Früher haben Anleger der Bonität der Derivateanbieter kaum Beachtung geschenkt. Die Rückzahlung eines Zertifikats war bei Schieflage des Emittenten zwar gefährdet, doch die Pleite einer großen Bank schien sehr unwahrscheinlich - bis zum Lehman-Desaster. FTD.de nimmt die Anbieter unter die Lupe.
Auch die Anbieter von Zertifikateratings haben auf die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten reagiert. Sie messen der Bonität der Emittenten nun eine größere Bedeutung zu als früher und aktualisieren ihre Ratings häufiger, um mit schnellen Kursänderungen Schritt zu halten. Doch das ist angesichts des Aufwands, den fundierte Ratings erfordern, oft nicht einfach.
Schnellere Hinweise auf die Zahlungsfähigkeit eines Emittenten bieten sogenannte Credit Default Swaps (CDS). Der in Basispunkten angegebene Wert zeigt an, welchen Betrag Anleger zahlen müssen, um sich gegen den Zahlungsausfall des betreffenden Schuldners (Emittenten) abzusichern. Ein CDS von 150 Basispunkten bedeutet, dass zur Absicherung von 1 Mio. Euro 15.000 Euro pro Jahr zu zahlen sind. Je höher der Kurs eines CDS ist, desto teurer die Absicherung - und desto gefährdeter der betreffende Emittent.
Seit Kurzem bietet nun der Deutsche Derivate Verband (DDV) unter www.derivateverband.de täglich eine Übersicht über die CDS-Preise an (siehe Tabelle). Gut ist dabei, dass auch der CDS-Preis vom Vortag angegeben wird und ein Trendpfeil die Tendenz aufzeigt. Unter der Internetadresse der französischen Bank BNP Paribas derivate.bnpparibas.com findet sich eine etwas ausführlichere Übersicht, die auch die Ratings der Agenturen enthält.
In den vergangenen Wochen sind die CDS-Preise zum Teil rasant gestiegen. Am teuersten ist derzeit die Versicherungsprämie bei Morgan Stanley. Hier müssen Investoren fast 110.000 Euro Prämie für eine Versicherungssumme von 1 Mio. Euro zahlen. Zu den Unternehmen mit hohen Versicherungsprämien gehören auch Goldman Sachs und Merrill Lynch. Bei beiden Gesellschaften betragen die CDS mehr als 400 Basispunkte. Im roten Bereich bewegen sich auch die CDS-Preise von Citigroup, Royal Bank of Scotland und UBS. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass bei Schieflage eines der Institute der Staat oder eine andere Bank einspringen wird. Anleger, die jedoch ruhig schlafen möchten, sollten diese Emittenten vorerst meiden.
Mithilfe der CDS-Preise lassen sich Zertifikate auch besser vergleichen. Denn der CDS-Kurs ist nichts anderes als der Zinsaufschlag, den ein Schuldner im Vergleich zu einer sicheren Anlage zu zahlen hat. Ein CDS-Preis von 150 Basispunkten bedeutet demnach einen Aufschlag von 1,50 Prozentpunkten gegenüber einer Bundesanleihe mit vergleichbarer Laufzeit.
Dieses Wissen können sich Anleger zunutze machen. Ein Beispiel: Ein Dax-Discountzertifikat mit Cap bei 5500 Punkten und einer Laufzeit bis 18. Dezember 2009 wird von BNP Paribas mit 46,33 Euro und von UBS mit 45,54 Euro angeboten. Mit dem Papier von BNP Paribas ist maximal eine Rendite von 15,3 Prozent pro Jahr zu erzielen, mit dem von UBS rund 16,7 Prozent. Bereinigt man beide Maximalrenditen um den CDS-Preis, bleiben für das Papier von BNP Paribas 14,5 Prozent, für das von UBS rund 14 Prozent. Obwohl auf den ersten Blick das Zertifikat von UBS attraktiver erscheint, ist das Angebot von BNP Paribas unter Berücksichtigung des Emittentenrisikos besser.
Aus der FTD vom 08.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de
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