Der Sinn einer Fusion von General Motors und Chrysler, deren Chancen die beiden US-Autokonzerne seit Wochen ausloten, wird von Experten bezweifelt. Als Ausweg bleibt ein Insolvenzverfahren.
"GM hat bereits zu viele Marken, da sollte man nicht noch weitere hinzukaufen", kritisierte Tom Libby vom US-Marktforscher J.D. Power. Auch Autoanalyst Aaron Bragman von Global Insight sieht kaum Vorteile für General Motors (GM) und Chrysler. "Der wahre Profiteur wäre Cerberus", mahnte er. Der Finanzinvestor hält 80 Prozent an Chrysler und könnte für die Abgabe an den GM-Konzern dessen Anteile am Finanzdienstleister GMAC bekommen.
Auf dem nordamerikanischen Automarkt kämpfen US-Konzerne und Importeure aus Europa und Asien mit zunehmender Härte um Anteile. Infolge der Finanzkrise bricht der Verkauf von Neuwagen seit Monaten ein. Statt der üblichen 16 Millionen Fahrzeuge werden in diesem Jahr nach Branchenschätzungen nur noch gut 13 Millionen verkauft. Ein weiterer Rückgang wird für 2009 prognostiziert.
Besonders hart trifft die Krise die drei großen US-Hersteller, die seit Jahren Marktanteile an die Importeure verlieren. 1990 lag ihr Anteil noch bei über 70 Prozent, nun ist er unter 50 Prozent gesunken.
Neben der Schwäche im Heimatmarkt macht GM und Ford auch der rückläufige Absatz in Europa zu schaffen. Hier hat Ford im September 12,3 Prozent weniger Fahrzeuge verkauft als vor einem Jahr, wie der Konzern am Montag mitteilte.
General Motors, allein in den USA mit sieben Marken am Markt, versucht verzweifelt, die existenzbedrohenden Verluste einzudämmen. Ebenso wie Ford verbrennt GM täglich rund 30 Mio. $. "Ein Zusammenschluss mit Chrysler würde GM frisches Geld in die Kassen spülen", hieß es aus dem Konzernumfeld. Zur Jahresmitte verfügte GM noch über Barmittel von 21 Mrd. $ - heute dürften es deutlich weniger sein. Die Reserven von Chrysler hatte Cerberus im August auf 11 Mrd. $ beziffert.
Die Ratingagentur Standard & Poor's beurteilte eine Fusion von GM und Chrysler ebenfalls kritisch. "Wir haben Zweifel, dass sich damit die Liquidität verbessern lässt", mahnte S&P; am Montag.
Um intern wirklich hart durchgreifen zu können, könnten die Autokonzerne den Weg in die Insolvenz - das sogenannte Chapter-11-Verfahren - gehen. Diese Option hatten bereits vor Jahren die angeschlagenen US-Fluggesellschaften gewählt, um ihre Krise zu überwinden. Das operative Geschäft würde dadurch nicht zum Erliegen kommen. "Um alle Zahlungsverpflichtungen zu analysieren und deutlich zu machen, wie dramatisch die Situation ist, wäre dieser Weg richtig", sagte Christoph Stürmer, Autoanalyst beim Marktforscher Global Insight. "Intern könnte GM damit den nötigen Schock erzeugen."
Für 2009 hat GM angekündigt, 10 Mrd. $ an Kosten einzusparen und weitere 5 Mrd. $ durch neue Kredite und den Verkauf von Vermögen einzunehmen. Einen Antrag auf Gläubigerschutz lehnt der Konzern bislang strikt ab.
Aus der FTD vom 14.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD, FTD.de
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