Kommt der Dollarcrash? Steht uns ein Bärenmarkt bevor? Ist die Google-Aktie überbewertet? "Das Kapital", die führende Kolumne für Finanzmarktthemen, gibt darauf pointierte Antworten.


Diese Serie als RSS-Feed abonnieren FTD-Serie als RSS-Feed

Das Kapital

Pest heute oder Cholera morgen

Die Banken sind fürs Erste gerettet. Die zugrundeliegenden Probleme aber bleiben – und werden selbst im besten Falle nur noch schlimmer.

ZUM THEMA

Nennen wir es eine Versicherung, für die - noch - keine Beiträge erhoben werden, und die den Schadenfall geradezu heraufbeschwört. Das ist es im Grunde, was die Regierungen in Europa mit ihren Kredit- und Einlagengarantien für die Banken anstreben. Die Politiker sagen uns zwar, dass sie die Bankpraktiken nunmehr ganz genau überwachen werden, zumal sie durch die Kapitalspritzen teilweise ja auch zu Anteilseignern der Kreditinstitute avancieren. Aber die Politik wird den Banken wohl kaum den Wettbewerb untereinander verbieten. Und das heißt dann, dass einzelne Banken Marktanteile zu gewinnen versuchen könnten, indem sie ihren Kunden höhere Zinsen auf die nunmehr mündelsicheren Einlagen bieten als ihre Rivalen. Das einzige, was sie dafür tun müssen, ist die hereingenommenen Gelder in renditeträchtige - also riskante - Anlagen zu stecken. Da bieten sich beispielsweise Hypotheken für Hauskäufer ohne regelmäßiges Einkommen an. Denn solange das gut läuft, können die Banken und ihre Anteilseigner ja satte Gewinne einstreichen; kracht es, springt eben der Staat bei.

Das Dumme ist nur, dass der Schadenfall längst eingetreten ist und das Finanzsystem bei Lichte betrachtet pleite ist, weil die Bankiers - ganz zu Recht, wie sich erweist - immer schon implizit auf jene Staatsgarantie gesetzt haben, die jetzt explizit ausgesprochen wird. Daher wird die Refinanzierung der Banken schwierig bleiben, weil die Menschen selbst den Staatsbürgschaften misstrauen, nicht zuletzt in Bezug auf ihre Dauer (wobei die Staatshaftung ironischerweise gerade deshalb schwer rückgängig zu machen sein wird).

Symptombekämpfung

Und daher werden selbst die - bislang - eher gut dastehenden Banken ihre Eigenkapitalquoten aufzustocken versuchen und größere Risiken meiden. Und daher werden die hoch verschuldeten Firmen und/oder Verbraucher in Spanien, Portugal, Irland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Australien, Neuseeland und den USA über die kommenden Jahre schon Schwierigkeiten genug haben, ihre Schulden zu refinanzieren - von zusätzlichen Krediten oder der weiteren Beleihung von Vermögenswerten wie Immobilien gar nicht zu reden. Und daher werden diese Firmen/Verbraucher nun nicht mehr so einfach über ihre Verhältnisse leben können - falls (!) sie es überhaupt noch möchten.

Das aber ist der eigentliche Zweck sämtlicher Regierungsanstrengungen und der Geldmarktüberflutung durch die Zentralbanken rund um die Welt: dass hochdefizitäre Wirtschaftseinheiten hochdefizitär bleiben sollen, auf dass sie sich Produktionsanlagen, Autos, Häuser oder Universitäten gönnen, die sie sich nicht leisten können. Tun sie das nicht, wird die globale Rezession nämlich derart hart werden, dass Kredite in Billionenhöhe ausfallen - dann endgültig zulasten der Steuerzahler.

Also ist die Politik doch klug, nicht? Nun, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Denn was wäre, wenn die Revitalisierungsversuche trotz aller Bedenken gelängen? Bei einer konsolidierten Bilanzsumme der Euro-Banken von jetzt schon 23.506 Mrd. Euro, privatwirtschaftlichen US-Schulden von 41.428 Mrd. $ oder einem Schulden-Einkommen-Verhältnis der britischen Verbraucher von 160 Prozent will man nicht daran denken, was auf die Staatshaushalte in jener Schuldenkrise zukäme, die dann in ein paar Jahren anrollte. Aber was soll man erwarten, wenn nur an Symptomen rumgedoktert wird, ja, wenn die Politik die Ursachen der Krise noch nicht mal wahrhaben will?

Google Tausendreporter Furl YiGG Mister Wong del.icio.us Webnews

Bookmarken bei ...

 

Aus der FTD vom 14.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

 Börsen-Tools 

Dax
5.313
4,96% [250,99]
 
Chart DAX PERFORMANCE-INDEX
Dow
9.388
11,08% [936,42]
 
€ / $
1,3681
0,22% [0,00]
 
Nasdaq
1.430
12,58% [159,74]
 
Stoxx 50
2.809
4,50% [120,97]
 

 Nachrichten 

+++ Live-Ticker 12.12 +++

FTD.de protokolliert die dramatischen Ereignisse der Finanzkrise. mehr

Bilderserie

Die akute Krise bewegt Politiker, Banker und Volkswirte - und den Papst. FTD.de sammelte die wichtigsten Zitate. mehr

Dax & Stoxx am Vormittag

Hypo Real Estate und Commerzbank gewannen zweistellig. mehr

Das Kapital

So schöne Deals wie Michael Frenzel macht sonst nur noch Thomas Middelhoff. mehr

Börsenausblick

Nach den Rekordgewinnen zum Wochenauftakt dürfte der Dax weiter kräftig zulegen. mehr

Dax-Chartanalyse

Die lange erwartete Zwischenerholung kommt in Form eines noch nie dagewesenen Kursanstiegs. mehr

Die Ereignisse vom 13. Oktober

FTD.de protokolliert die dramatischen Ereignisse der Finanzkrise. mehr

US-Börsenschluss

In einer beispiellosen Rally katapultierten die US-Werte den Dow nach oben. mehr

Bilderserie

FTD.de zeigt Bilder von jubelnden Händlern an den Handelsplätzen. mehr

Dax & Stoxx-Schlussbericht

Angelockt durch die Vielzahl von Hilfsmaßnahmen sind die Anleger in die Aktienmärkte zurückgekehrt. mehr

MDax & TecDax-Schlussbericht

Durch die Bank gewannen alle Werte, besonders aber die Aktien der Aareal-Bank mehr

Das Kapital

Kann man Banker auch in wertschöpfenden Branchen unterbringen? mehr

Mehr News aus Marktberichte Aktien

Marktberichte Aktien als