Die fetten Jahre sind vorbei: Nachdem die Londoner Banker in der Vergangenheit im Geld badeten, herrscht nun Tristesse. Einer Analyse zufolge werden die Boni dieses Jahr um 60 Prozent geringer ausfallen. Und mittelfristig sieht es nicht besser aus.
Die Bonuszahlungen in der Londoner City werden dieses Jahr auf 3,6 Mrd. Pfund fallen. Das entspräche einem Einbruch von 60 Prozent gegenüber den 8,5 Mrd. Pfund aus 2007, schätzt der Think-Tank Centre for Economics and Business Research (CEBR) in einem am Donnerstag vorgestellten Bericht.
Die Kreditkrise belastet die Ergebnisse der Banken - und damit auch die Entlohnung ihrer Mitarbeiter. Großbritannien ist besonders stark betroffen: Nach der Verstaatlichung der Hypothekenbank Northern Rock, mussten mit Bradford & Bingley und HBOS zwei weitere Institute notverkauft werden. Am Mittwoch präsentierte Premierminister Gordon Brown dann einen Rettungsplan, der die Teilverstaatlichung von Banken wie der Royal Bank of Scotland, und Barclays nach sich ziehen könnte.
Das würde bedeuten, dass der Staat nicht nur die Dividendenpolitik maßgeblich beeinflusst, sondern auch die Managementgehälter. Überhaupt steht das Thema Vergütung auf der Agenda der britischen Regierung. Die Finanzaufsicht FSA arbeitet an einem Kodex, der die Begrenzung der Gehälter vorschreiben soll. "Wir beobachten gerade eine fundamentale Veränderung bei den Gehältern der City", sagte Richard Snook, Volkswirt bei CEBR. "Die millionenscheren Boni werden weniger, die Gehälter werden schrumpfen."
Geringere Gehälter gehen einher mit einem heftigen Arbeitsplatzabbau. Laut Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg wurden wegen der Krise 133.000 Stellen abgebaut. Die Analysten von JP Morgan gehen davon aus, dass allein im Finanzdistrikt Square Mile 40.000 Jobs wegfallen werden. "Mit dem Atem der FSA im Rücken und vielen arbeitssuchenden Bankern ist es sehr unwahrscheinlich, dass wir Boni wie in den vergangenen Jahren so schnell wiedersehen", sagte Snook.
FTD.de, 09.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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