Nachforderungen

Consors fleddert Depotleichen

von Nicolas Lieven (Hamburg)

In einer beispiellosen Aktion treibt Cortal Consors derzeit ausstehende Konto- und Depotgebühren ein. 2002 hatte der Onlinebroker für ehemals kostenlose Leistungen Pauschalen eingeführt - auch für leere Konten und Depots.

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Monat für Monat fällt eine Leistungspauschale von 1,95 Euro an. Doch gerade Kunden ohne Geldeingang oder Aktienbestand registrierten die Veränderung nicht. Entweder weil sie die Site nicht mehr aufsuchten, die Infopost schlicht nicht erhielten oder als vermeintliche Consors-Werbebotschaft in der Altpapiertonne versenkten.

Gegenzeichnen mussten die Kunden die einseitige Vertragsänderung übrigens nicht, weshalb Cortal Consors ein Nachweis über den Erhalt schwer fallen dürfte, sagt Finanzexperte Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Seiner Ansicht nach ist die Einführung von Gebühren im Idealfall dort bekannt zu geben, wo die Kunden eines Onlinebrokers am ehesten hinsehen: auf der Homepage. Doch der Broker versteckte die Botschaft in den Tiefen seiner Website.

Das hält Cortal Consors allerdings nicht davon ab, die Kunden jetzt ins Visier zu nehmen und mehrere Hunderttausend Euro einzutreiben. Bei dem Onlinebroker hat alleine in den vergangenen Monaten laut einem Consors-Sprecher eine "niedrige vierstellige Zahl" die intern gesetzte Mahngrenze von 150 Euro überschritten. Vielfach handelt es sich um Kunden, die bis heute weder Depot noch Konto nutzen.

Eine Frau verlässt das Gebäude von Cortal Consors
 Eine Frau verlässt das Gebäude von Cortal Consors

Kurz vor der Mahnung zum Ausgleich wurde den Adressaten in einem ersten Schreiben "ein faires Angebot" unterbreitet, binnen weniger Tage 2500 Euro als Tagesgeld, 5000 Euro als Festgeld oder einen Sparvertrag anzulegen. Wörtlich heißt es: "Ist kein interessanter Vorschlag für Sie dabei, dann bitten wir Sie, Ihr Konto bis zum ... auszugleichen."

"Aktivierung der Kundenbeziehungen"

Ein Consors-Sprecher nennt das eine "Aktivierung der Kundenbeziehungen". Demnach haben sich nur zwei Prozent der Depotleichen beschwert, 20 Prozent haben das fragwürdige Angebot angenommen. Wer nicht reagierte und die Mahngrenze durchbrach, erhielt inzwischen ein zweites Schreiben mit der Aufforderung, "die ungenehmigte Überziehung" auszugleichen. Gegenüber FTD.de räumte Cortal Consors eine "unglückliche Kommunikation" ein. Die Anschreiben müssten überarbeitet werden. Zudem bezeichnete der Sprecher die Mahngrenze von 150 Euro als sehr hoch. Grundsätzlich ändern wolle Cortal Consors daran zwar nichts. Den Kunden würden aber künftig jeweils zum 1. Januar des Jahres Kontoauszüge zwangszugestellt. Bei den aktuellen Fällen suche man zudem nach Kompromisslösungen. Inkassounternehmen würden nicht eingeschaltet.

Ob die gesetzliche dreijährige Verjährungsfrist greift, lässt Cortal Consors offen. Man könne ja mal fordern, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Das sieht die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen anders. Jurist Hartmut Strube sagte, eine mögliche Verjährung müsse zumindest geprüft werden. Ein Freispruch für Konto- und Depotinhaber ist das allerdings nicht: Der Kunde sei durchaus in der Pflicht, seine Konten regelmäßig zu überprüfen, sagte Strube der FTD.

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FTD.de, 16.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Cortal Consors

 

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