Sekt und Blitzlichtgewitter für wenige, enttäuschte Hoffnungen für viele: In diesen Tagen gibt die Nobel-Stiftung bekannt, wer 2008 die Nobelpreise für Medizin (6.10.), Physik (7.10.), Chemie (8.10.), Literatur (9.10.), Frieden (10.10.) und Wirtschaft (13.10.) erhält.


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Virus als Krebsursache

Deutscher Krebsforscher erhält Nobelpreis

von Gesa Krey (Hamburg)

Harald zur Hausen hatte entdeckt, dass ein Virus Gebärmutterhalskrebs auslösen kann. Ebenfalls mit dem Medizin-Nobelpreis geehrt wurden die französischen Wissenschaftler Françoise Barré-Sinoussi and Luc Montagnier für die Entdeckung des Aids-Erregers HIV.

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Harald zur Hausen ist Forscher am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg. Das Karolinska-Institut in Stockholm, das den Preis vergibt, würdigte ihn für die Entdeckung der Gebärmutterhalskrebs auslösenden Papillomviren (HPV). Er erhält die Hälfte des mit 10 Mio. Kronen (1,02 Mio. Euro) dotierten Preises.

"Ich bin nicht darauf vorbereitet. Wir trinken gerade ein Gläschen Sekt", sagte der 72-Jährige am Montag. Er wisse auch noch gar nicht, was er mit dem Preisgeld machen wolle, berichtete er. Heute werde es jedenfalls keine große Feier mehr geben. Gegen 10.45 Uhr kam der Anruf aus Stockholm, sagte der Krebsforscher. Um 11.30 Uhr wurde er als Preisträger offiziell verkündet.

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In den Jahren 1983 und 1984 hatten zur Hausen und seine Mitarbeiter die bahnbrechende Entdeckung gemacht, dass Gebärmutterhalskrebs durch Papillomviren ausgelöst werden kann. Die Nobelstiftung begründetet ihre Wahl damit, dass zur Hausen sich mit seiner Idee, dass Viren den Krebs auslösen können, gegen das damals geltende Dogma gewandt habe. Diese Sichtweise bestätigte die Virologin Karin Mölling vom Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik heute in Berlin. "Zur Hausen hat zu früheren Zeiten mit seinem Ansatz sehr kontrovers dagestanden und musste manches Gelächter einstecken. Er hat sich gegen alle Widerstände durchgekämpft."

Basis für lukrativen Impfstoff

Dank der Entdeckung zur Hausens gibt es inzwischen eine Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs, weltweit die zweithäufigste Krebsart bei Frauen. GlaxoSmithKline und Sanofi-Aventis, die Hersteller von zwei Varianten des Impfstoffes, hoffen auf ein Milliardengeschäft, wenn die Behandlung - wie derzeit in Deutschland - auch in anderen Ländern von Behörden empfohlen und von den Krankenversicherungen bezahlt wird.

Die Entdeckung liege allerdings schon einige Zeit zurück, sagte zur Hausen heute. "Aber wir haben in der Folge sehr viel gearbeitet." Seit fünf Jahren ist der Wissenschaftler nun schon emeritiert. Aber er hat immer noch ein Büro und ein Labor im Heidelberger Krebsforschungszentrum, das er 20 Jahre lang leitete und das unter seiner Führung zu einer der weltweit anerkanntesten Einrichtung im Bereich der Lebenswissenschaften wurde. Dort erreichte ihn am Montag auch die Nachricht von der Ehrung.

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FTD.de, 06.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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