Mühsame Preisauskunft

Was Fonds wirklich kosten

von Christoph Hus

Viele Anleger wissen nicht, wie viel ihr Fonds wirklich kostet. Performance-Fees und Transaktionskosten schmälern oft die Rendite. Deshalb sollte man auf versteckte Kosten achten.

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Wenn Anleger die Gebühren von Fonds des Wiener Anbieters C-Quadrat mit denen deutscher Konkurrenzprodukte vergleichen, ziehen die Österreicher oft den Kürzeren. Denn auf den ersten Blick scheint die Kostenkennzahl Total Expense Ratio (TER) bei den Fonds von C-Quadrat höher als bei vielen deutschen Produkten.

Die Ursache: Die Österreicher rechnen anders als die Deutschen in die TER auch erfolgsabhängige Gebühren mit ein, sogenannte Performance-Fees. Ein direkter Vergleich der Kennzahlen hat so wenig Aussagekraft.

Bei der Fondsauswahl sollten Anleger stärker auf versteckte Gebühren achten
 Bei der Fondsauswahl sollten Anleger stärker auf versteckte Gebühren achten

Wer die Höhe der erfolgsabhängigen Gebühr erfahren will, muss bei Produkten deutscher Anbieter genauer hinschauen oder nachfragen - in der TER ist sie nicht enthalten. Dabei suggeriert der Name der Kennzahl, dass sie alle Kosten darstelle. Der Fondsbranchenverband BVI hat dafür eine eigenwillige Erklärung: "Um der Transparenz willen werden diese Gebühren getrennt ausgewiesen." Schließlich handele es sich bei der Performance-Fee um eine Gebühr, die nur in manchen Jahren anfalle.

Auf versteckte Gebühren achten

Bei der Fondsauswahl sollten Anleger stärker auf versteckte Gebühren achten. Immerhin verlangt schon jeder zehnte Aktienfonds eine erfolgsabhängige Vergütung. Das belegen Zahlen des Fondsanalyseanbieters Lipper. Wie unterschiedlich die Bewertung der Fondsgebühren ausfällt, zeigt ein Blick auf die verschiedenen Kennzahlen. So beträgt die reine Verwaltungsgebühr bei Europaaktienfonds im Durchschnitt 1,39 Prozent. Die TER ist mit 1,79 Prozent schon deutlich höher. Sie enthält neben der Verwaltungsgebühr auch Gebühren für Depotbanken, Revision und Publikationen. Rechnet man auch noch die erfolgsabhängigen Gebühren mit ein, schnellt die Zahl auf 1,95 Prozent hoch (siehe Tabelle).

Welche Gebühren Anleger durchschnittlich für in Deutschland angebotene Investmentfonds zahlen
 Welche Gebühren Anleger durchschnittlich für in Deutschland angebotene Investmentfonds zahlen

Manche Anlegerschützer wünschen sich deshalb eine Gebührenpauschale, die alle Kosten abdeckt. Eine solche All-in-Fee wäre zwar einfacher zu verstehen als bisherige Modelle. Aber sie hätte für Anleger auch Nachteile, warnt Ed Moisson von Lipper. Bisher gilt nämlich meist dieser Zusammenhang: Wächst ein Fonds durch Mittelzuflüsse, sinkt die TER, weil Skaleneffekte auftreten. Erhebt ein Fondsanbieter allerdings eine All-in-Fee, ist dieser Vorteil für Anleger dahin. Dann zahlten sie immer einen festen Prozentsatz.

Erfolgsabhängige Gebühren sind keinesfalls die einzigen Posten, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Auch Transaktionskosten, die beim Depotumschichten entstehen, schmälern den Anlageerfolg. Sie tauchen in keiner Kennzahl auf. Investmentgesellschaften ziehen sie einfach vom Fondsvermögen ab.

Nachholbedarf bei vielen Fondsgesellschaften

Diese Kosten sind jedoch nicht zu vernachlässigen, wie eine Untersuchung des Frankfurter Unternehmens XTP belegt. Der Dienstleister hat Transaktionen von Fonds acht großer Anbieter untersucht. Ergebnis: Die Kosten betragen im Durchschnitt 0,44 Prozent des Transaktionsvolumens. "Je öfter Portfoliomanager kaufen und verkaufen, desto stärker schlagen diese Kosten zu Buche", sagt Studienautor Christian Heberle. Konkret bedeutet das: Wenn der Manager alle Papiere im Portfolio einmal verkauft und wieder neue kauft, werden Kosten in Höhe von 0,88 Prozent des Fondsvermögens fällig.

Institutionelle Investoren lassen sich solche Kosten meist separat ausweisen. Privatanleger haben diese Möglichkeit in der Regel nicht. "Dabei wäre es für alle Investoren hilfreich zu erfahren, wie hoch die Transaktionskosten sind", sagt Lipper-Experte Moisson. Auch in Bezug auf eine erfolgsabhängige Vergütung rät er Investoren, beim Fondsanbieter genau nachzufragen. "Anleger sollten sich bemühen, die Funktionsweise dieser Gebühren genau zu verstehen." Historische Kosten einzelner Fonds seien dabei aber wenig aussagekräftig für die Zukunft, so Moisson. "Anleger müssen verstehen, nach welchen Kriterien die Gebühr berechnet wird und vor allem, wie sich das auf die Rendite auswirkt."

In diesem Punkt hätten viele Fondsgesellschaften noch Nachholbedarf, kritisiert der Experte. "Sie sollten sich mehr darum bemühen, ihren Kunden zu erklären, wann genau eine erfolgsabhängige Vergütung fällig wird."

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Aus der FTD vom 06.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD/Daniel Matzenbacher, FTD.de

 

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