Gesundheitswirtschaft

Hohe Renditen sind möglich

von Matthias Schönermark

Ein Team junger Wilder führt fast 100 eigene Franchise-Läden rund um den Globus. Wie sich Bree mit einem Konzept weltweit behauptet.

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Matthias Schönermark ist Inhaber des Lehrstuhls für Medizinmanagement an der Medizinischen Hochschule Hannover

Was ist der maßgebliche Unterschied zwischen der Champions League und der dritten Kreisklasse? In aller Regel die Qualität des Fußballs, der gespielt wird. Dieser Quantensprung an Qualität bedingt letztlich auch die Kollateraleffekte: mehr Zuschauer, höhere Werbeeinnahmen, höhere Preise, größeres Investitionsvolumen.

Die Konsumgüterlogik bestimmt nahezu alle Bereiche unseres Lebens. Die Korrelation zwischen der Qualität eines Produkts und dem durchgesetzten Preis gilt als nachvollziehbar und logisch. Und in aller Regel bedeutet dies auch höhere Renditen.

Niemand käme auf die Idee, die Manager Wendelin Wiedeking, Markus Miele oder Jeffrey Immelt zu fragen, ob hohe Profitabilität und hohe Qualität des angebotenen Produkts in einem Zielkonflikt stehen. Unverständliches Kopfschütteln wäre die Folge. In der deutschen Gesundheitswirtschaft ist das jedoch komplett anders. Hier herrscht immer noch das Dogma vor, dass hohe Renditen nur auf Kosten der Behandlungsqualität zu erzielen seien. Gewinne sind prinzipiell verdächtig.

Höhere Margen

Prof. Dr. med. Matthias Schönermark
 Prof. Dr. med. Matthias Schönermark

Natürlich gibt es dafür eine solide betriebswirtschaftliche Logik: Der Gesundheitsmarkt ist bestimmt von weitgehend administrierten Festpreisen: Fallpauschalen in Kliniken, Arzneimittelfestbeträge, einheitliche Ärztevergütung - und ab 2009 sogar ein einheitlicher Beitragssatz für die Krankenkassen.

Höhere Margen lassen sich in diesem System prinzipiell nur durch Kostensenkungen erwirtschaften. Der Wahn der Gleichmacherei - erdacht und entwickelt in der sozialromantischen Kuschelecke - negiert dabei die jahrhundertealte Erkenntnis, dass nur Profite als Investitionsvolumen für die Qualitätsverbesserung und für Innovationen zur Verfügung stehen.

Dennoch gibt es Ansätze, auch für Gesundheitsleistungen Premiumpreise durchzusetzen, wenn eine hohe Qualität garantiert wird. Mehr Geld für bessere Leistung: Diese sogenannten "pay for performance"-Ansätze beginnen, in den USA Raum zu greifen.

Potenzial für Qualitätssteigerungen

Aber auch in Deutschland gibt es erste, innovative Ansätze, bei denen sich aufgeschlossene Marktteilnehmer zusammenfinden - Krankenkassen genauso wie Ärzte und Kliniken. So werden beispielsweise im integrierten Migräneprojekt der Kaufmännischen Krankenkasse mit dem Westdeutschen Kopfschmerzzentrum in Essen für bessere Behandlung auf international führendem Niveau auch höhere Vergütungen gewährt.

Dass es im deutschen System erhebliches Potenzial für Qualitätssteigerungen in der Behandlung gibt, ist unter Insidern unbestritten. Jeder einigermaßen ernsthafte und charakterlich gefestigte Arzt wird einräumen, dass im Kollegenkreis massive Fähigkeits- und damit Qualitätsunterschiede existieren. Trotzdem werden derzeit noch alle gleich bezahlt. Trotzdem erzielen nahezu alle dieselben Renditen - für signifikant unterschiedliche Arbeitsqualität.

Wenn wir diese krasse Ungerechtigkeit auflösen wollen, ist bei allen zukünftigen Reformen ein Paradigmenwechsel vonnöten, der die Qualität der Versorgung in den Mittelpunkt des Wettbewerbs stellt. Dies bedeutet aber auch einen tief greifenden Mentalitätswandel bei den einzelnen Spielern.

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FTD.de, 10:00 Uhr
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Schönermark.Kielhorn + Collegen

 

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