Containerschifffahrt

Dossier Hapag-Lloyd bleibt deutsch

von Mark Krümpel (Hamburg)

Der Traditionskonzern Hapag-Lloyd bleibt in deutscher Hand. Für 1,4 Mrd. Euro verkauft das Touristikunternehmen TUI seine Schifffahrtstochter mehrheitlich an eine Hamburger Bietergruppe um den Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne.

TUI bleibt über ein Gemeinschaftsunternehmen mit einem Drittel an der Containerreederei beteiligt, was sich der Konzern 700 Mio. Euro kosten lässt. Das beschloss am Sonntag der Aufsichtsrat des MDax-Konzerns. Die Schulden in Höhe von 2,4 Mrd. Euro eingerechnet, wird Hapag-Lloyd in dem Deal mit 4,45 Mrd. Euro bewertet.

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NOL gibt klein bei

Damit ist das monatelange Ringen zwischen dem Hamburger Konsortium und der asiatischen Reederei Neptune Orient Lines (NOL) entschieden. NOL - hinter dem Unternehmen steht der Singapur-Staatsfonds Temasek - war am Freitag aus dem Bieterwettbewerb ausgestiegen. Die Hamburger Gruppe um Kühne, die einen Verkauf der weltweiten fünftgrößten Containerreederei nach Asien und eine Schwächung des Standorts Hamburg verhindern wollte, hatte von Beginn an einen höheren Preis geboten als NOL.

Die Containerreederei Hapag-Lloyd dürfte demnächst unter dem Konjunkturabschwung leiden
 Die Containerreederei Hapag-Lloyd dürfte demnächst unter dem Konjunkturabschwung leiden

Möglich wurde der Deal vor allem durch das starke Engagement der Stadt Hamburg, die für 484 Mio. Euro rund 23 Prozent der Hapag-Anteile erwirbt. "In Hamburg ist die Einheit von starkem Staat und erfolgreicher Wirtschaft ein Fels in der Brandung", sagte Finanzsenator Michael Freytag (CDU). "Wir haben trotz widriger Umfeldbedingungen einen Preis für die Containerschifffahrt erzielt, der den fairen Wert auch unter normalen Marktbedingungen widerspiegelt", sagte TUI-Chef Michael Frenzel, der Aufsichtsratsvorsitzender von Hapag-Lloyd bleiben soll. "Wir können mit dem Ergebnis auch deshalb zufrieden sein, weil sich die Rahmenbedingungen nicht nur in Deutschland in den letzten Tagen und Wochen dramatisch verschlechtert haben."

TUI will Reisegeschäft stärken

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TUI will einen Teil des Verkaufserlöses an die Aktionäre ausschütten, ließ aber am Sonntag offen, in welcher Höhe. Zudem prüft der Konzern eine vollständige Übernahme seiner an der Londoner Börse notierten Reisetochter TUI Travel, an der der Konzern derzeit 51 Prozent hält. TUI hatte Hapag-Lloyd auf Druck von Großaktionären, allen voran des Norwegers John Fredriksen, zum Verkauf gestellt.

An der Hamburger Investorengruppe sind neben Kühne und der Stadt die HSH Nordbank, die Versicherungen Signal Iduna und Hanse Merkur sowie die Privatbank M.M. Warburg beteiligt. Die Bewertung von Hapag gilt angesichts der weltweiten Rezessionsgefahr als hoch. Die unter sinkenden Frachtraten leidende Containerschifffahrt könnte in den nächsten Monaten noch weiter unter Druck geraten.

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Aus der FTD vom 13.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP

 

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