Die konzertierte Zinssenkung ist verpufft. Jetzt folgt die nächste Aktion der US-Notenbank Fed: Sie weitet die Dollarvereinbarungen mit anderen Notenbanken unbegrenzt aus. Doch die Reaktion blieb begrenzt: Die Interbankensätze gaben nur leicht nach.
Die US-Notenbank Federal Reserve weitet die Dollarvereinbarungen mit der Bank of England, der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Schweizer Notenbank deutlich aus. Am Montag teilte die Fed mit, ein unbegrenztes Volumen an Krediten mit 7, 28 und 84 Tagen Laufzeit einzuräumen. Die Bank of Japan überlege, sich an dem Programm zu beteiligen, hieß es in der Stellungnahme.
Auf dem Interbankenmarkt wurde die Nachricht mit Erleichterung aufgenommen, wenn die Reaktion allerdings auch sehr begrenzt blieb. Der Libor-Satz für dreimonatige Dollarausleihungen fiel am Montag um sieben Basispunkte auf 4,75 Prozent. In der vergangenen Woche war er bis auf 4,82 Prozent geklettert, das war der höchste Stand des Jahres. Der Libor-OIS-Spread, ein Maß für die Bargeldknappheit, engte sich um zwei auf 362 Basispunkte ein. Allerdings ist das immer noch außergewöhnlich hoch. Der Ted-Spread, die Renditedifferenz zwischen Eurodollar-Kontrakten und amerikanischen Schatzwechseln, ging um auf sieben auf 457 Basispunkte zurück. Zuvor hatte der Indikator ein historisches Hoch erreicht.
Mit der Ankündigung versuchen die Zentralbanken, die Spannungen auf dem Geldmarkt zu lindern. Schon Ende September kündigte die Fed an, die Dollarvereinbarungen von 290 Mrd. $ auf 620 Mrd. $ aufzustocken und bezog auch die Notenbanken in Skandinavien und Australien mit ein. Seitdem legten die Interbankensätze aber weiter zu. Das Grundproblem: Die Banken horten Bargeld, um sich gegen weitere Wertberichtigungen zu wappnen.
Ein großer Unsicherheitsfaktor momentan ist die Situation auf dem Markt für Credit Default Swaps (CDS). Das sind Kreditderivate, mit denen man sich gegen den Ausfall eines Unternehmens absichern kann. Nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers werden hohe CDS-Ausfälle befürchtet. Nominal stehen Zahlungen von 365 Mrd. $ an.
Experten hoffen nun, dass die Entspannung anhält - nicht allein wegen der Notenbankaktion, sondern auch wegen der Rettungspläne der Regierungen. "Alles zusammengenommen erhöhen sich jetzt die Chancen, dass sich die Stresssituation bei der Refinanzierung etwas entspannt. Das liegt daran, dass die Risiken eines Zusammenbruchs geringer sind, weil die Regierungen einspringen", schrieben die Experten von Goldman Sachs in einem Researchbericht.
FTD.de, 13.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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