Nicht nur Banken und Börsen sind von der schwersten Finanzkrise seit 1928 schwer betroffen. Auch auf Unternehmen außerhalb des Finanzsektors und auf die weltweite Konjunktur hat das Desaster starke Auswirkungen.


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Flaute der Automobilindustrie

Autohersteller rufen Politik zur Hilfe

Der Abschwung am Horizont, die Finanzkrise im Depot, und das Auto vor der Tür fährt noch: Europaweit scheuen Autofahrer den Gang zum Autohändler. Das beweisen jüngste Absatzzahlen. Die Autoindustrie stöhnt - und wendet sich an die Politik.

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Die Angst vor einem Abschwung und teurere Kredite infolge der Finanzmarktkrise halten die Europäer weiterhin vom Kauf neuer Autos ab. Im September ging die Zahl der Neuzulassungen nach Angaben des deutschen Branchenverbandes VDA vom Dienstag um acht Prozent auf 1,3 Millionen Pkw zurück. In Westeuropa waren es neun Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Eingebrochen seien die Verkaufszahlen vor allem in Spanien (32 Prozent). Dort waren die Pkw-Neuzulassungen im September mit 65.000 Pkw im fünften Monat in Folge deutlich rückläufig. Ebenfalls stark im Minus lag der Automarkt in Großbritannien (21 Prozent bei 330.300 Pkw), wo sich die Immobilienkrise besonders bemerkbar macht.

In Italien lagen die Pkw-Verkäufe im September mit 176.100 Fahrzeugen sechs Prozent unter dem Vorjahresniveau; die italienischen und die ausländischen Anbieter verloren dabei gleichermaßen an Boden. Der Rückgang fiel nicht mehr so hoch aus wie in den Monaten zuvor, allerdings schlägt dabei zu Buche, dass der September zwei Arbeitstage mehr aufwies als der August. Neben der aktuellen Finanzmarktkrise belasten Inflations- und Rezessionssorgen den italienischen Verbraucher.

Auch im bisherigen Jahresverlauf hinkt der Absatz in Europa laut VDA mit 11,7 Millionen um vier Prozent hinter dem Vorjahr her. Schon in den Sommermonaten waren die Autoverkäufe in Europa drastisch zurückgegangen. Die Flaute erreicht jetzt auch Osteuropa, das lange eine Stütze war: Dort ergab sich von Januar bis September nur noch ein Plus von drei Prozent.

Hersteller rufen nach dem Staat

Die Lage und das 500 Mrd. Euro schwere Rettungspaket für die Finanzwirtschaft weckt deshalb auch bei den Autobauern Begehrlichkeiten. Angesichts der weltweiten Finanzkrise müsse auch die EU die Realwirtschaft stärken, forderte der VDA. Sein Präsident Matthias Wissmann sagte, wenn die Autoindustrie in anderen Ländern Staatskredite und Finanzhilfen erhalte, müsse Deutschland darauf reagieren, um Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern.

Autobau bei der britischen GM-Tochter Vauxhall - auch auf der Insel bricht der Absatz ein
 Autobau bei der britischen GM-Tochter Vauxhall - auch auf der Insel bricht der Absatz ein

Nach Ansicht von VDA und VDIK muss die Bundesregierung die schwächelnde Autonachfrage mit der raschen Einführung einer CO2-basierten Kraftfahrzeugsteuer, aber auch mit staatlichen Förderprogrammen ankurbeln. Denkbar sei, zinsverbilligte Kredite zum Neuwagenkauf und Prämien zur Verschrottung von Altautos zu gewähren, teilte der Verband der Automobilindustrie mit. Der Importeursverband VDIK sprach sich für die Förderung abgasarmer Fahrzeuge aus.

Sonderkonjunktur in Frankreich durch Bonusprogramm

Ähnliche Maßnahmen hatten in Ländern wie Frankreich und Italien noch vor dem Ausbruch der Finanzkrise für anziehende Verkaufszahlen gesorgt. Mit einem "Bonus-Malus-System" fördert Frankreich den Verkauf von Kleinwagen mit einem geringen Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid. Dort wurden im September acht Prozent mehr Autos verkauft als ein Jahr zuvor.

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FTD.de, 14.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg

 

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