaute durch Finanzkrise

Krisenbedingt stehen in Eisenach in Kürze die Bänder still - wie schon an einem anderen Opel-Standort. mehr

Nach Protesten

Ob der Tata Nano tatsächlich das "billigste Auto der Welt" werden kann, ist ungewiss. mehr

Angst vor Rückzug

Unter den Aktionären wächst die Furcht, dass der Kauf des Dax-Konzerns platzt. mehr

FTD-Interview

Der Sportwagenbauer hat die Hoffnung auf eine baldige Besserung im US-Geschäft gedämpft. mehr

Staatshilfe für Öko-Fahrzeuge

Europas Autoherstellern fordern von der EU Kredite in Höhe von 40 Mrd. Euro - sie wollen ähnliche staatliche Unterstützung, wie sie in den USA gewährt werde. mehr

Die Zukunft der deutschen Autobranche

Ein Team der Hochschule Bochum will zur nächsten Solarmobil-Weltmeisterschaft mit einem richtigen Auto antreten. mehr

Folgen der Konjunkturflaute

Etwas Geld aus dem US-Hilfspaket für die dortige Autoindustrie könne da nicht schaden, meint der Manager. mehr

Mehr News aus Autoindustrie

Autoindustrie als