Ausstieg nach massiven Verlusten

Großaktionär Deripaska verlässt Hochtief

Er hat sein 9,99-Prozent-Paket abgestoßen: Hochtief-Investor Oleg Deripaska. Der reichste Mann Russlands will dennoch an Bauprojekten mit dem Essener Konzern festhalten, dessen Kursrutsch ihn bereits Hunderte Millionen kostete.

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Mit dem Verkauf des 9,99-Prozent-Pakets von Deripaskas Holding Basic Element verliert Hochtief einen seiner beiden Großaktionäre. Die knapp sieben Millionen Aktien seien an die Commerzbank und die Allianz gegangen, sagte eine Konzernsprecherin am Donnerstagabend. "Die Aktien sind dort in guten Händen." Zweiter Großaktionär von Hochtief ist die spanische Infrastrukturholding ACS mit mehr als 25 Prozent. "Wir haben keinerlei Anzeichen, dass auch ACS bei uns aussteigen will", sagte die Sprecherin.

Der russische Milliardär hat mit seinem Engagement bei Hochtief viel Geld verloren. Am Donnerstag war sein Paket bei einem Kurs von 24,20 Euro gerade noch 170 Mio. Euro wert. Bei seinem Einstieg kostete die Aktie mehr als das Dreifache. Eine Sprecherin Deripaskas sagte, der überraschende Ausstieg zeige ein "umsichtiges Finanzmanagement" in der Finanzkrise. Die geplanten gemeinsamen Infrastrukturprojekte in Russland sollten dennoch fortgeführt werden. Hochtief und Basic Element planen einen Autobahnring rund um Sankt Petersburg, der als Mautprojekt auch gemeinsam betrieben werden soll.

Hochfliegende Pläne

Darüber hinaus hatten Deripaska und Hochtief hochfliegende Pläne in Russland. Unter anderem will sich der Konzern um den Bau des Olympischen Dorfes für die Winterspiele 2014 in Sotschi bemühen. Deripaska sollte Hochtief in Russland die Türen öffnen.

Kursinformationen + Charts

22,13 EUR -8,55 % [-2,07]
Chart
HOCHTIEF AG IN.. 22,13 EUR -8,55 %
COMMERZBANK AG.. 9,71 EUR -9,76 %
ALLIANZ SE VIN.. 70,95 EUR -9,21 %
ACS MOTION CON.. 0,80 EUR 0,00 %
MAGNA INTERNAT.. 27,40 EUR -7,12 %
STRABAG AG INH.. 195,00 EUR -22,00 %
JSC MMC NORILS.. 61,00 USD 7,96 %
MDAX PERFORMAN.. 5.325,60 Pkt -6,76 %

Der Milliardär gilt als reichster Mann Russlands. Erst in der vergangenen Woche hatte er seinen 20-Prozent-Anteil an dem kanadisch-österreichischen Autozulieferer Magna verkauft, nachdem die Aktie seit Mai rund die Hälfte ihres Wertes verloren hatte. Die russische Börse hatte in den vergangenen Tagen massive Kurseinbrüche verzeichnet. Das hatte Spekulationen ausgelöst, Deripaska müsse sich von Beteiligungen trennen. Deripaska bekräftigte am Donnerstag, er wolle an seinen Anteilspaketen am österreichischen Hochtief-Rivalen Strabag und an der russischen Norilsk Nickel festhalten.

Millionenauftrag für US-Tochter

Die Commerzbank will ihre von weniger als drei auf 11,53 Prozent aufgestockte Beteiligung an Hochtief nicht auf Dauer behalten. "Wir halten das als Industriebeteiligung und werden diese nach und nach wieder zurückfahren", sagte ein Sprecher. Die Aktien seien als Sicherheiten schon vorher bei der Bank hinterlegt gewesen. Die Allianz meldete eine auf 3,27 Prozent erhöhte Beteiligung an Hochtief.

Reichster Mann Russland: Oleg Deripaska
 Reichster Mann Russland: Oleg Deripaska

In den vergangenen Wochen hatten Spekulationen um eine von ACS ausgehende Übernahme und Zerschlagung von Hochtief immer wieder den Kurs des im MDax gelisteten Unternehmens getrieben. Die Absicht einer Zerschlagung hatten die Spanier dementiert.

Darüber hinaus wurde bekannt, dass die US-Tochter von Hochtief in den Vereinigten Staaten einen Auftrag über 206 Mio. Euro erhalten hat: Turner übernehme die Planung und

den Bau von Gebäuden an der Stanford-Universität in Kalifornien, teilte Hochtief mit. Das Projekt soll 2011 fertiggestellt sein.

Kursinformationen

Name Aktuell
% abs.
HOCHTIEF AG INHABER-.. 22,13 EUR -8,55 % -2,07
COMMERZBANK AG INHAB.. 9,71 EUR -9,76 % -1,05
ALLIANZ SE VINK.NAME.. 70,95 EUR -9,21 % -7,20
ACS MOTION CONTROL L.. 0,80 EUR 0,00 % 0,00
MAGNA INTERNATIONAL .. 27,40 EUR -7,12 % -2,10
STRABAG AG INHABER-A.. 195,00 EUR -22,00 % -55,00
JSC MMC NORILSK NICK.. 61,00 USD 7,96 % 4,50
MDAX PERFORMANCE-IND.. 5.325,60 Punkte -6,76 % -386,06
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reuters, 09.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg

 

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