Lange war die These vom "De-Coupling" mächtig angesagt. Die Grundaussage: Schwellenländer können sich bei einem Abschwung der Industriestaaten abkoppeln. Doch das erweist sich jetzt als falsch. Investoren ziehen ihr Kapital ab - und einzelne Länder bitten beim Währungsfonds und der EZB um Hilfe.
Die Märkte in den Schwellenländern dürften diese Woche weiter unter Druck stehen, nachdem sie schon vergangene Woche zum Teil drastische Verluste einstecken mussten und auf mehrjährige Tiefs fielen. Seit Mai haben deren Aktienmärkte fast 55 Prozent ihres Wertes eingebüßt, in Russland sind es seit Jahresbeginn sogar über 70 Prozent. Im Falle Russlands könnte allerdings helfen, dass Finanzminister Alexeij Kudrin für diese Woche Aktien- und Anleihekäufe durch die Regierung angekündigt hat.
Die weltweit wachsenden Rezessionsängste infolge der Finanzkrise und die aktuelle Risikoscheu der Anleger treffen diese Länder besonders, weil massiv Gelder aus diesen Regionen abfließen. Dies gilt für Osteuropa und einige asiatische Staaten. Andere Staaten wie Südafrika oder Russland leiden unter den Preisstürzen bei Rohstoffen. Die Währungen der Schwellenländer brechen auf breiter Front ein und viele Regierungen zu Milliarden-Interventionen gezwungen.
In Ungarn, der Ukraine und Serbien sorgen sich die Anleger um die Sicherheit der Banken. Alte Probleme wie hohe Auslandsverschuldung und Defizite in den Leistungsbilanzen sind mit der Krise wieder in den Fokus gerückt. Die Finanzierung dieser Defizite fällt den osteuropäischen Ländern angesichts der Liquiditätsknappheit nach Ansicht der LBBW-Analysten Matthias Krieger und Thomas Gitzel besonders schwer.
Im Fokus stünden dabrei die baltischen Staaten, Bulgarien, Rumänien, Ungarn und die Türkei. "Besonders prekär ist dabei die hohe Auslandsverschuldung im privaten Sektor dieser Länder. Lettland beispielsweise kämpft mit einer Auslandsverschuldung von 130 Prozent des Brutto-Inlandsprodukts (BIP)". Aber auch Ungarn habe in den vergangenen Jahren Auslandsverbindlichkeiten von über 80 Prozent des BIP aufgehäuft. Für Estland und Lettland rechnen die Bank-Experten mit einer tiefen Rezession.
Goldman Sachs, JP Morgan Chase und andere Banken nehmen aktuell ihre Wachstumsprognosen für die osteuropäischen Staaten im Jahr 2009 teils deutlich zurück. Die stärkste Verlangsamung sagt Goldman Sachs für Russlands Wirtschaft voraus, die nur noch 4 Prozent statt bisher prognostizierter 7 Prozent expandieren dürfte. Für die meisten anderen Länder wurden die Prognosen um jeweils etwa 1,5 bis 2 Prozent zurückgenommen.
Entsprechend suchen die osteuropäischen Staaten Hilfe beim Internationalen Währungsfonds oder - wie Ungarn - bei der Europäischen Zentralbank. Die Ratingagentur Fitch nahm am Freitag ihren Rating-Ausblick für Ungarn auf "negativ" von "stabil" zurück. Trotz zahlreicher Notmaßnahmen der ungarischen Notenbanken, "bleiben die der mittelfristige Aussichten für den Forint düster", schrieb Angus Halkett, Währungsstratege der Deutschen Bank in London. Die Ukraine erhielt am Freitag vom IWF die Zusage für Kredite über 14 Mrd. Dollar, um ihr Finanzsystem zu stärken.
Auch die Türkei gerät zunehmend in die Turbulenzen hinein. Die Landeswährung Lira hat zum Dollar seit Jahresanfang um fast 25 Prozent abgewertet, Südafrikas Rand sogar um über 30 Prozent. Pakistans Rupie sackte auf ein Rekordtief zur US-Währung, nachdem die Regierung am Freitag erkärt hatte, sie verfüge kaum über ausreichend Währungsreserven, um die Einfuhren der nächsten sechs Wochen zu finanzieren. Versuche von Regierungsvertretern, in Peking, Washington oder bei den Golfstaaten, finanzielle Unterstützung aufzutreiben.
FTD.de, 18.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg
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