Weil die Banken kaum noch Großkredite vergeben, sinkt die Zahl der Fusionen und Übernahmen drastisch. Nur die Notverkäufe nehmen zu. Und strategische Käufer suchen nach Schnäppchen.
Alles, nur keine Unsicherheit: Schaeffler tut derzeit alles, um die Zweifel an der Übernahme des Autozulieferers Continental zu zerstreuen. So kauft das fränkische Familienunternehmen über die Börse zusätzliche Aktien - deren Wert seit dem angekündigten Zukauf deutlich gefallen sind.
Dabei sind die Zweifel angebracht: Der Kauf ist mit über 10 Mrd. Euro kreditfinanziert - in Zeiten einer Finanzkrise und drohender Rezession gilt das gemeinhin als beträchtliches Risiko. Andere Unternehmen, die mit ihren Projekten etwas später dran waren, haben in den vergangenen Wochen bereits die Segel gestrichen.
Vom Schweizer Bergbauunternehmen Xstrata bis zur US-Drogeriekette Walgreen: Weltweit haben Konzerne Übernahmen und Fusionen abgeblasen, weil Banken die Finanzierung verweigert haben. Auch erfolgreiche Geschäfte, wie die Übernahme von Genentech durch Roche, konnten diesen Trend nicht drehen.
Die Beispiele zeigen: Strategische Investoren ziehen derzeit an reinen Finanzinvestoren vorbei. Nur sie können noch genügend Eigenkapital aufbringen - und haben zudem die bessere Branchenkenntnis. "Viele Industrieunternehmen beobachten derzeit den Markt genau, um im Falle eines Konjunktureinbruchs geschwächte Konkurrenten günstig aufkaufen zu können", sagt Alexander Roos, bei der Unternehmensberatung Boston Consulting für Merger and Acquisitions verantwortlich.
In Deutschland ist das Volumen der Fusionen und Zukäufe in den ersten neun Monaten dieses Jahres auf ein Zweijahrestief gesunken. Mit 102,7 Mrd. $ liegt es nach Daten von Thomson Reuters nun 17 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Nach einem schlechten ersten Halbjahr gab es im dritten Quartal zwar einige große Zusammenschlüsse wie die Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank. Dabei dürfte es sich allerdings um Ausreißer handeln.
Aus der FTD vom 14.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg
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