Trotz Stellenabbau

Dossier Magna Steyr muss Kurzarbeit anmelden

von Christian Höller (Wien)

Der österreichische Autozulieferer Magna Steyr hat 2600 seiner insgesamt 6000 Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet. Dies solle voraussichtlich drei bis vier Monate gelten.

Das sagte ein Sprecher des Arbeitsmarktservice (AMS) am Dienstag. Andere Alternativen seien schon ausgeschöpft worden. Der Sprecher äußerte die Hoffnung, dass der Konzern bis spätestens Februar wieder die "normale Produktion" aufnehmen werde.

Die Kurzarbeit zeigt, wie heftig sich die Krise bei den Autozulieferern verschärft hat. Magna Steyr hatte erst kürzlich den Abbau von 900 Stellen mitgeteilt. Dabei hatte es geheißen, dass keine weitere Maßnahmen im Personalbereich notwendig seien.

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Dem Vernehmen nach soll nun jedoch Chrysler als einer der wichtigsten Kunden sehr kurzfristig Aufträge aus der Produktion für dieses und das nächste Jahr herausgenommen haben. Magna Steyr ist die europäische Tochter des kanadischen Konzerns Magna International, dem drittgrößte Autozulieferer weltweit. Das Unternehmen baut Autos im Auftrag verschiedener Hersteller wie Chrysler, Daimler, BMW und Saab. Viele dieser Fahrzeugmodelle sind am Ende ihres Lebenszyklus.

Eine Mitarbeiterin von Magna Steyr montiert Räder an einem BMW
 Eine Mitarbeiterin von Magna Steyr montiert Räder an einem BMW

Zwar konnte Magna Steyr zuletzt einige kleinere Aufträge gewinnen. Doch damit lassen sich die Kapazitäten nicht voll auslasten. Noch im Jahr 2006 hatte die Europa-Tochter von Magna knapp 250.000 Fahrzeuge produziert. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 199.000 Autos, mit weiter sinkender Tendenz. Analysten erwarten einen Rückgang auf 150.000 Fahrzeuge. Im Vergleich zur Konkurrenz schneidet das Unternehmen aber noch immer gut ab. Magna International hatte gleichwohl für das vergangene Quartal einen Gewinnrückgang von 13 Prozent auf 227 Mio. $ gemeldet. Der Konzern ist breit aufgestellt und nicht so stark von regionalen Märken abhängig.

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35,43 USD 1,03 % [0,36]
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Einen Dämpfer musste Magna zuletzt bei der Eroberung des russischen Marktes hinnehmen. Der russische Oligarch Oleg Deripaska hatte Anfang Oktober seinen Anteil von 18 Prozent an dem kanadischen Autozulieferkonzern im Zuge der Finanzkrise an eine Bank abtreten müssen. Dem Vernehmen nach handelt es sich um das französische Institut BNP Paribas. Was die Bank mit dem Aktienpaket machen wird, ist unklar. Mit Deripaska wollte der Konzern die Expansion in Russland vorantreiben und die Abhängigkeit von Autobauern in den USA und Westeuropa verringern. Der Oligarch kontrolliert Gaz, den zweitgrößten Autobauer Russlands. Magna unterstützt Gaz etwa bei der Produktion von Chrysler-Modellen. Laut einem Magna-Sprecher soll die Kooperation mit Deripaska trotz der jüngsten Entwicklung beibehalten bleiben.

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Aus der FTD vom 15.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Magna Steyr

 

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