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Goldplatzierung

von Hanna Knapp

Erst bei der Parkplatzsuche lernt man ein Auto richtig kennen. Wir stellen jede Woche einen neuen Wagen ab. Diesmal: den Honda Accord 2.2 i-DTEC.

Als ich endlich zwischen den sechs Gängen des Honda Accord den Rückwärtsgang finde, erscheint auf dem Monitor rechts vom Lenkrad eine Vespa in Schwarz-Weiß. Sieht aus wie ein italienischer Filmklassiker, nur abschalten lässt er sich nicht. Jedenfalls finde ich keinen Ausknopf. Egal, ich will den Wagen erst mal nur ausparken. Also drehe ich mich um und entdecke durch die Heckscheibe den Roller aus dem Film.

Dank der Rückfahrkamera hätte ich meinen Hals gar nicht verrenken müssen. Überhaupt muss ich in diesem Wagen wenig selbst tun. Kaum suche ich den Hebel für die Scheibenwischer, setzen sie sich schon in Bewegung - ein Sensor in der Windschutzscheibe hat den Regen selbst erspürt. Leuchtpfeile ermahnen zum Hoch- oder Runterschalten, und wenn ich zu nah auffahre, piepst es. Sonst schnurrt der Accord so leise über die überfüllte A 1 nach Norden, dass ich ab und zu das Fenster öffne, um überhaupt etwas Motorenlärm zu hören.

Limousine für Geschäftsmänner und Familienväter

 Eingeparkt: der Honda Accord 2.2 i-DTEC

Auf dem hellen Ledersitz der Limousine verwandele ich mich langsam in einen Geschäftsmann und Familienvater, für den diese Karosse gemacht ist. Ich ertappe mich dabei, wie ich vor Businesspartnern die Geräumigkeit des Wagens anpreisen oder den Kindern zurufen will: "Bald sind wir da!" Ich habe aber derzeit weder Meetings noch ungeduldige Kinder und bin außerdem eine Frau.

Ich genieße also die Fahrt über die Fehmarnsundbrücke und freue mich, weil der Wagen auf Fehmarn endlich mal nicht so überdimensioniert wirkt: bestimmt 99 Prozent der Fahrzeuge auf der Surferinsel sind VW-Busse und Wohnmobile. Auf der schmalen Straße nach Gold kommen mir gleich drei entgegen. Das Ausweichmanöver ins Feld macht der Accord mit, als wäre er ein Geländewagen. Dafür will jetzt die Frau umkehren, die mir via Navigationssystem Befehle erteilt: "Bitte wenden Sie." Ich gehorche nicht, denn vor mir glitzert in der Sonne schon das Ortsschild von Gold.

Das Dorf besteht aus fünf Häusern und etwa 1000 braun gebrannten Surfern, die ihre Bretter zur Ostsee tragen. Parkplätze gibt es in Gold nicht. Kaum halte ich vor einem Zaun, ruft mir ein langhaariger Mensch im Neoprenanzug zu: "Hier können Sie nicht stehen bleiben!" Ich manövriere rückwärts aus der einzigen Straße - einer Sackgasse - hinaus. In meinem Autokino sehe ich nackte Surferbeine. Die fußballfeldgroße Wiese am Ortseingang ist zur Parkfläche deklariert. 2 Euro kostet mich die Lücke zwischen einem Wohnmobil und einem VW-Bus mit Giraffenmuster. Manche nutzen den Parkplatz auch zum Campen. Beim Rückwärtsfahren drehe ich mich nicht mehr um. Das Feld sehe ich genau im Monitor. Aber bei der hübschen Surferin, die jetzt hinter mir aussteigt, lohnt sich schon ein direkter Blick.