FTD-SERIE Märkte in Aufruhr

Die Finanzkrise führt zu schweren Erschütterungen an den Börsen. Von New York aus greifen die Schockwellen nach Asien genauso aus wie nach Europa. FTD.de bündelt die Reaktionen an den Weltmärkten.


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Milliardenschaden für Deutschland

Lehman-Pleite belastet Einlagensicherung

von Yasmin Osman (Frankfurt)

Auf den Einlagensicherungsfonds der deutschen Banken rollt nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers ein großer Schadensfall zu. Der Chef der deutschen Finanzaufsicht beziffert den gesamten Verlust für nicht-amerikanische Gläubiger auf 300 Mrd. $.

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Eine Auktion in New York legt den Verdacht nahe, dass Gläubiger auf einer relativ hohen Schadenssumme sitzen bleiben werden. Da der Einlagensicherungsfonds für bestimmte Verbindlichkeiten und Spareinlagen der Deutschland-Tochter gerade stehen muss, sind das schlechte Nachrichten.

In New York hatte der Derivateverband International Swaps and Derivatives Association (ISDA) bei einer Auktion am Freitag den Restwert der US-Investmentbank Lehman Brothers auf 8,625 Prozent festgesetzt. Damit werden für jeden eingesetzten Dollar nur 8,6 Cent zurückbezahlt. Dieser Preis gilt für die Abwicklung so genannter Kreditausfallderivate, ist aber auch ein Indikator dafür, wie groß der Schaden für Lehman-Brothers-Gläubiger generell ausfallen könnte.

Nach Einschätzung der deutschen Finanzaufsicht BaFin summiert sich für nicht-amerikanische Gläubiger der Schaden auf insgesamt 300 Mrd. $. "Wir lecken noch immer die durch Lehman geschlagenen Wunden", sagte BaFin-Präsident Jochen Sanio am Montag auf einer internationalen Bankenkonferenz in Washington.

Potenzieller Schaden: 5 Mrd. Euro

Auch der deutsche Einlagensicherungsfonds ist davon betroffen. Denn über die Deutschland-Tochter der Investmentbank, die Lehman Brothers Bankhaus AG, hat das insolvente Institut hierzulande mehrere Milliarden Euro Schulden gemacht, für die der Sicherungsfonds einstehen muss. In Branchenkreisen war in den letzten Wochen von geschätzten 6 Mrd. Euro die Rede. Die Kosten würden sich reduzieren, wenn bei einer Verwertung des Bankhauses ein nennenswerter Erlös herausspringen würde. Bei einer Verwertungsquote von zehn Prozent wären das immer noch mehr als 5 Mrd. Euro.

Das erscheint nach dem Auktionsergebnis der ISDA nun unwahrscheinlicher. "Es ist immer sehr schwierig, den Restwert von Banken und Brokern festzustellen", sagt Willem Sels, Leiter der Kreditanalyse von Dresdner Kleinwort. Es sei leichter, bei Industrieunternehmen den Wert von Fabriken, Maschinen und dem Kundenstamm zu beziffern, als die Wertpapiere einer Bank. "Dennoch bietet das Auktionsergebnis von Lehman zumindest einen Anhaltspunkt dafür, mit welchem Restwert Lehman-Gläubiger rechnen dürfen", sagt Sels.

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FTD.de, 13.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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