Erweitertes Imperium

Milliardär Quandt gründet Europa-AG

von Gerhard Hegmann (München)

BMW-Großaktionär Stefan Quandt hat nach Informationen der FTD eine europäische Aktiengesellschaft (SE) gegründet. Auf die Gesellschaft mit dem späteren Namen Aqton SE könnte der stellvertretende BMW-Aufsichtsratschef in einem zweiten Schritt sein Aktienpaket am Münchner Autokonzern übertragen.

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Wie ein Quandt-Sprecher auf Anfrage sagte, diene die Gesellschaft zum Erwerb und Verwalten von Beteiligungen an Firmen der Autoindustrie. Sie sei daher keine neue Dachholding über alle Geschäftsaktivitäten des Unternehmers. Die Gesellschaft diene "als Vorbereitung einer langfristig orientierten Optimierung der Struktur des unternehmerischen Vermögens von Herrn Stefan Quandt".

Details wollte der Sprecher nicht nennen. Die zunächst als Acton SE eingetragene Gesellschaft mit Sitz in München werde in Aqton SE umbenannt. "Für das laufende Jahr ist keine Verlagerung der BMW-Anteile von Stefan Quandt in die neue Aqton SE mehr vorgesehen", sagte der Sprecher. Das Engagement des Unternehmers bei BMW sei ohnehin langfristig ausgerichtet.

Bislang liegen die BMW-Anteile des Unternehmers bei der Stefan Quandt GmbH & Co KG für Automobilwerte in Bad Homburg. Auf diese Gesellschaft übertrug der 42-Jährige jüngst noch ein privat gehaltenes kleineres Paket. Sein 17,4-Prozent-Anteil am Autohersteller hat aktuell einen Wert von etwa 2,2 Mrd. Euro. Anfang des Jahres war das Vermögen noch doppelt so hoch.

Einfachere Strukturen

Die Unternehmerin Johanna Quandt, ihr Sohn Stefan (l.) und der Aufsichtsratsvorsitzende von BMW, Joachim Milberg
 Die Unternehmerin Johanna Quandt, ihr Sohn Stefan (l.) und der Aufsichtsratsvorsitzende von BMW, Joachim Milberg

Wie es heißt, wird Stefan Quandt bei der neuen Aqton SE neben dem Vorsitz in der Geschäftsführung auch die Position des Vorsitzenden des dreiköpfigen Verwaltungsrats übernehmen. Diese Sonderform (One-Tier Board) ist bei der Europa-AG möglich. Daneben werden noch seine Ehefrau Kathrin Quandt und Rechtsanwalt Claus-Michael Denk im Kontrollgremium vertreten sein. Der Jurist ist seit Jahren Rechtsberater der Familie Quandt.

Zahlreiche Großkonzerne wie Allianz, Porsche oder BASF wandelten sich bereits in eine Europa-AG (SE) um, auch zur leichteren Expansion ins Ausland. Bei einer Beteiligungsgesellschaft wie im Falle von Stefan Quandt sehen Experten Vorteile in steuerlichen Fragen und einfacheren Strukturen durch den Wechsel von der komplizierten GmbH & Co KG-Personengesellschaft in eine Kapitalgesellschaft. Theoretisch wäre auch eine Sitzverlagerung der Aqton SE in ein anderes Land der Europäischen Union leichter als zuvor.

Das heutige BMW-Vermögen von Stefan Quandt geht maßgeblich auf seinen Vater Herbert Quandt zurück. Seit dessen Tod 1982 wirkt der 42-Jährige gemeinsam mit dessen Witwe Johanna Quandt sowie seiner Schwester Susanne Klatten eher im Hintergrund. Stefan Quandt ist aber stellvertretender BMW-Aufsichtsratsvorsitzender. Die Quandt-Familie hält insgesamt 46,6 Prozent an BMW. Das Quandt-Imperium wird über mehrere Gesellschaften mit Sitz in Bad Homburg bei Frankfurt am Main verwaltet. Außer seinem BMW-Engagement ist Stefan Quandt noch Alleinaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender der Managementholding Delton AG. Zu dem Unternehmen mit über 2,7 Mrd. Euro Umsatz (2007) gehören Firmen aus der Logistikbranche (Logwin), der Pharmabranche (Heel) und Haushaltsprodukte (Cedo-Folien).

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Aus der FTD vom 20.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: ddp

 

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