Conti-Übernahme

Schaeffler treibt Aktienkäufe voran

von Angela Maier (München)

Der fränkische Familienkonzern Schaeffler kauft an der Börse Continental-Aktien auf, die ihm im Rahmen seines Übernahmeangebots angedient worden sind. Schaeffler habe am 9. Oktober 671.069 eingereichte Conti-Papiere zu einem Durchschnittskurs von 59,18 Euro erworben.

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Das teilte Schaeffler am Freitag mit. Die Transaktion ist für Schaeffler ein gutes Geschäft: Mit Abschluss ihrer Übernahmeofferte müssten die Franken für die Papiere rund 15 Euro mehr bezahlen, nämlich die gebotenen 75 Euro. Jene Aktien, die bisher Conti nicht angedient worden sind, sind im Zuge der Auto- und Finanzkrise sogar noch billiger zu haben - alleine am Freitag sackten sie etwa um 10,04 Prozent auf 37,55 Euro ab.

Mit den Aktienkäufen tritt Schaeffler Befürchtungen entgegen, dass die für Schaeffler riskante Übernahme platzen könnte. Die bereits eingereichten Aktien werden an der Börse separat von den regulären Conti-Papieren gehandelt und hatten wegen der wachsenden Skepsis der Anleger ab Anfang Oktober ungewöhnlich stark an Wert verloren: Zeitweise notierten sie nur noch bei gut 51 Euro.

Das nun für knapp 40 Mio. Euro erworbene Paket entspricht zwar nur 0,4 Prozent aller Conti-Aktien. Ein Schaeffler-Sprecher sagte jedoch, "wir werden die Käufe eingereichter Aktien so lange fortsetzen, wie es wirtschaftlich vernünftig ist". Die Aktionäre des Dax-Konzerns hatten dem Wälzlagerunternehmen aus Herzogenaurach rund 82 Prozent angedient. Damit kommt Schaeffler auf 90,2 Prozent - viel mehr als die angestrebten 30 bis 50 Prozent.

Kartellprüfung läuft an

Die Franken haben vergangene Woche zudem eine Pressemitteilung veröffentlicht, dass sie die Übernahme in dieser Woche endlich bei der EU für die Kartellfreigabe anmelden wollen. Beides gilt am Markt als Signal, dass Schaeffler den Deal durchziehen will. "Damit hat Schaeffler die Befürchtungen weitgehend ausgeräumt", sagte ein Fondsvertreter. So stieg der Kurs der eingereichten Aktien am Freitag um 4,27 Prozent auf 61 Euro. In Conti-Kreisen herrschen allerdings Zweifel, dass Schaeffler schon ausreichend Informationen für die Kartellanmeldung hat.

Hintergrund für die Sorgen ist nicht nur die hohe Gesamtverschuldung des künftigen Schaeffler-Conti-Konzerns, da Schaeffler für die Übernahme mehr als 10 Mrd. Euro Kredit aufnehmen muss. Das Darlehen stellt auch für die sechs finanzierenden Banken um die von der Kreditkrise schwer getroffene Royal Bank of Scotland (RBS) eine Belastung dar, da es derzeit nicht an andere Institute weitergereicht werden kann. Nach FTD-Informationen aus Finanzkreisen hat ein Konsortium um die RBS kürzlich sogar bei einer kleineren Übernahme die Finanzierung zurückgezogen - allerdings vor Unterzeichnung der Verträge.

Käufersuche für Reifengeschäft

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Zur Entlastung erwägt Conti, das Reifengeschäft und Contitech zu veräußern, und hat nach FTD-Informationen die Investmentbank Perella Weinberg beauftragt, mögliche Kaufinteressenten zu sondieren. In einem Mitarbeiterbrief betonte die Conti-Führung um den neuen Vorstandschef Karl-Thomas Neumann am Freitag, es würden keine Unternehmensteile "verschleudert". "Es wird mit diesem Vorstand keinen Verkauf der Pkw-, Nfz- und Contitech-Divisionen geben, der nicht gleichzeitig diese Geschäftsfelder stärkt und positive Zukunftsperspektiven eröffnet." Es würden alle Optionen geprüft, um Conti für die Herausforderungen der Zukunft zu wappnen. Ziel sei, dass das Gummigeschäft "nachhaltig selbstständig" bleibe und eigene wie externe Wachstumschancen wahrnehmen könne.

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Aus der FTD vom 13.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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