Die Banken sind fürs Erste gerettet. Die zugrundeliegenden Probleme aber bleiben – und werden selbst im besten Falle nur noch schlimmer.
Nennen wir es eine Versicherung, für die - noch - keine Beiträge erhoben werden, und die den Schadenfall geradezu heraufbeschwört. Das ist es im Grunde, was die Regierungen in Europa mit ihren Kredit- und Einlagengarantien für die Banken anstreben. Die Politiker sagen uns zwar, dass sie die Bankpraktiken nunmehr ganz genau überwachen werden, zumal sie durch die Kapitalspritzen teilweise ja auch zu Anteilseignern der Kreditinstitute avancieren. Aber die Politik wird den Banken wohl kaum den Wettbewerb untereinander verbieten. Und das heißt dann, dass einzelne Banken Marktanteile zu gewinnen versuchen könnten, indem sie ihren Kunden höhere Zinsen auf die nunmehr mündelsicheren Einlagen bieten als ihre Rivalen. Das einzige, was sie dafür tun müssen, ist die hereingenommenen Gelder in renditeträchtige - also riskante - Anlagen zu stecken. Da bieten sich beispielsweise Hypotheken für Hauskäufer ohne regelmäßiges Einkommen an. Denn solange das gut läuft, können die Banken und ihre Anteilseigner ja satte Gewinne einstreichen; kracht es, springt eben der Staat bei.
Das Dumme ist nur, dass der Schadenfall längst eingetreten ist und das Finanzsystem bei Lichte betrachtet pleite ist, weil die Bankiers - ganz zu Recht, wie sich erweist - immer schon implizit auf jene Staatsgarantie gesetzt haben, die jetzt explizit ausgesprochen wird. Daher wird die Refinanzierung der Banken schwierig bleiben, weil die Menschen selbst den Staatsbürgschaften misstrauen, nicht zuletzt in Bezug auf ihre Dauer (wobei die Staatshaftung ironischerweise gerade deshalb schwer rückgängig zu machen sein wird).
Und daher werden selbst die - bislang - eher gut dastehenden Banken ihre Eigenkapitalquoten aufzustocken versuchen und größere Risiken meiden. Und daher werden die hoch verschuldeten Firmen und/oder Verbraucher in Spanien, Portugal, Irland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Australien, Neuseeland und den USA über die kommenden Jahre schon Schwierigkeiten genug haben, ihre Schulden zu refinanzieren - von zusätzlichen Krediten oder der weiteren Beleihung von Vermögenswerten wie Immobilien gar nicht zu reden. Und daher werden diese Firmen/Verbraucher nun nicht mehr so einfach über ihre Verhältnisse leben können - falls (!) sie es überhaupt noch möchten.
Das aber ist der eigentliche Zweck sämtlicher Regierungsanstrengungen und der Geldmarktüberflutung durch die Zentralbanken rund um die Welt: dass hochdefizitäre Wirtschaftseinheiten hochdefizitär bleiben sollen, auf dass sie sich Produktionsanlagen, Autos, Häuser oder Universitäten gönnen, die sie sich nicht leisten können. Tun sie das nicht, wird die globale Rezession nämlich derart hart werden, dass Kredite in Billionenhöhe ausfallen - dann endgültig zulasten der Steuerzahler.
Also ist die Politik doch klug, nicht? Nun, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Denn was wäre, wenn die Revitalisierungsversuche trotz aller Bedenken gelängen? Bei einer konsolidierten Bilanzsumme der Euro-Banken von jetzt schon 23.506 Mrd. Euro, privatwirtschaftlichen US-Schulden von 41.428 Mrd. $ oder einem Schulden-Einkommen-Verhältnis der britischen Verbraucher von 160 Prozent will man nicht daran denken, was auf die Staatshaushalte in jener Schuldenkrise zukäme, die dann in ein paar Jahren anrollte. Aber was soll man erwarten, wenn nur an Symptomen rumgedoktert wird, ja, wenn die Politik die Ursachen der Krise noch nicht mal wahrhaben will?
Aus der FTD vom 14.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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