Weltwirtschaft

Amerikaner überholen Europäer beim Wachstum

von André Kühnlenz (Berlin)

Die US-Wirtschaft wird nach einer Prognose der Forschungsinstitute in diesem Jahr an einer Rezession vorbeischlittern. "In der zweiten Jahreshälfte 2008 dürfte die US-Wirtschaft nur noch stagnieren", schreiben die Ökonomen in ihrem Herbstgutachten.

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Für nächstes Jahr erwarten sie eine schrittweise Erholung, wenngleich die Schwächephase anhalten sollte. Den Euro-Raum sehen die Experten dagegen bereits mit einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung bis Ende des Jahres in einer Wirtschaftskrise.

Die Vorhersage für die USA ist bemerkenswert angesichts der Zuspitzung der Finanzkrise. Im Frühjahr war die US-Wirtschaft dank des Konjunkturpakets und des schwachen Dollars noch relativ robust gewachsen. Jüngst haben sich jedoch die Konjunkturaussichten deutlich eingetrübt - allerdings nicht ganz so heftig wie in der Euro-Zone.

Insgesamt gehen die Institutsökonomen von einem US-Wachstum von 1,0 Prozent im nächsten Jahr nach 1,6 Prozent in diesem aus. Im Euro-Raum gehe der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,1 Prozent 2008 sogar drastisch auf nur noch 0,2 Prozent 2009 zurück.

Export verliert die stützende Wirkung
 Export verliert die stützende Wirkung

Trotz des relativ robusten Ausblicks bremsen in den USA die Baukrise und die sinkenden Hauspreise das Wachstum noch bis weit ins nächste Jahr hinein, so die Forscher. Dies zeige sich auch in einer anhaltenden Schwäche des Arbeitsmarkts und sinkenden Haushaltsvermögen. Zudem verliere der Export seine stützende Wirkung. "In der zweiten Jahreshälfte 2009 dürften die negativen Einflüsse vonseiten der Finanz- und Immobilienmärkte abklingen, sodass die US-Wirtschaft wieder allmählich Tritt fasst", schreiben die Wissenschaftler. Dies verhindere jedoch nicht, dass sich wegen der sinkenden Steuereinnahmen das Staatsdefizit von 3,0 auf 3,6 Prozent des BIP ausweiten dürfte. Und dabei sind noch nicht die Kosten für die jüngsten Rettungspakete berücksichtigt.

Deutlich erhöhen wird sich bereits in diesem Jahr nach der Institutsvorhersage das staatliche Budgetdefizit in der Euro-Zone. Es steigt von 0,6 auf 1,6 und im nächsten Jahr auf 1,8 Prozent des BIP - und Franzosen, Italiener und Portugiesen dürften erstmals seit Jahren wieder das Maastricht-Kriterium für die jährliche Neuverschuldung von 3 Prozent des BIP reißen.

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Aus der FTD vom 15.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg

 

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