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Agenda: Top 25 Businessfrauen

Margret Suckale, die Frontfrau

von Ruth Fend (Hamburg)

Margret Suckale hat sich durchgesetzt: Die Managerin der Deutschen Bahn ist für die FTD-Jury die einflussreichste Businessfrau Deutschlands 2008. Ruhig und hartnäckig führte sie den Konzern durch einen der größten Konflikte seit Jahren - den Lokführerstreik.

Margret Suckale gibt sich an diesem Tag hemdsärmelig. Die beiden Bahn-Sicherheitsleute waren wohl nur neugierig, was der Fotograf mit all seiner Ausrüstung auf der Bahnhofsgalerie so treibt. Da zerrt die Bahn-Personalchefin die scheuen Herren schon mit aufs Foto: "Das sind doch jetzt meine neuen Mitarbeiter!" Und so stehen sie stramm, in dunkelblauer Uniform und Mütze, der eine rechts, der andere links der Dame im weißen Blazer und bunten Halstuch, strecken die Brust raus und schauen ernst in die Kamera. Suckale lächelt.

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Die Vorstandsfrau auf Tuchfühlung mit den Mitarbeitern - kein ganz neues Bild. Vergangenes Jahr erregte Suckale Aufsehen damit, dass sie öfters unangemeldet im ICE-Führerhaus auftauchte und die 90 Minuten Fahrzeit zwischen Berlin und Hamburg für einen Plausch mit dem Lokführer nutzte. Reine Inszenierungen waren das nicht. Mitten im neunmonatigen Gefecht mit der Lokführergewerkschaft GDL muss die Kabine für die Vertreterin der Arbeitgeberseite eher eine Löwengrube gewesen sein als ein Streichelzoo. "Am Anfang habe ich schon eine gewisse Ablehnung gespürt, wenn ich da reinkam", gibt Suckale zu.

Doch die Managerin, die im Lichtgewitter der Kameras oft spröde wirkt, gewinnt in kleinerem Kreis an Sympathien. Einmal bat ein Lokführer die 52-Jährige um ihre Telefonnummer. "Er sagte: ,Wir beide, wir kriegen den Tarifkonflikt gelöst. Wir machen das heute Abend am Telefon glatt‘."

Und als Suckale im Anschluss an einen gemeinsamen Fernsehauftritt sich noch länger mit den Lokführern unterhielt, hätten auch die gesagt: Wenn man Sie so kennenlernt, sind Sie ja ganz vernünftig. "Ich wollte niemanden in Konflikt bringen gegenüber seinen Kollegen. Aber das direkte Gespräch hat eine Menge gebracht."

Jetzt also Suckale flankiert von schneidigen Sicherheitsbeamten. Ihre Begeisterung für dieses Motiv hat einen simplen Grund: Erst seit Juni unterstehen ihr die Sicherheitsdienste, als Teil des operativen Geschäfts, das ihr zusätzlich zu den 175.000 Beschäftigten der neuen DB Mobility Logistics zugeschlagen wurde. Die Medien werteten den Wechsel aus dem Vorstand der Holding zu der Bahn-Tochter, die teilprivatisiert werden soll, als Abstieg. Und dass Transnet-Gewerkschaftsführer Norbert Hansen ihren Platz im Mutterkonzern einnimmt als politischen Deal zwischen Bahn-Chef Hartmut Mehdorn und der SPD. Es schien so gut ins Bild zu passen: Margret Suckale, einzige ihres Geschlechts im Vorstand der 100 umsatzstärksten deutschen Unternehmen, ist das nötige Opfer.

Bahn-Personalchefin Margret Suckale
 Bahn-Personalchefin Margret Suckale

Aber ganz so klar ist der Fall nicht. An traumatische Erlebnisse mit Männerseilschaften will sich die Topmanagerin jedenfalls nicht erinnern. Mit Hansen könne sie gut, auf eine Aufgabenteilung habe man sich schnell geeinigt. Und, für sie das Wichtigste: "Das spannendere Unternehmen ist für mich die Mobility Logistics."

Mit dieser Einschätzung ist Suckale nicht allein. "Wer unternehmerisch denkt und noch was will, schaut, dass er in der ML-AG ist", sagt Bahnexperte Michael Holzhey von der Strategieberatung KCW. Das ist der Bereich, für den sich Investoren interessieren, wo expandiert wird, wo Chancen liegen - aber auch Risiken. Die Holding: etwas für Leute, die noch wie Beamte denken.

Diesen Vorwurf kann man der Hanseatin sicher nicht machen. Eine Richterstelle bei der Hamburger Justizbehörde sagt sie nach dem Studium ab, um bei Mobil Oil einzusteigen - den Tipp mit der Stelle beim Ölmulti hatte ihr eine Kommilitonin gegeben. Und wäre da nicht die spannende Aussicht gewesen, die Deutsche Bahn auf ihrem Weg an die Börse zu begleiten, Suckale hätte sich womöglich gar nicht auf die Eisenbahnerwelt eingelassen.

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Aus der FTD vom 17.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP

 
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