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Einparken

Jaguar XK - Die Zielscheibe

von Rainer Leurs

Erst bei der Parkplatzsuche lernt man ein Auto richtig kennen. Wir stellen jede Woche einen neuen Wagen ab. Diesmal den Jaguar XK, der bei Vögeln für heftigen Stuhldrang sorgt.

Die Vögel in Holland haben ein Autoproblem. Schon während der Anreise nach Den Haag hatten plattgefahrene Möwen und Tauben die Landstraßen gesäumt; einem suizidalen Entenpärchen konnte ich auf der Autobahn gerade noch ausweichen. Und damit nicht genug: Seit ich über die Grenze nach Holland gefahren bin, wird mein Fahrzeug systematisch vollgekackt.

Man muss dazu wissen, dass Autos wie der Jaguar XK nicht einfach schmutzig umherfahren können wie ein ungewaschener Corsa. Äußerlichkeiten sind hier unheimlich wichtig, schließlich ist die Würde des Cabrios quasi unantastbar. Alles an dem Wagen sieht gediegen aus, einen Tick vornehm und gerade so sportlich, dass es nicht spießig wirkt. Sorgsam sind im Innenraum die Lederbezüge vernäht, mit leisem Surren und ohne Hast öffnet sich auf Knopfdruck das Verdeck. Sogar das klappernde Handschuhfach, zu schließen nur mit sanfter Gewalt, verströmt noch englische Anmut.

Perfekt auch für kleinste Parktaschen

 Endlich eingeparkt: Der Jaguar XK in Den Haag

Aber schon nach 24 Stunden in Den Haag ist das schwarze Stoffverdeck so schmutzig wie die Markise einer ukrainischen Transiederei. Heftiger Stuhldrang scheint holländische Finken, Meisen und Drosseln zu überkommen, sobald sie eines Jaguars ansichtig werden. Grau-weiß marmorierte Flatschen bedecken deshalb schon nach kurzer Zeit Kühler, Windschutzscheibe, Kofferraum und Scheinwerfer; die Den Haager Sonne trocknet sie zu bizarren Kotformationen. In diesem Zustand beeindruckt der XK wirklich niemanden - erst recht nicht die Holländer, auf die ich wirken muss wie ein versnobbter Deutscher, der zu geizig ist für eine niederländische Waschanlage.

Wenigstens für die Nacht müsste ein vogelfreier Stellplatz her, denke ich, einer ohne Baum mit Geflügel drin, und drehe in der niederländischen Hauptstadt meine Runden. Auch für kleinste Parktaschen wäre der XK ja gut gerüstet, mit offenem Verdeck hat man Sicht zu allen Seiten, und selbst die in vielen anderen Autos schrille Rangierhilfe bewahrt im Jaguar Contenance: Bevor man die Stoßstange des Hintermanns anbumst, gurrt sie bestimmt, aber stets diskret.

Leider kennt das Navigationssystem als Sonderziele nur Tankstellen, Apotheken und Restaurants - von Parkplätzen ohne Baumbestand weiß es nichts. Und nach mehreren Ehrenrunden durch Den Haag wird klar: Die niederländische Hauptstadt ist ungeheuer grün. Frustriert stelle ich den Wagen in der Prinsessegracht ab, parallel zu einem Kanal und direkt unter einem prächtig gewachsenen Laubbaum. Perfekt ausgerichtet kommt der Wagen in der Lücke zum Stehen, ich drücke den Knopf über dem Innenspiegel - und könnte schwören: Während sich das Verdeck mit leisem Surren schließt, lauert oben im Astwerk eine Taube und starrt mit glasigen Augen zu mir herab.